Thema:
Re:"Darf man noch... flat
Autor: Fritz Schober
Datum:09.08.19 16:16
Antwort auf:Re:"Darf man noch... von Melanie

>Dein Versuch hingegen, eine recht klare quid pro quo sexuelle Belaestigung in Relation zu einer versuchten Anbandelung am Arbeitsplatz zu setzen, ist meiner Meinung nach eher kritisch zu betrachten. Bizarr, wie unten vom Halogott schon angedeutet, trifft es auch ganz gut.
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>Ich bin mir recht sicher, dass der gute Onkel Louis nicht vorhatte, irgendwelche Beziehungen zu starten, als er sein Glied auf den Schreibtisch gepackt hat. Aber nun gut, vielleicht bin ich da auch zu empfindlich und es ist eigentlich nur wie eine Einladung zum Becher Kaffee bei Starbucks.


Du hast offenbar meinen Text nicht verstanden.
Es sind zwei Teile. Der erste Teil behandelt den Teil mit der Masturbation und in wieweit dieses Verhalten als solches zu #metoo zählt. #metoo ist eine Bewegung die aus dem sexuellen Mißbrauch von minderjährigen Mädchen entstand. Darüber wurde oft Stillschweigen gewahrt und mit "#metoo" sollen die Opfer dieser sexuellen Gewalt die Scheu verlieren darüber zu sprechen und die Täter anprangern. Die Bewegung weitete sich auch auf sexuelle Übergriffe an Erwachsenen aus. Ein wichtiges Thema das man nicht verwässern sollte indem man lauter Dinge die damit nix zu tun haben in einen Topf wirft.

Bei Louis CK war es aber so, dass er die betroffenen Frauen vorher gefragt hat ob er seine (auch in meinen Augen befremdliche) Masturbation vor ihren Augen durchführen dürfe. Sagten sie nein, ließ er es sein. Sagten sie ja, verließen sie dabei den Raum, hat er sie nicht aufgehalten. Es war befremdlich, ja, aber in meinen Augen kein #metoo Fall. Eher ein Grenzfall dessen was Einvernehmlichkeit  angeht. Es gab durchaus Damen die sich das Ganze amüsiert (deren Worte) angeguckt haben. Es war halt sein Kink.

Wenn man also auf dem Standpunkt steht, dass der sexuelle Aspekt nicht #metoo würdig war, gibt es noch einen zweiten Aspekt.

Machtverhältnisse. Das ist der zweite Teil um den es mir ging der hier mit dem Ersten vermischt wird. Sexuelle Handlungen (auch ohne Berührung des Gegenüber) können einvernehmlich wirken aber nicht sein weil das Opfer nur aus Angst vor Karrierenachteilen zustimmt. Wer über die Schiene bei Louis CK argumentiert und sagt "es ist egal ob er vorher gefragt hat, er war in einer Position von Einfluß/Macht in der Branche und die Damen die einverstanden waren haben dies nur gesagt weil sie Angst vor späteren Karriere-Problemen hatten", dann kommt automatisch die Frage: Ist eine Beziehung mit Untergebenen dann GRUNDSÄTZLICH ein #metoo Fall weil man ja IMMER das Thema Machtmissbrauch und Angst vor Nachteilen in der Karriere aufbringen kann? Aziz Ansari war da so ein Beispiel wo man sich einvernehmlich näher kam und die Dame erst im Nachhinein sagte sie habe sich genötigt gefühlt aber nichts gesagt.

Für mich war das Verhalten von CK bizarr (um das Wort mal aufzugreifen) aber nicht wirklich ein Fall für #metoo. Eher ein Kuriosum. Ich kann verstehen wenn man das strenger auslegt, aber da es hier ja kein Straftatbestand ist sondern eine moralische Einschätzung kann man hier schlecht sagen: Das ist so, Punkt. Lediglich: Ich empfinde das so.

Ich hoffe Du versteht meine Position nun besser.


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