Thema:
Re:Klimawandel vernichtet Nutzwald - Platz für Naturwald flat
Autor: gille
Datum:13.08.19 23:23
Antwort auf:Klimawandel vernichtet Nutzwald - Platz für Naturwald von Fritz Schober

Kann dir nur bedingt zustimmen. Bin selbst Förster im öffentlichen Dienst und habe dementsprechend Beruflich mit diesem Thema zu tun.

Zum einen ist deine Begriffswahl etwas verwirrend. Ist Naturwald für dich Wald in dem Keine Nutzung mehr stattfinden darf oder Wald der in der Mehrzahl aus natürlich vorkommenden Baumarten zusammensetzt? In den Hochlagen von Harz und Bayr. Wald kommt die Fichte Bestandesbildend natürlich vor und wird auch nach der Trockenheit/Borkenkäferplage 2019/20 einen beträchtlichen Teil der anwachsenden Naturverjüngung ausmachen natürlich mit anderen Pioniergehölzen wie Vogelbeere oder Birke. Im Endeffekt werden sich langfristig aber wieder Nadelholzdominierte Bestände bilden außer die Forstwirtschaft bringt die Buche/Ahorn durch Pflanzung oder saat in die Flächen ein.

Ich bin kein großer Freund von Flächenstilllegung außerhalb von Nationalparks oder Sonderstandorten wie z.b. Steilhänge(Bsp. Edersee) oder Nassstandorte. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel wird die Nachfrage nach Holzprodukten aller vorrausicht nach nicht sinken daher sollten wir Flächen die Naturnah bewirtschaftbar sind nicht stilllegen. Untersuchungen zeigen das die Biodiversität in Naturnah bewirtschafteten Laubmischwäldern höher ist als in stillgelegten Buchenwäldern. Zudem ist die CO2 speicherung in Wirtschaftswäldern in der Regel höher(Jüngere Wälder/Strukturreichtum).
Ich bin der Meinung das wir uns durch dinge wie die "Entwicklung von Wildnis/Urwäldern" nur unser ökologisches Gewissen beruhigen wollen. Unsere Nachfrage wird dann mit Hölzern aus wirklichen Urwaldgebieten(Taiga,Trop. Regenwälder, etc) gestillt. Nur ist das dann wirklich Ökologisch? Wir verbieten die Nutzung auf Flächen die seit Jahrhunderten von den Forstleuten gepflegt wurden und zeigen mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Umweltsünder in Brasilien/Russland etc. Im Vergleich zu unseren Waldflächen kann sich einmal gerodeter Regenwald nicht so einfach Regenerieren. Die Böden sind relativ Nährstoffarm die Bäume erhalten einen Großteil ihrer Nährstoffe durch die Zersetzung von Biomasse d.h. sind die Flächen einmal devastiert ist es nahezu unmöglich dort wieder die heimischen Baumarten zu etablieren.
Sicherlich sind die Fichtenwüsten nicht mehr haltbar aber wir sollten nicht aus bildem Aktionismus genau ins andere Extrem steuern. Der großflächige Fichtenanbau war nach den Reparationshieben und dem Holzbedarf des 3. Reiches eine möglichkeit schnell wieder Bauholz für die deutsche Wirtschaft zu haben gleichzeitig wurden nach dem Weltkrieg auch viele Landwirtschaftliche Flächen erst in Wald umgewandelt und können sich nun in der 2. Generation in einen Naturnäheren Laub/Nadelmischwald entwickeln.

Ich könnte noch mehr Schreiben aber nach 5 Jahren des Gespeert seins muss ich erstmal langsam machen. Satzzeichen außer Punkten sucht ihr vergeblich das habe ich leider in der Schule als verzichtbar eingestuft.

lg Henrik


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