Thema:
Ein paar Gedanken von mir zur Mietpreisexplosion flat
Autor: Telemesse
Datum:26.08.19 15:49
Antwort auf:Mietendeckel: Berliner Linke sind total übergeschnappt von Telemesse

Hauptursache für die Mietenexplosion: Das seit Jahren andauernde Niedrigzinsniveau. Weil viele etablierte Anlageformen aufgrund der Zinspolitik der EZB nicht mehr funktionieren fließen Unmengen an Kapital in den Immobilienmarkt, der zumindest noch geringe aber immerhin positive Renditen verspricht. Die dadurch künstlich erhöhte Nachfrage beflügelt die Preise für Bestandsimmobilien sowie die Bauaktivität was wiederum zu permanent steigenden Bau- und Materialkosten führt weil Baufirmen ausgelastet sind und Baumaterial knapp. D.h. unterm Strich wird bei aktuellem Kauf von Bestandsimmobilien oder beim Neubau prozentual nicht mehr verdient als früher. Die Mieten sind zwar deutlich höher, die Erwerbskosten sind aber genauso bzw. noch stärker gestiegen so das die Renditen bestenfalls gleich geblieben sind. Profiteure sind hier in erster Linie Bestandsimmobilienbesitzer die diese vor Beginn des Preisanstieges erworben haben (also vor 2010-2012). Eine Mietpreisbremse, die gekoppelt wäre an den Erwerbszeitraum wäre also schon eher etwas was die wahren Profiteure erreichen könnte. Die Politik hat also das aktuelle Problem mit ihrer Geldmarktpolitik, von der der Bund selbst maximal profitiert, in erster Linie selbst verschuldet. Niedrig Zinsen in Boomzeiten sind zum einen volkswirtschaftlich unsinnig und wirken zum anderen wie ein Investitionspotentierer der, wie man jetzt sehen kann, absurde Auswüchse hervorbringt. Es wäre nun also dringend notwendig das Kapital in andere Kanäle zu leiten. Die kann nur funktionieren mit einer Anhebung des europäischen Leitzinses. Falls jetzt aber wie ja schon mehrfach prognostiziert Negativzinsen für größere Kapitalmengen kommen sollte droht eine weitere Geldschwemme die auf den Investitionsmarkt drückt.

Staatliche Bautätigkeit: Diese muss, gerade in den Ballungszentren, massiv erhöht werden. Nur mehr Angebot kann zu einer Entspannung führen. Gleichzeitig müssen Wohnungsbaugenossenschaften unterstützt werden und klare und verläßliche Rahmenbedingungen her um langfristige Planungssicherheit zu bekommen.

Private Bautätigkeit: Die muss genauso forciert werden. Hier kann es zum einen Subventionsmodelle mit Mietpreisbindung geben zum anderen aber ebenso die Möglichkeit hochwertige und teure Wohnungen im oberen Preissegment für betuchte Klienten ohne irgendwelche Preisbindungen zu bauen. Ganz wichtig sind hier auch: Klare und verläßliche Rahmenbedingungen für langfristige Planungssicherheit.

Ziel für eine Marktaufteilung könnte z.b. sein: 30% staatlicher Wohnungsbau, 40% genossenschaftlicher Wohnungsbau und subventionierter privater Wohnungsbau mit Mietpreisbindung, 30% freier, privater Wohnungsbau ohne nennenswerte Regulierung. Das könnten die Kommunen recht einfach über die Vergabe von Baugenehmigungen steuern.
Nur im Zusammenspiel aller Marktteilnehmer kann das imo funktionieren. Der Versuch rein marktwirtschaftlich funktioniert genausowenig wie der rein sozialistische Ansatz der Linken. Mit Extremlösungen ist also niemandem geholfen. Es verunsichert nur die Marktteilnehmer und führt im Endeffekt zu noch mehr Problemen.

Aufkauf von Wohnungsbeständen durch Kommunen: Das ist für mich aktuell völlig unsinnig. Die Kaufpreise zur Zeit viel zu hoch. Ein Ankauf würde derzeit nur zu einer unverantwortbaren Verschuldung führen und Kosten für Investitionen in Instandhaltung und Sanierung würden zusätzlich zu kaum stemmbaren finanziellen Risiken für die Städte führen. Städte sollten hier antizyklisch handeln. D.h Ankauf von Wohnungen in Niedrigpreisphasen und nicht wenn der Markt ohnehin überhitzt ist. Das Geld sollte aktuell lieber Konsequent in den Bau von neuem Wohnraum fließen.

Letztendlich ist imo die Politik der letzten 10 Jahre selbst der Hauptverursacher der Krise. Wenn von selbiger nun versucht wird irgendeinen Popans als Schuldigen aufzubauen den man bekämpfen müsste ist das schon extrem heuchlerisch. Letztendlich würde ich mir mal wieder eine Politik wünschen die Sachprobleme mit Engagement und Verstand und nicht mit Popoulismus und Ideologie angeht nur um eine Klientel gegen die andere auszuspielen.


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