Thema:
Re:Gut gemeint, schlecht gemacht flat
Autor: token
Datum:23.07.19 16:07
Antwort auf:Re:Gut gemeint, schlecht gemacht von Sockenpapst

>>Ja, Veganismus als Ideologie zu typisieren hab ich gar schon hier im Ast gefunden.
>>Das ist im Hinblick auf die Begriffsbedeutung so nicht haltbar, Veganismus KANN aus ideologischen Gründen praktiziert werden, muss aber nicht.
>
>Da sich das wohl irgendwie auch auf mich zu beziehen scheint:
>
>[https://www.duden.de/rechtschreibung/Ideologie]
>
>Magst du mir vor diesem Hintergrund erklären, wie man Veganismus in unserer westlichen Gesellschaft aus nicht-ideologischen Gründen praktizieren kann?


Im strengen Wortsinn kannst du in einem gesellschaftlichen Kontext überhaupt keine Prinzipien aus nicht-ideologischen Gründen praktizieren, weil jedes Prinzip, selbst das Prinzip ideologisch wertfrei zu agieren, nach diesem Wortsinn auch ideologisch ist.

Entsprechend (zumindest denke ich dass das der Grund ist) hat sich die Anwendung dieses Begriffs auf irgendwie klammerbare Gruppen etabliert, hochgradig pluralistische Gruppen, wie die deutsche Gesellschaft, werden, auch wenn sie den gleichen Leitprinzipien folgen (etwa Grundgesetz), eher nicht als ideologische Gruppierung bezeichnet. Obwohl auch diese im strengen Wortsinn eine wäre.

Entsprechend finde ich es nicht sinnhaft bei anders gelebter Praxis auf Wortdefinitionen zu verweisen. Beweggründe für Veganismus werden zunehmend pluralistischer, die Zeiten als man hier noch eine Bande von Treehuggern hatte sind vorüber, und eine gesamtgesellschaftliche Überdenkung von bestehenden Ernährungsprinzipien wird durch vieles motiviert, aber nur nachgelagert durch die Liebe zum Tier.

Wenn jedoch alles irgendwie Ideologie ist, dann ist der Begriff auch unnötig und nur noch Worthülse und Ballast. Insofern spricht man doch eher von Prinzipien und nicht von Ideologien wenn man mit so einem Pluralismus konfrontiert wird.

>Du erscheinst mir hier dem verbreiteten Irrglauben aufzusitzen, dass "Ideologie" ein zwangsläufig negativ besetzter Kampfbegriff sei und vermischst mit "Dogmatismus". Sollte man nicht machen, dann muss man sich auch nicht aufregen.

Nope, ich bin mir dessen bewusst, wenn man im Kontext Veganismus von "Ideologie" spricht und im selben Atemzug noch die indirekte Vergleichsbrücke zur Religion schlägt, dann gehe ich davon aus die Intention meines Gegenübers nicht falsch zu interpretieren.
Ich kenne ja so rudimentär deine Standpunkte in diesen Themenkomplexen, da glaube ich kaum dass du dich da unten als missverstandener Diplomat begreifst sondern diesen Seitenhieb genau so setzen wolltest ;)
Ich sehe auch einen erheblichen Unterschied ob man sich bestimmte Prinzipien aus dem Arsch zieht, wo neben verargumentierbaren Leitplanken (nicht töten) auch irgendein Bums hofiert wird (Fisch am Freitag, koscheres Essen), oder ob es rationale Beweggründe gibt. Du stellst es auf eine Stufe (eine Ideologie durch eine andere ersetzen).

Aber ich krieg jetzt auch keine Schnappatmung wegen sowas, ich begreife es einfach als harmlose aber dennoch bewusste Stichelei. War es das nicht?


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