Thema:
Und jetzt mal fucking Dijon-Senf zur "Medienkritik"... flat
Autor: Pezking
Datum:15.08.19 11:52
Antwort auf:Edit: ist wieder da von Mod-Team

Greta Thunberg ist eine Aktivistin.

Und Aktivisten vereint von Natur aus zunächst einmal eine Eigenschaft: Machtlosigkeit.

Um daran etwas zu ändern, braucht man zwingend Aufmerksamkeit. Ein Aktivist, der keine Aufmerksamkeit erregt, bleibt machtlos.

Um Aufmerksamkeit zu erregen, braucht man eine Waffe. Militante Leute (aka asoziale Vollidioten) nehmen sowas leider wörtlich. Andere wollen schockieren. Und dann gibt es wieder Menschen, die friedlich und schon allein dank ihrer Präsenz die Leute erreichen. Zu diesen zählt momentan Greta Thunberg.

Dessen ist sie sich bewusst, und diese gewaltfreie Waffe nutzt sie. Weil sie es muss. Weil sie sonst keine Aktivistin wäre.

Wenn man ihr das zum Vorwurf macht, stellt man Aktivismus an sich grundsätzlich in Frage.

Kommen wir zum Inhalt ihres Aktivismus. Ist dieser von großem öffentlichen Interesse?

Diese Frage kann man bei Umwelt- und Klimaschutz wohl eindeutig bejahen.

Man hat nun also folgende Kombination vor sich: Eine außergewöhnlich junge Aktivistin, die über eine außergewöhnliche Ausstrahlung verfügt und mit friedlichen Mitteln Aufmerksam erregen will. Für ein Thema, das uns alle angeht.

Wie zur Hölle kann man der Presse vorwerfen, dass sie dieses Thema und diese Person im Speziellen als berichtenswert erachtet?

Ein 16-jähriges Mädchen überquert den Atlantik, um am UN-Klimagipfel in New York teilzunehmen. Natürlich ist das ein berichtenswertes Thema! Und natürlich ist das öffentlichkeitswirksam und aus ihrer Sicht nicht nur ein symbolischer Akt der Askese zum Wohle des Klimas, sondern auch PR-Arbeit. Weil jeder Aktivist PR betreiben muss. Da gibt es nichts zu Entlarven!

Und es ist ja nun nicht so, dass Thunberg dafür in allen Medien nur gelobt und abgefeiert wird. Lob und Abfeiern findet bei genauerem Hinsehen sogar kaum statt. Nein, allein schon die Tatsache, dass sie erfolgreich Aufsehen erregt und man ihr nicht primär aus einem argwöhnischen Blickwinkel Aufmerksamkeit schenkt wird schon als modernes Jüngertum verurteilt.

Und dabei schreibt man sich nun auf die Fahnen, ja eigentlich nur "Medienkritik" betreiben zu wollen? Dass man voller Ironie den Medien einen Spiegel vorhalten will?

Wo war diese Kritik, wo war diese Argwohn, als dieser komische Ösi seinen Stratosphärensprung absolviert hat und Red Bull damit in einem sonst schier unbezahlbaren Ausmaß Gratis-Werbung für sich selbst machen konnte?

Und natürlich war auch diese Berichterstattung gerechtfertigt! Weil da ein Mensch etwas Besonderes vollbracht hat! Natürlich verschließt die Presse davor nicht die Augen, natürlich kommt sowas in den Nachrichten!

"Haha! Ihre Abfahrt verzögert sich um zwei Stunden! China. Sack. Reis!"

Denkt man sich das auch, wenn man aus den Medien erfährt, dass ein Formel-1-Qualifying wegen Regens vorzeitig abgebrochen wurde?

Ich weiß nicht, ob man das mit der Medienkritik hier wirklich ernst meint oder insgeheim glaubt, hier den rhetorischen Trick 17 gefunden zu haben, um bei der Abwertung von Thunberg nicht gleichzeitig als reaktionärer Hater dazustehen.

Wahrscheinlich ist das bei jedem unterschiedlich.

Aber selbst wenn man das aufrichtig meint, ist man damit komplett auf dem Holzweg. Außer, man will das tatsächlich als grundsätzliche Positionierung gegen politischen Aktivismus verstanden wissen.


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