Thema:
Re:Traurig, scheinheilig und erschreckend flat
Autor: token
Datum:30.07.19 16:07
Antwort auf:Re:Traurig, scheinheilig und erschreckend von Mampf

>Ich verstehe es ehrlich nicht. 4th horseman mag sich ja formell gemäßigt ausgedrückt haben und hat den Anschein erweckt, die Grundlagen für Meinungsaustausch zu respektieren, aber das Problem mit ihm war doch eben dass das nur augenscheinlich war. Letzendlich hat er sehr perfide darauf bestanden, das angst vor menschen mit gewissem Hintergrund politische handlungsgrundlage sein muss. Sicherheit um jeden preis über persönliche rechte und so. Und das bis zu einem level, dass es menschenwürdig wurde. Ich verstehe es nicht, wie man das mit verbal schroffen beitragen, die aber inhaltlich völlig korrekt sind, aufwiegen will (siehe herr Deutschland).
>

Eben, der Kontext ist wichtig.
Eine Attitüde des Altright-Populismus ist sich immer dort als Menschenfreund aufzuspielen, wo man ein Zweckvehikel für die eigene Agenda ausmacht.
Ein Paradebeispiel ist etwa dab, wie er in Windradfragen zum Ornithologen und Tierschützer wird. Wobei das halt harmlos ist.
Hier jedoch war der Kontext recht perfide.
Man nimmt einen tragischen Vorfall her, um diesen als Zweckvehikel für die Agenda des bösen Ausländers, der Bevölkerung in Gefahr und des staatlichen Versagers Gassi zu führen. Aber wie?

Man führe sich mal vor Augen, der Einstieg mit, tragisch tragisch, oh so traurig, die könnten noch leben. Der große Empath, erschüttert von menschlichen Schicksalen.
Aber kaum ist man in Fahrt, ist wohl das was eigentlich passiert ist, offenbar nicht mehr im Bewusstsein. Ein 8jähriger Junge wird vom Zug überrollt und stirbt, die Mutter ist dabei und überlebt. Grauenhaft. Nichtsdestotrotz ist man dann aber so in seiner Agenda verfahren, dass man vor so einem hochtragischen Hintergrund feixend Wetten darauf abschließen möchte, dass der Täter polizeibekannt und ausweisepflichtig war.
Die eigentliche Tragödie kann bei so einem Verhalten keine Rolle mehr spielen, ansonsten käme man nicht auf die Idee sich vor SO einem Hintergrund so aufzuführen. Da ist dann auch instant entlarvt was die Schose soll und wie weit es mit der Empathie hergeholt ist. Und wenn sich der Kontrahent so einem Stumpfsinn verweigert und dann auch mal kurz deutlich wird mit "Einen Scheiß machen wir!", dann inszeniert man sich plötzlich wieder als der große Diplomat der doch nur den sachlichen Austausch sucht, und wo er böse gemobbt wird.

Nein, es muss nicht wundern dass sowas in der Form eskaliert und auch andere User so wütend macht dass sie mit Begriffen wie

>arschloch

übers Ziel hinaus schießen.
Das was bei oberflächlicher Betrachtung vermeintlich "formell gemäßigt" ist, ist es ganz und gar nicht wenn man mal drei Sekunden darüber nachdenkt was da steht und was da gefordert wird und wie man mit solch emotional heiklen Themen umgeht.
Und ich finde es irritierend wie das punktuell als harmlos oder anregend für Debatten wahrgenommen wird. Ich sehe das jedenfalls mal ganz anders, und es sind genau solche Attitüden wo auch ich selbst schon Narben auf der Zunge habe vom lauter draufbeißen.
Und das ist zum Selbstschutz noch das beste, denn wenn man sich darauf einlässt den Köder zu schlucken und sachlich bleibt, kommt eh nix an, dafür werden solche geschmacklosen Übertritte immer schlimmer, und wenn man die Fassung verliert und das mit der Abscheu kontert die man da fühlt, ist man plötzlich selbst der Idiot der hier angeblich die Stimmung vergiften würde.

Dass das Theater für einen Zaungast aber dennoch ganz amüsant sein mag, will ich nicht in Frage stellen. Aber Leute die hier aktiv tätig sind, die sollen sich hier auch wohl fühlen und sind nicht dazu da die Ränge zu unterhalten. Und wenn doch, dann hätte ich gerne ein Gehalt dafür ;)


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