Thema:
Re:Ich bin weder noch! flat
Autor: Telemesse
Datum:20.08.19 15:49
Antwort auf:Re:Ich bin weder noch! von DS_Nadine

>>Die schon krankhafte Selbstkasteiung von einigen hier kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
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>Ich hab hier noch keine gesehen, was wäre denn ein Beispiel?
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>>Ich lebe einfach mein ganz normales Leben. Weder bin ich angetreten die Welt zu retten noch habe ich vor einen Dreckhaufen zu hinterlassen. Ich verhalte mich normalerweise recht gesittet, bin zu allen freundlich und nehme die Menschen wie sie sind und versuche nicht sie zu belehren oder umzuerziehen, schon gar nicht möchte ich im real Life irgendwelche Gräben um mich ziehen oder mich in einer Gesinnungsfilterblase bewegen. In meinem Bekanntenkreis habe ich Ökos, Linke, CSUler, Petrolheads, Teslafanboys, Vegetarier, Grill- und Bierfreunde, Moslems, Juden, Christen, Atheisten, wahrscheinlich auch den ein oder anderen AFD Wähler u.vm. und das finde ich auch gut so. Ich unterhalte mich mit allen gerne und versuche immer ihre Einstellungen nach zu vollziehen auch wenn ich sie nicht teile.
>>Wenn jemand möchte das ich keine Plastiktüten mehr nehme nehme ich eben Papiertüten, wenn ich keine Plastikstrohalme mehr kaufen kann, die ich ohnehin seltenst benutze, geht für mich die Welt nicht unter.
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>Nimm doch ne Stofftasche mit.
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>Ich persönlich hab immer 2 Kühlboxen im Auto und empfinde keinerlei Selbstkasteiiung. ;)
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>.
>.
>.
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>JA, IM AUTO!!! :D
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>Ich bin aber auch ein Mann und geh nur ein Mal die Woche einkaufen. ;)
>

Ich geh durchaus häufiger einkaufen und habe dazu meist einen Karton im Auto. Manchmal kommt es aber eben vor das der noch vom ausräumen in der Küche steht und ich dann eben eine Papiertüte erwerbe.

>>Daran glauben, daß das irgendeinen Einfluss auf globale Mißstände hat tu ich aber nicht. Das ist für mich eher so ein Wohlfühlplacebo für die Masse. Der gemeine „Weltenretter“ kann dann mit seinem Jutebeutel in den Penny marschieren und sich selbst einreden zu den Guten zu gehören und feiert sich anschließend wenn er seinen Cocktail durch ein Glasröhrchen schlürft.
>>Fühle ich mich verantwortlich für den aktuellen Status Quo? Nein, nicht im geringsten. Wer mir das weißmachen möchte erntet von mir ein gepflegtes KhadD. Der Mikrokosmos in dem ich aufgewachsen bin war deutlich beschissener. Die Flüsse waren dreckig, der Wald am sterben, die Luft stickig und Abgase aus Auspuffen und Schornsteinen waren schwarz, stinkend und haben einem an der Ampel den Atem genommen. Die Tschernobylfalloutwolke ist direkt über uns gezogen und hat sich mit ordentlichem radioaktivem Regen schön in unseren fränkischen Waldböden niedergelassen und keiner hat uns damals wirklich gesagt das es nicht so ein tolle Idee ist währenddessen draussen mit dem Rad rumzufahren. Dresden, Leipzig und der ganze Osten waren Anfang der 90er eine trostlose graue Szenerie die man heute nicht wieder erkennt.
>>Es hat sich also vieles um uns herum in den letzten 30 Jahren deutlich zum Positiven verändert. Das alles hat meine und meine Vorgängergeneration geleistet, wobei mein persönlicher Beitrag dazu wohl auch nur eher theoretischer Natur war. Wer jetzt also mein es wäre gar nichts passiert hat für mich echt einen an der Waffel.
>>Wenn nun die nachkommenden Generationen die Welt retten möchte hat sie meinen Segen dafür. Mir persönlich ist das allerdings eine Nummer zu groß und mit meinen fast 50 Jahren sehe ich auch keine großartigen Möglichkeiten hierzu einen wirklich signifikanten Beitrag zu leisten.
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>Vote with your Wallet, nutz Ökostrom (ist normalerweise keine 10€ teurer im Monat) und kauf nicht den billigsten Scheiss und Du bist schon ganz vorne mit dabei.
>Dann kannst Du zumindest sagen Du hast was getan ohne jetzt als Umweltaktivis, Ökoterrorist, in Selbstkasteiung etc. tätig gewesen zu sein.
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Ökostrom habe ich seit etlichen Jahren und kaufen tu ich so weit möglich hochwertige Dinge, bevorzugt in Deutschland oder zumindest in der EU hergestellt. Möbel im Haus sind zum großen Teil vom Schreiner oder von hülsta, Sofa ist von einem regionalen Poltermöbelhersteller, Fahrräder von Cube (Oberfranken) und KTM (Österreich) und mein Auto wurde in Bremen zusammengeschraubelt und die Sitzverstellung und Fensterheber dafür kommen aus meinem Wohnort.
Ich bin mir aber auch sehr bewusst, daß ich durch die Möglichkeit dies tun zu können sehr privilegiert bin, da diese Dinge meist teurer sind und für viele eben nicht leistbar.

>>Ich war ohnehin nie der große Veränderer. Meine Stärke war eigentlich immer eher mich mit den Gegebenheiten zu arrangieren und für mich und mein Umfeld das beste draus zu machen. Für alles andere mache ich alle vier Jahre ein Kreuzchen und legitimiere Ambitioniertere Leute zu größeren Aufgaben.
>>Ansonsten genieße ich mein Leben, trotz aller Widrigkeiten und denke immer positiv. Das versuche ich auch meiner Tochter zu vermitteln. Mit einer positiven Ausstrahlung gewinnt man die Menschen für sich. Mit Schwarzmalerei und Fingerzeig dagegen wird man sich bei vielen unbeliebt machen und die Gesellschaft spalten womit am Ende keinem geholfen ist.
>
>Is recht, nur isses dafür zu spät bzw. hat nicht funktioniert.


Zu spät ist es nie. Ich denke nicht das die Welt in absehbarer Zeit untergeht. Es werden sich klimatisch evtl. einige Rahmenbedingungen verändern so das man diese in Infrastruktur, Architektur und Fauna und Flora berücksichtigen muss. Der Mensch war und ist schon immer ein Meister in der Anpassung und so wird man sich auch diesmal anpassen und lernen mit veränderten Bedingungen umzugehen.
Gleichzeitig muss man natürlich alles probieren Dinge auf globaler Ebene positiv zu verändern. Das kann man am allerbesten dadurch tun ambitionierte Volksvertreter zu wählen die sich international engagieren. Wenn bei Fridays for Future geeignete Leute dabei sind sollten sich diese gerne politisch engagieren und Mehrheiten für sich gewinnen. Die Grünen sind doch aktuell hoch im Kurs. Was spricht denn dagegen dort mitzumischen und eine neue Generation zu implementieren.
Als reiner „Protestler“ ohne volksvertreterische Legitimation läuft man imo doch Gefahr sich irgendwann mal argumentativ abgenutzt zu haben und neben viel Idealismus den Blick für Realitäten zu verlieren. Durchsetzungsfähig sind im demokratischen Spektrum immer nur Kompromisse.


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