Thema:
Super Interview mit VW Chef Diess und Grünen Özdemir flat
Autor: Fritz Schober
Datum:03.08.19 11:26
Antwort auf:Auto-Thread #24: E-Autos für alle! von Bandit

Pragmatisch realistisch (vieles dauert halt länger als ich es mir wünschen würde) aber in meinen Augen überzeugend argumentiert hier Diess - auch wenn man erkennt wann er primär seinen Absatz schützen will und manches etwas schönredet. Özdemir findet auch klare Worte. Das Interview räumt auch mit Vorurteilen der Kohlenwasserstofflobby auf und ausgerechnet von jemanden der bis heute in der Branche genau damit Geld verdiente.

[https://www.zeit.de/2019/32/cem-oezdemir-herbert-diess-klimawandel-elektromobilitaet]

Mal 3 Antworten Zitate daraus:

Diess: Elektromobilität hat viele Gegner. Sie ist eine Bedrohung für alle, die mit Kohlenwasserstoffen ihr Geld verdienen. Die Argumente gegen die Batterie sind aber alle zu entkräften. Ein Beispiel: Oft wird der Kobalt-Anteil kritisiert. Kobalt wird inzwischen zu 95 Prozent kontrolliert abgebaut, nur etwa fünf Prozent kommen aus nicht kontrollierten Minen – überwiegend im Kongo. Ohnehin verschwindet Kobalt in den nächsten Generationen aus der Batterie. Und in 15 oder 20 Jahren, wenn die Lebenszyklen der ersten Batteriegeneration enden, werden wir die Rohstoffe praktisch zu 95 bis fast 100 Prozent wiederverwenden.

Cem Özdemir: Ich schreibe niemandem vor, was er essen, was er trinken und was er fahren soll. Aber wer sich einen SUV kauft, soll bitte schön höhere Abgaben bezahlen und umweltfreundlichere Autos quersubventionieren.

Diess: Brennstoffzellen und synthetische Kraftstoffe haben eine wesentlich schlechtere Energiebilanz als der batterieelektrische Antrieb. Für Autos kommen sie vielleicht in 10 oder 15 Jahren. Dann sollten wir sie in großen Fahrzeugen und Lkw einsetzen. Bis dahin haben wir schon 40 oder 50 Prozent E-Fahrzeuge. Wir konzentrieren uns jetzt auf den Elektroantrieb, weil wir sonst den Durchbruch nicht schaffen und den weltweiten Anschluss verlieren. Die chinesische Automobilindustrie setzt auf die Batterie und wird in Zukunft damit auch offensiv auf dem Weltmarkt auftreten.

Zu Thema Dieselskandal:

Özdemir: Ich hoffe, es war nicht nur ein Weckruf für den Dieselantrieb, sondern auch für das Verhältnis zwischen Autoindustrie und Politik. Die Zeit, in der die Autobauer der Politik sagen, was alles nicht geht, ist hoffentlich vorbei. Ich würde mir wünschen, dass die Konzerne künftig aus Eigeninteresse sagen: Jetzt kommt doch in Berlin endlich mal voran mit den Ladesäulen für E-Autos. Ein hartes Lobbying für den Kohleausstieg und gegen die Klimakrise statt gegen Grenzwerte, die angeblich nicht erreichbar sind.


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