Thema:
Re:Sarah Wagenknecht über die Klimadebatte der Grünen flat
Autor: Sockenpapst
Datum:15.07.19 10:00
Antwort auf:Re:Sarah Wagenknecht über die Klimadebatte der Grünen von token

>>Also zunächst einmal finde ich es schräg, dass Du offenbar erwartest, dass Politiker diese laut ihnen erst noch zu entwickelnden Zukunftstechnologien schon heute konkret kennen
>
>Schräg ist es dass die notwendigen Technologien seit einem halben Jahrhundert allesamt bekannt und vorhanden sind. Es herrscht kein Mangel an Technologien sondern ein Investetitionsstau beim notwendigen infrastrukturellen Umbau durch jahrzehntelange Verschleppung.


Ja mei, und Elektroautos gibt es eigentlich schon seit 1900. Die wenigsten Konzepte sind wirklich neu, meist fehlte halt das Umfeld für den Markterfolg, und auch das entsteht eben nicht aus dem Nichts, sondern benötigt nicht selten einen politischen Konsens. Ich finde es immer recht ermüdend, mit heutigem Wissen auf angebliche Versäumnisse der Vergangenheit hinzuweisen, sonst sind wir schnell bei solchen Lachnummern wie "Wir wussten seit 18XX, dass CO2 böse ist!!1". Letztlich interessiert allenfalls, ab wann es eine "herrschende Meinung" in der Wissenschaft gibt; man verzeihe die fachfremde Terminologie.

>Eine technologische Evolution dieser Technologien wird vor der selben Hürde landen wie der bestehende Stand. Diese Phrase impliziert ein nebulöses technologisches Wunder, dass selbst wenn es das gäbe, infrastrukturell eingewoben werden müsste. Also selbst Fortschritt ist hier keine große Hilfe.

Ja.

>>Wagenknecht: Technologiewandel im großen Maßstab kann nur der Staat voranbringen, privatem Kapital ist die Erforschung von echtem Neuland schlicht zu unsicher. Die Big Five der digitalen Ökonomie sind nicht zufällig in den USA entstanden. Der Staat hat das Silicon Valley massiv unterstützt. In diesem Punkt hat Deutschland – und leider auch Europa – weitgehend versagt."
>>
>Frau Wagenknecht möchte also eine Förderung von Wirtschaftszweigen die maßgeblich von Konzernen besetzt werden?


Soweit ich das ohne konkrete Quelle in Erinnerung habe: Sie möchte vor allem Universitäten mit Geld zuschütten, die sich wiederum Partner suchen dürfen. Die Ergebnisse müssen allerdings öffentlich zugänglich sein. Daneben sollen halt die üblichen Forschungs- (und Industrie-) Cluster massiv bezuschusst werden.
Das geht aus diesem Interview allerdings nicht hervor, nein. Und ich finde das - neben den bereits genannten Kritikpunkten - auch einerseits zu diffus, und andererseits auch widersprüchlich: Sie möchte über starke Regularien und zweckgebundene Gelder eine kreative Forschung hervorbringen. Oooookay.

>Da hast du Recht, ich kann zwar anführen dass ich nicht geklickt habe weil ich in der rechtskonservativen Bravo für Erwachsene nach der von Tele angeschleppten Phrasensammlung keine weiteren Erkenntnisgewinne erwartet habe, aber ja, man sollte das was man kommentiert schon lesen. My bad.

Nachdem hier mittlerweile vollkommen selbstverständlich BILD, Krone und Tichy verlinkt werden, ist Focus doch fast schon ein Fortschritt.

>Davon ab geht mir die Trulla aber massiv auf die Nerven, die Grünen positionieren sich aktuell in der Öffentlichkeit ergebnisoffen für Koalitionsverhandlungen und kriegen für diese Bereitschaft massiv Dresche. Die Linke, die wohl noch nie so realistische Chancen hatte auf Bundesebene Regierungsverantwortung zu übernehmen rennt hingegen zum Focus und übt sich in populistischen Frontalangriffen auf einen vermeintlichen Partner. Man könnte fast meinen die wollen gar nicht raus aus dieser Komfortzone aus dem Rückraum des Klassenzimmers reinzuschreien. Kann ich nicht ernst nehmen sowas.

Es ist die übliche Selbstzerfleischung linker Kräfte seit "immer". USPD, WASG, WasauchimmerPartei - die ärgsten Feinde progressiver Realpolitik sind die Hüter des wahren Glaubens. Enttäuschte Liebe forever, frag mal die verbliebenden Genossen, oder unsere "Neue Köpfe!!1"-Schreier.


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