Thema:
Re:Hui: BABYHÜHNER! flat
Autor: Faerun
Datum:24.07.19 21:57
Antwort auf:Re:Hui: BABYHÜHNER! von dixip

>>>>aber ich könnte nie ein Tier töten oder töten lassen, zu dem ich eine persönliche Beziehung habe.
>>>
>>>Dass diese Akzeptanz des Grundsatzes, Tiere zu essen, immer mehr verloren geht, ist imo auch nicht richtig. Dafür sind diese Tiere da.
>>
>>Dafür verändert sich aber auch eine Gesellschaft und die Menschen darin. Empathie war früher weniger weit verbreitet, und ist vermutlich eine große Errungenschaft.
>
>Ich halte es für eine etwas fehlgeleitete Form der Empathie, Tiere zu vermenschlichen und Nutztieren deshalb ihren Nutzen abzusprechen. Es ist ja nichts unnatürliches, dass Nahrungsketten existieren. Und der Mensch ist als Fleischfresser zu dem geworden, was er heute ist.


[https://en.wikipedia.org/wiki/Appeal_to_nature]

Du setzt fälschlicherweise "natürlich" mit "ethisch" gleich. Mal abgesehen davon, dass Massentierhaltung alles andere als natürlich ist, würdest du das natürliche Argument niemals für z.B. deinen Sexualdrang gelten lassen. Du überwältigst Frauen nicht, um gewaltsam deinen Trieb zu stillen, obwohl dies unter Umständen in einer prä-gesellschaftlichen Menschheit möglich wäre. Der Wikipedia-Artikel beschreibt noch weitere Beispiele, warum diese Art der Argumentation ein Fehlschluss ist. Gleiches gilt übrigens für das Argument, dass wir Allesfresser sind, wir Schneidezähne usw. haben. Du orientierst dich nicht an der Natur oder irgendeinem Naturzustand, um zu entscheiden, ob etwas ethisch ist oder nicht.

Des Weiteren stellst du Folgendes falsch dar:

> Ich halte es für eine etwas fehlgeleitete Form der Empathie, Tiere zu vermenschlichen und Nutztieren deshalb ihren Nutzen abzusprechen.

Alle kennen den Nutzen der Massentierhaltung. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass dein ethisches Argument ist "Wenn das Schlachten von Tieren einen Nutzen hat, ist es ethisch". Man würde dies sofort mit dem Einwand kontern, warum du den optionalen Nutzen (Tierprodukte sind optional) über das Leben eines Lebewesens stellst, was du niemals erklären könntest. Das eigentliche Argument ist, dass das Schlachten von Tieren in Anwesenheit von Alternativen, unmoralisch ist, weil Tiere Leid empfinden und nicht sterben wollen. Dazu musst du Tieren nicht den gleichen moralischen Wert einräumen wie Menschen - du musst ihr Recht zu Leben lediglich höher einschätzen als die Stimulation deiner Geschmacksknospen. Dieser Ast ist ohnehin ziemlich surreal - ihr würdet alle niemals Tiere anfassen, ihr würdet aber dafür bezahlen, dass dieser Akt außerhalb eures Sichtfeldes verlagert wird. Aber was ist es, dass EUCH davon abhält, einem Huhn den Hals zu brechen? Du sagst zum einen, die Empathie für Tiere sei fehlgeleitet, hast auf der anderen Seite aber zu viel Empathie sie umzubringen. Ich muss wegen eines frühen Flugs morgen leider gleich ins Bett, aber das ethische Argument pro Veganismus ist literally die einfachste Debatte, die man im Internet haben kann. Ich werde das nicht ausnutzen, um Fleischesser zu dunken, auch wenn es manchmal unterhaltsam ist, aber versuch einfach selbst vor dem Abschicken zu überlegen, ob du deine Rechtfertigung für den Fleischkonsum auch für Menschen akzeptieren würdest.

Wie z.B.:

- Ich habe dixip umgebracht, weil er lecker ist. Aber immerhin hatte er vorher ein langes Leben!

- Ich habe dixip umgebracht, weil er lecker ist. Aber immerhin habe ich ihn vorher in einer geräumigen Villa untergebracht!

- Ich habe Faerun umgebracht, weil er keine Intelligenz aufweist.


Warum die Gleichsetzung von Mensch und Tier zulässig ist, kann ich dann leider erst nach meinem Urlaub erläutern, weil das etwas Zeit braucht und die Erklärung etwas akademischer ist. Die ethische Außeinandersetzung mit dem Thema Tierhaltung führt bei vielen Menschen zu emotionalen Reaktionen, da sie mit ihrer kognitiver Dissonanz konfrontiert werden. Ein GROSSTEIL der Menschen könnte den Konsum nicht rechtfertigen mit dem moralischen System, dass er oder sie hat. Ich glaube, der User king erni (oder ähnlich) hat es mal angesprochen, aber eine ethische Grundlage, die das unnötigen Töten von Tieren rechtfertigt, kann logisch dazu weitergesponnen werden, absurde Gräueltaten zu rechtfertigen.


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