| Re:Man kann hier über manche Themen nicht diskutieren |  |
>Ein gutes Beispiel ist die Aussage von Token weiter unten. Es hagelt "+1" von allen Seiten ohne auf Tokens Beitrag differenziert einzugehen. Bei manchen Sachen hat er recht, bei anderen nicht. Egal, die Message stimmt also alles gut.
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>Nur zur Klarstellung, ich bin auch kein Fan von Horsemans Beitrag, weil seine angedeuteten hellseherischen Fähigkeiten da einfach fehl am Platze sind.
Und im Grunde ging es mir nur darum.
Und dass dieses "darum" nicht hellseherische Fähigkeiten sind, weil das ist eine humorvolle Verharmlosung, sondern um den dahinter stehenden Populismus der gezielt solche stumpfen Assoziationen konstruiert oder sich ihnen bereitwillig ergibt und damit katalysiert.
Straftat->Flüchtling
Flüchtling->Staatsversagen
In Kurzform.
Und wie das funktioniert und wie blöde und asozial das ist.
Und ich hab jetzt nicht gedacht dass man damit beim Pferdemann irgendeinen Ankerpunkt finden könnte, das hab ich auch längst aufgegeben und selbst nur noch mit Onelinern geantwortet, bei denen ich damit mich über die Person lustig zu machen und sie ins lächerliche zu ziehen noch ein halbwegs forumkonformes Ventil gefunden habe, um meine Abscheu vor dieser Asozialität respektive Ignoranz kund zu tun.
Da ich für diese Formen der Diskursverweigerung bei der man aber auch nicht nichts sagt und ignoriert sondern selbst läppsch wird auf die Mütz bekam, war da einfach mal wieder der Impuls paar Zeilen dazu zu schreiben. Ich frag mich dann hinterher auch wozu das gut ist, denn man erzählt niemandem der des Nachdenkens Willens ist was Neues, noch bekommt man damit Zugang zu Menschen die eh schon arschhart in ihrer stumpfen Ansichtsblase, wo es nur schwarz und weiß gibt, verirrt sind.
Das ist halt auch die Krux mit diesen Szenen, sie begreifen sich als die Erleuchteten, die anderen checken es einfach nicht, sei es aus politischer Korrektheit wo man sich nicht traut die Wahrheit zu sagen, aus ideologischer Verblendung, aus egozentrischer moralischer Überhöhung, you name it.
Es ist vom Gesprächsverlauf tatsächlich sehr ähnlich mit den Erfahrungen die ich mit einer Zeugin Jehovas gemacht habe, diese Form der Verblendung hat aus meiner Perspektive wirklich viele ähnliche Mechanismen wie man ein simplifiziertes Weltbild gegen eine komplexe Realität abgeschottet bekommt.
Und genau dann wird Diskurs zum Wettbewerb wo es nicht mehr um Inhalte geht, sondern um gewinnen und verlieren. Als seien Fakten und komplexe Zusammenhänge einfach nur ein Zweckvehikel das man nach belieben Formen könne um vermeintliche "Meinungen" zu verargumentieren.
Worum es mir nicht ging war etwa zu sagen dass alle Probleme die vom Altright-Zirkus rotiert werden, konstruiert sind, das sind sie nur zum Teil, und zum Teil sind sie nicht erfunden, wenn auch überhöht, und zum Teil sind sie halt genau so da. In diesem Wirrwarr gibt es aber zwischen Lüge, Hysterie und echtem Punkt keinerlei Trennschärfe mehr, und das ist ja auch gewollt so einen chaotischen Brei auf die Straße zu bringen in dem jeder denken kann was er will und Realität zur Projektionsfläche der Meinung wird, und Meinung nicht mehr auf Grundlagen der Realität fußen muss. Next level Pipi Langstrumpf.
Es war ein Plädoyer gegen den Stumpfsinn mit dem das gemacht wird, einhergehend mit dem Wunsch nach differenzierter und rationaler Herangehensweise, einer in der nicht Gefühle zu Fakten gemacht werden und die Realität einfach nur noch als Wünsch-dir-was-Konzert begriffen wird, aus der man sich die Dinge herauspicken könne die ein vorgefertigtes Weltbild bestätigen und den Rest ignoriert.
Ich selbst denke natürlich nicht dass es keine Herausforderungen gäbe und einen neuen Problemhaushalt den es ohne Flüchtlinge nicht gäbe. Allerdings denke ich nicht dass die daraus resultierenden Gefahren primär aus diesen Problemkomplexen resultieren. Ich denke die eigentliche Gefahr resultiert aus der Möglichkeit eines gesellschaftlichen Wandels der diese Problemkomplexe gezielt instrumentalisiert um an Macht zu kommen.
Ich weiß noch dass mich seinerzeit die Begrüßungstrauben an den Bahnhöfen besorgt haben. Ich hab nur gedacht, was ist da los, eine schöne Geste, ja, aber was klingt da bitte für eine hanebüchene Naivität durch aus so einer Bürde ein Partyevent zu machen. Sind sich die Menschen die da jubeln überhaupt im Klaren dass es eine Bürde und Herausforderung ist, die zu vielen Problemen führen wird? Und wenn nicht, in was kann so eine Naivität umschlagen wenn die Party vorbei ist und man mit einem Sack voll Schwierigkeiten konfrontiert wird, auf die man erstmal keine guten Antworten haben wird.
Natürlich bin ich auch der Meinung dass diese Schwierigkeiten, wenn auch vorhanden, gezielt überhöht und pauschalisiert werden, um Vorurteile zu nähren und ein bestimmtes Gesellschaftsbild seitens der Populisten zu unterfüttern. Ein Bild wo alles außer Kontrolle ist, ein Staat der nix im Griff hat und wo pures Chaos herrscht und einer marodierenden Bande von Ausländern die man einerseits um gesellschaftskonform zu bleiben differenzieren will, mit, ja, die sind nicht alle so, ich meine schon die Mörder und Vergewaltiger, muss man sagen können, aber andererseits ABSOLUT ganz gezielt auf Assoziationen hinarbeitet welche den schwarzen Mann mit der Straftat und Angst in Verbindung bringen sollen und den Politiker als korruptes Schwein das abgestochen gehört.
Und das macht mir Sorge, dass das auch in Deutschland funktionieren wird. Ich hab keine Angst vor die Tür zu gehen nur weil ich Flüchtlingsheime im Umfeld habe. Das macht mir keine Sorgen. Das sind gesamtgesellschaftliche Unanahmlichkeiten zu denen die meisten Menschen nicht mal einen konkreten Berührungspunkt haben. Was mir Sorgen macht ist dass ich eines Tages wach werde, und plötzlich haben wir unseren eigenen Trump/Erdogan/Orban/Kaczinsky usw.
Das ist irgendwie schon akzeptierte Realität, all das hätte man sich vor paar Jahren nicht vorstellen können. Auch in Polen nicht. Und auch hier ist nichts sicher. Herrje, nebenan haben sie jetzt Johnson zum Premier gemacht.
Das sind die Sorgen die ich habe, die Realgefahren die ich sehe die auch WIRKLICH Impact haben können auf das Leben und Lieben wie wir es heute als Selbstverständlich begreifen, obwohl es über Jahrhunderte hinweg hart erkämpft und erarbeitet werden musste. Und ich finde es unerträglich wie hierfür faktisch vorhandene Probleme instrumentalisiert werden um den Menschen vor etwas Angst zu machen, und man es schafft das so zu tun dass die Lück nicht raffen dass sie genau vor den Menschen Angst haben sollten die das tun! Jesses, da steht der amerikanische Präsident und badet in send them home Gebrüll, wtf is happening?! Davor habe ich Angst, dass das auch hier passieren kann.
Und ich hab da auch konkrete Sorgen, ich selbst bin wohl safe als Weißkraut, meine Ex-Frau die ein Kind mit einem Türken hat, da denk ich schon, wenn das hier so weitergeht, ist es denkbar dass die dann in zehn Jahren auf die Straße gehen und öffentlich angepöbelt werden? Dass vielleicht auch meine Tochter mit ihrem "schmutzigen" Bruder Probleme kriegen könnte? Nein? War es denn vor 20 Jahren denkbar solche Ansichten zu äußern wie heute, in Talkshows zur Primetime, und dafür auch noch schallenden Applaus zu ernten? Hier sind absolute Nogos von einst längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ich hab schon an Bahnhaltestellen lautstarke Konversation von Besoffkis gehört, die hätte man sich früher nicht mal im Flüsterton in der Kneipe getraut.
Und überall um uns herum kippt zunehmend die Stimmung, was gestern undenkbar war ist heute nicht mal mehr einen Aufreger wert, es ist normal. Und diese Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen.
DAS sind die wahren Probleme die uns imo Sorgen bereiten sollten, dieser Mob der einen mit solch gelagerten Populismus in alle Richtungen derart besorgt dass die Gesellschaft nicht begreift dass sie sich zunehmend dort einhakt wo die Gefahren vor denen sie sich sorgen wirklich lauern. Man macht sich ins Hemd vor Islamisierung und Unterwanderung, ach Gottchen, als ob die paar Verstrahlten die wirklich auf sowas aus sind, irgendeine Form von Hebel hätten um sowas ansatzweise hinzukriegen. Was denkt man denn, dass dann all die Islamgläubigen die Teil der Gesellschaft sind, irgendeine Form von Schläfer sind, welche nur auf ihr Signal warten um dann auf die Straße zu rennen um mit ihren Kebabmessern Leute zu köpfen?
Und selbst wenn dem so wäre, was komplett albern ist, wäre es immer noch ein Witz. Die haben keine Macht. Macht haben die, welchen wir diese Macht geben.
Und die einzigen welche Erfolgsaussichten hätten so eine Macht zu erlangen umd dann die gesellschaftlichen Werte der freiheitlich demokratischen Gesellschaft mit Grundrechten für alle Menschen auf links zu drehen, respektive rechts, das sind diejenigen die überbordend vor genau diesem Szenario warnen. Das war schon immer der größte Bauerntrick des Teufels.
Und das ist das perfide an dieser populistischen Projektion, man treibt die Menschen dahin aus Sorge vor einem Drohszenario genau diejenigen an die Macht zu bringen, welche dieses Drohszenario nicht nur wahr machen können, sondern nicht mal verheimlichen dass sie es wahr machen wollen.
Es gibt hier im Forum keine Redeverbote, es geht in einem Ast wie diesem nicht um die Problematik von Inhalten, sondern um die Problematik des dargebotenen Formats mit dem diese Inhalte transportiert werden. Aber da es so ein chaotischer Brei ist, passiert es dabei eben auch dass jeder von uns auch mal übers Ziel hinaus schießt. Was einen als Forist auszeichnet ist sowas dann aber auch zu merken, wenn man stumpf an so einem Kurs fest hält, kriegt man irgendwann auch entsprechenden Gegenwind, egal ob man eher links oder rechts unterwegs ist.
Jetzt hab ich mich wieder in Rage geschrieben und den eigentlichen Faden verloren, sorry.