Thema:
Re:The Shield angefangen flat
Autor: thestraightedge
Datum:22.08.19 17:34
Antwort auf:Re:The Shield angefangen von Felix Deutschland

>Ääääh... nee. In Folge 8 kriegt ein Pädo-Ganglord vom Strike Team ein Branding. Ein Konflikt zwischen zwei Rapper löst Vic unbürokratisch, indem er beide über Nacht in einem Schiffscontainer einsperrt in der berechtigten Hoffnung, dass halt einer den anderen abmurkt. Die "Holding Cell" ist ein buchstäblicher Menschenkäfig mitten in der Wache, welche in betont nüchternem Realismus, ääh verzeihung brachialster, jeglichem Echtwelt-Bezug entbehrender Holzhammer-Metaphorik in einer alten Kirche untergebracht ist. In der ersten oder zweiten Folge kommt Mackey in einen Verhandlungsraum mit einem Zippo-Feuerzeug, einem Telefonbuch und noch einem Gegenstand und knipst zur Begrüßung erstmal die Überwachungskamera ab.


Ja, alles richtig. Aber in allen Fällen ist "Scheiße zeigen" nicht mit "Scheiße legitimieren" gleichzusetzen. V.a. zeigt der überspannende Bogen in der Serie ja, das man zwar mit Glück nicht scheitert, aber langfristig auch nicht weiterkommt. Die sind am Ende alle entweder tot, kaputt oder anderweitig am Arsch.

>The Shield ist typisch in seiner Ästhetik und seiner Figurenzeichnung für die frühen Nullerjahre, als es den Begriff "Edgelord" so nocht nicht gab. Alles war Nü-Metal-mäßig überstilisiert, es gab Filme wie "XXX" (Mit Vin Diesel den), wo der Held buchstäblich ein unsympathischer Hoden war. Ähnlich The Shield, dessen Protagonist auch sehr testikelhaft daherkommt und dessen Begriff von Rechtsstaatlichkeit haarsträubend ist, nur halt anders haarsträubend als bei seinen Kollegen.

Ja, alles richtig, die Rechtstaatlichkeit wird als am Arsch portraitiert, was sie damals vielleicht auch war oder immer noch ist. Auch hier sehe ich aber wenig Applaus dafür, weder in der Serie noch bei den Zuschauern.

Der Vergleich mit XXX, wtf?

>The Shield verkauft jegliche Kredibilität, besonders in der heutigen Zeit, aber das hätte man genauso gut damals auch schon so machen können, durch den Standpunkt, dass die Cops zwar gebrochen sind, aber halt irgendwie auch trotzdem noch die Helden. Weil, die anderen, "die Bösen", "der Feind", der ist halt noch viel viel schlimmeres Gesocks; seibernde Greise die ihre Enkelinnen für Fünf Mark verkaufen und ähnlich grauzonenbefreit angelegte Sachverhalte. The Shield würde funktionieren, wenn die Cops klare Antagonisten wären.

Nein - ich fand genau den Spagat brilliant. Sie stehen auf der richtigen Seite, machen oft richtige Dinge - und sind dennoch verkommene Charakter.

>Joa, und genau das geht ab: Ambivalenz. Ein Polizist tötet einen anderen Polizisten. Und nun? Ja, und das "Und nun?" ist quasi der narrative Motor zumindest für deren erzählerischen Bogen. Ist auch effektiv und funktioniert.

Ja, genau, "und nun". Dass er damit erstmal durchkommt ist doch Teil des tatsächlichen System-Problems, aber eben keine Glorifizierung.

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>>Erstaunlich ist für mich, dass die Kamera aber eben das Wirken der "schlechten" Seite portraitiert, und deren Alltag, und eben nicht vornehmlich das Wirken gegen diese schlechte Seite, wie es andere Serien machen.
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>Was meinst du damit genau? Ich hab glaub ich den Faden verloren.


Na: die Serie dreht sich um kaputte Bullen und deren Wirken, nicht um das Wirken derer, die ihnen auf den Fersen sind und etwas dagegen tun - so wie eben zB teilweise bei the Wire, um ein Beispiel zu nennen. Die Kamera klebt hier an den Übeltätern und scheut sich nicht, sie auch mal als Polizisten mit Herz am rechten Fleck oder liebende Ehemänner zu zeigen.

BTW, FILMFORUM, SOFORT! MODCALL!


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