Thema:
Konsum: Die Lüge vom Glück flat
Autor: token
Datum:24.07.19 12:58
Antwort auf:Umwelt und Bewusstsein: Wir brauchen leider DREI Erden! von thestraightedge

Ich finde es erstaunlich wie wir, auch ich, über Umwelt und Verhalten diskutieren, das Thema Lustkonsum jedoch meist nicht tangiert wird.
Es geht immer nur um Verhaltensänderungen bei Grundbedürfnissen, ich muss heizen, ich muss essen, ich muss mobil sein, ich will in meinem Urlaub auch etwas unternehmen.
Alles richtig. Auch da sind Spielräume. Es sind jedoch Räume die nur begrenzt abbaubar sind, da eben Grundbedürfnisse.

Aber wo geht es mal um Lustkonsum? Ich kann mich auch nicht entsinnen bei CO2-Rechnern gefragt zu werden wie oft ich meine Elektromöbel tausche. Wie viel Geld ich im Jahr bei Amazon lasse etc.

Dabei spielt gerade dort die Musik sehr laut, denn diese Produktionen von reinen Lustgütern, die oftmals nicht mal aus Bedarf gekauft werden.
Zum einen, was sind diese Lustkäufe?
Ich sehe es ähnlich wie die Zigarettensucht. Zigaretten sind gar nicht mal so geil, sie stinken, man muss husten, und man wird noch nicht mal high davon. Aber sie geben dir diesen kurzen Kick der Befriedigung und der reicht um da eine Abhängigkeit zu etablieren mit der man sich selbst einfach nur Schaden zufügt, während einem indoktriniert wurde dieses Verhalten insgesamt mit positiven Dingen zu assozieren, welche man da reinprojeziert, obwohl sie gar nicht stattfinden.

Auch der Klick bei Amazon ist so ein kleiner Kick. Dieses sich mal kurz was gönnen was man gar nicht braucht.
Dieser Konsumkreislauf ist über Jahrzehnte aufgebaut worden, und das durchaus raffiniert. Lootboxen sind gegen die dort vorherrschenden Methoden die global für alles gelten, und nicht nur für spezifische Konsuminseln, ein Furz im Wind.
Aber es wird weder reflektiert noch hinterfragt. Bzw. doch, etwa von Downsizern die dann merken dass sowas zu zügeln und sich nicht gedankenfrei davon treiben zu lassen keine asketische Bürde sondern ein qualitativer Gewinn ist.

Vielleicht muss dieser Aspekt auch schon jetzt mehr ins Bewusstsein durchdringen, das was da passiert ist kein Nebenkriegsschauplatz sondern maßgeblicher Motor der Problematik und meiner bescheidenen Meinung nach auch der Grund dafür dass, obwohl wir lokal viele Rückgänge im CO2-Ausstoß beobachten, global weiter Jahr für Jahr neue Rekorde aufgestellt werden. Auch dieses Jahr.


Ich hab für mich festgestellt dass einer der größten Augenöffner dort war, wo ich Sachen kaufe die ich schon habe und nicht aus dem Supermarkt brauche. Nämlich Getränke. Ich kaufe Wasser was aus Frankreich oder Italien oder sonstwo importiert wird, quer durch die Lande geschippert wird, abgepackt in Plastikflaschen, renne zum Supermarkt, schleppe diese ganze Scheiße hoch, sammele den Pfand, bringe den Pfand zurück, und das Spiel geht von vorn los. Und das, obwohl ich eine Standleitung in meiner Wohnung habe.

Anfangs war da nur der Verzicht auf Wasser, ich habe mir paar 2-Euro-PET-Flaschen im Decathlon gekauft und angefangen Wasser einfach aus diesen zu trinken. Dann bin ich dazu über gegangen dieses Wasser zu aromatisieren, mit Zitrone, mit Ingwer, mit Minze, mit Koriander, mit Gurke. Mal so, mal so, dabei entstanden diverse leckere Mischungen. Die Folge davon war nun, dass auch der Konsum von Limonaden einfach so fast gegen Null ging.
Mir ist klar geworden, das hier schmeckt besser, macht weniger Arbeit, und ist auch noch deutlich günstiger. Und nebenbei, DEUTLICH umweltfreundlicher. Und hier zeigt sich eine der größten Perversionen dieser Konsummaschine, wie sie es schafft uns selbst sowas in den Kopf zu trichtern uns solche Albernheiten anzueignen obwohl die Komfortlösung schon in der Küche steht und dabei auch noch qualitativ hochwertiger ist.

Klar ist dieses Anschaubeispiel wieder Grundbedürfnis, aber der Punkt, dass man sich generell in seinem Konsumverhalten hinterfragen darf, und dass dieses Hinterfragen einem nicht zum Nachteil gereicht sondern lediglich die eigene Blödheit und Abhängigkeit entlarvt, sollte klar sein.
Wir können den Klimawandel nämlich nicht einfach wegkaufen, bei der nächsten Neuwarenbestellung im Affekt kann man sich auch die Frage stellen ob man mit seinem Geld nicht auch was besseres anzufangen weiß als es auf Kosten der Umwelt zu verbrennen für Dinge die man weder braucht noch will.


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