Thema:
Re:Es ist schon traurig, dass es hier so viel "Feindscha flat
Autor: McG
Datum:15.08.19 13:20
Antwort auf:Re:Es ist schon traurig, dass es hier so viel "Feindscha von token

Auch hier. Sehr guter Text. Ernsthaft.

>Wie heutzutage Medien funktionieren ist ein für sich stehendes Thema. Die Phänomene die man im Komplex Thunberg sieht, sind im Grunde in jedem Themenblock vertreten. Wir haben sie hier schon oft kritisch diskutiert und diese Diskussion hat sich dann auch an Fallbeispielen orientiert. Ein Beispiel von vielen, ich nehme da mal gezielt was unpolitisches, waren die Fälle Deisler und Enke.
>Oder um weiter zurück zu gehen, der von Prinzessin Diana. Oder um noch weiter zurück zu gehen, wo es auch Impact hatte, das Gladbecker Geiseldrama.


Und bei all diesen Themen geht mir der mediale Zirkus auf den Keks. Ich bin hier kein Vielschreiber. Leicht zu erkennen ;-) Jetzt hab ich mich halt mal zu diesem Thema gemeldet. Das bedeutet aber nicht das mir alle anderen Themen Banane sind und das ich ein Klimaschutz-Gegner bin.

>Gleichwohl ist die Medienlandschaft ein bunter Haufen und kein einheitliches System mit einem zentralen Steuerungsorgan dem man mit einem Flächenangriff wirklich gerecht werden kann. Es ist kompliziert.

Da fehlt ein 'nicht' oder?

Ja, es ist kompliziert. Wenn man einen bestimmten Bereich kritisiert dann verwendet man halt pauschale Begriffe, weil man nicht im Detail alle ausschließen kann die nicht dazu gehören.

'80.000 begeisterte Zuschauer verfolgten das Spiel zwischen dem BVB und dem FC Bayern.' Möglicherweise waren 50 darunter die nicht begeistert waren. Soll man jetzt schreiben '79.950 begeisterte...'? Möglicherweise schreibe ich jetzt etwas verschwurbelt :-)

>Aber ja, punktuell hat die Medienlandschaft große Angriffsflächen die wir nicht nur hinterfragen könnten, sondern auch hinterfragen sollten.
>
>Aber wenn wir das tun, dann sollten wir auch über die dafür geeigneten Hebel nachdenken. Was ist das Thema das diese Kritik wirklich griffig veranschaulicht?
>
>Wenn es um Personenkult und alberne Hypes geht, und darum geht es bei der hiesigen Thunbergkritik, dann findet man unzählige politisch komplett unbelastete Beispiele zur Veranschaulichung. Sportler, Schauspieler, Influencer, Royals, Babys von Royals usw.
>Alles was man beim Umgang der Medien mit Greta kritisieren möchte kann man hier ohne jedwede Nebenkriegsschauplätze kritisieren und hat einen klaren Aufsatzpunkt für einen Diskurs am eigentlichen Thema.


>Bei Thunberg ist es aber kompliziert, denn einerseits hat man eine Medienpräsenz die in vielen Aspekten lächerlich anmutet.

Korrekt.

>Aber man hat keinerlei klaren Fokus auf diesen Aspekt weil da unendlich mehr passiert.
>Zum einen WILL jede Bewegung Medienpräsenz, sie ist notwendig damit Bewegungen wahrgenommen werden. Werden sie das nicht, ist es auch keine Bewegung. Das ist halt nicht zu trennen. Und bei Thunberg hat man ein dafür geeignetes Vehikel, würde ich etwa anfangen Freitags für das Klima zu streiten, ich wäre einfach nur ein armer Irrer auf der Domplatte, über den sich Touristen lustig machen.


Aber warum ist es so das man dich (wahrscheinlich) nicht ernst nehmen würde, bei Greta tut man das aber (zurecht)?

>Heißt, da ist eine Henne-Ei-Problematik, ohne Medienzirkus keine Bewegung, das ist kaum zu trennen, kritisiert man gerade hier den Zirkus hat man das Problem das nicht vernünftig diskutieren zu können, weil man damit indirekt auch die Bewegung untergräbt die diesen Zirkus braucht um Bewegung zu sein.
>
>Und jetzt der Witz, wenn ich wirklich die Mechanismen der Medien kritisieren möchte dann habe ich tagtäglich unzählige Beispiele wo ich das ohne so eine Problematik tun kann, wenn ich das aber nie mache aber dann gerade bei der Thunberg auf 180 gehe, mache ich mich zumindest verdächtig dass nicht Thunberg der Hebel für Medienkritik ist, sondern Medienkritik der Hebel für die Thunberg. Und das zu Recht, aufgrund der oben skizzierten Sachverhalte.


Nimm z.B. das Beispiel das ich genannt hatte: Rezo. War für mich auch nichts anderes als ein Hype. Sein Anliegen war/ist richtig. Das was dann an medialer Aufruhr daraus gemacht wurde nicht. Ich muss doch nicht zu jedem Thema meinen Senf dazu geben um glaubwürdig zu sein? Dazu habe ich auch gar keine Lust. Und Zeit.

>Und weiter, neben diesem Aspekt dass Bewegung und Zirkus einander bedingen und das eine zwangsläufig zum anderen führt, gibt es eben auch eine populistische Bewegung denen das ganze Gesuppe mit Klima stinkt. Populisten arbeiten aber sehr ungerne mit Inhalten weil ungriffig und kompliziert. Sie nutzen entsprechend simplifizierte Feindbilder um Inhalte zu kritisieren. Der Jude ist schuld, die Merkel ist schuld, der Flüchtling ist schuld, der Konzernchef ist schuld. Bei Populisten hat man eine einfach verständliche Welt wo man seinen Hass gezielt kanalisieren kann. Und diese Bewegung kritisiert entsprechend alles was da passiert und ihnen nicht schmeckt gerne mit dem Feindbild Thunberg. Die ist schuld an diesem Theater, das behinderte Zopfmädchen das so komisch kuckt, deren Mutter meint man könne CO2 sehen, und die einen Plastikbecher genutzt hat.
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>Und das ist das Boot in das man sich setzt wenn man da so mitrudert. Was erklärbar wäre wenn an diesem Steg nicht auch noch tausend andere Boote wären in denen man das Thema Medienkritik ohne diesen Haufen effizient diskutieren könnte. Und man verwendet dann auch diese Argumente dieser Szene.


Wollen wir uns wirklich von diesen Idioten (Populisten/Rassisten/Rechten) vorschreiben lassen was wir kritisieren und was nicht? Da bin ich wieder bei meiner Metapher 'Alle in einen Topf'. Und das akzeptiere ich nicht.

>Du schreibst von religiösen Fanatikern, du weißt doch selbst dass ich mich dann angesprochen fühle wenn ich diesen Populismus kritisiere

Das war eine überspitze Formulierung. Fakt ist das es (viel zu viele) Menschen gibt die sich ereifern wenn man sich über ihre Religion lustig macht oder ihre religiösen Begriffe für Humor verwendet. Das Froschi keine religiösen Gründe hatte ist ja schon geklärt.

>und du weißt auch dass die Leute die das hier im Forum tun keine Poster von ihr an der Wand haben. Und du willst dich darauf zurück ziehen dass man dir unsachlich begegnet und du nur Medienkritik übst? Nimm mal für einen Moment meine Perspektive ein und frag dich dann mal ob das so haltbar wäre.
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>Und auch das leidige Spielchen dann klären zu wollen wer damit angefangen hat, ist eine kindische Sackgasse.
>Darum geht es nicht.
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>Sehr wohl aber darum dass ich durchaus sehe, dass die "Medienkritiker" mit den Leuten die beim Thema Klimawandel "konservative" Positionen einnehmen eine erstaunliche Schnittmenge bildet, und das nährt eben den Verdacht dass es gar nicht um die Medien geht, jedenfalls den meisten nicht.


Ich muss mich also klar einem Lager (pro Klimaschutz) unterordnen damit ich nicht in den Topf 'Konservative' geworfen werde? Also Freiheit sieht für mich anders aus. Und ja, es ist kompliziert.


>So sehe ich das, wenn wir das wirklich auf zwei Lager verkürzen wollen, was zu einfach wäre, aber wenn, dann kann man nur feststellen dass diejenigen die sich hier so unverstanden und unsachgerecht angegriffen fühlen, mit Angriffen wie der Unterstellung von religiösem Eifer selbst dessen schuldig machen, worüber sie sich auf sich bezogen ausweinen.
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>Unterm Strich führt das alles in so einem Format zu nichts anderem als zu noch mehr zerschnittenen Tischtüchern und Popcorn. Allerdings sehr salzigem Popcorn.


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