Thema:
Re:Sarah Wagenknecht über die Klimadebatte der Grünen flat
Autor: Telemesse
Datum:14.07.19 14:01
Antwort auf:Re:Sarah Wagenknecht über die Klimadebatte der Grünen von Fritz Schober

>Was passiert wenn man, wie Du und Wagenknecht fordern, den Firmen das Auslagern der Produktion verbietet?
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>Richtig, die Produkte werden massiv teurer wenn man nur noch im Inland produziert - teilweise gibt es sie dann auch gar nicht mehr weil nicht rentabel ist sie weiter herzustellen. Dann gibt es also Entlassungen bei den Firmen für die es sich nicht mehr rechnet weil diese nur profitabel sind wenn sie mit Zulieferern aus dem Ausland arbeiten.
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>Also entweder Du würgst das Angebot durch Importverbot ab (Wagenknecht Vorschlag) oder man drosselt/lenkt den Konsum bzw. der Mittel- und Oberschicht durch CO2 Bepreisung (Grüne). Die Unterschicht hat üblicherweise nicht mal genug Geld für einen CO2 intensiven Lebensstil (sprich selten haben die Autos, fliegen fast nie, wohnen in kleinen Wohnungen etc.).
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>Bei der Angebotsdrosselung hast Du aber keinerlei Steuerungswirkung. Dann wird halt Elektronik, Klamotten, diverse Lebensmittel etc. sauteuer und der Schwarzhandel blüht. Die Leute ändern aber nicht die Infrastruktur der Städte und der Arbeitswelt.
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>Wäre es nicht sinnvoller, wie es die Grünen fordern, die CO2 intensiven Dinge teuer zu machen und die CO2 schwachen Alternativen günstiger? Subventionen für fossile Rohstoffe beenden und das eingesparte Geld verwenden die Innenstädte gesünder zu machen (mehr sichere Fahrradwege, weniger/keine Autos, sehr günstigen bis kostenlosen öffentlichen Nahverkehr für Pendler) und zugleich die  Arbeitswelt stärker zu digitalisieren als bislang (weniger Dienstreisen, mehr Skypen, mehr Homeoffice nur als zwei Stichworte)?
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Generell ja. Man sollte aber eben nicht ausser acht lassen das gerade bei dem existenziellen Grundbedürfniss Heizen die meisten (Mieter oder Wohnungseigentümer) keinen oder nur einen minimalen Einfluss auf die Heizart haben.
Bei den Infrastrukturmaßnahmen ist das eben wieder einmal ein Henne/Ei Problem. Die Leute sollen auf die Öffies ausweichen, die Öffies sind aber vielerorts schlecht und teuer. Gleiches bei der Bahn. Bahnfahren für Familien ist viel zu teuer. Wären hier die Angebote attraktiver würden sicher viele freiwillig das Auto stehen lassen. Geplant ist aber wieder einmal das Notwendige sofort teurer zu machen und für das Wünschenswerte lediglich wage Versprechungen zu geben. Also latzt erst mal schön, dann wird später mal alles besser (vielleicht).


>Dann kommt ja auch das green-is-green. Wenn Produkte welche einen geringen CO2 Fußabdruck haben stärker nachgefragt werden, wird der Markt sich darauf fokussieren. Vegane Lebensmittel werden beliebter weil günstiger, Rindfleisch wird unbeliebter weil teurer. Recyclebare Waren werden günstig, Einweg wird teuer und so weiter.
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>Man muss doch solche Dinge langfristig durchdenken und nicht nur "wie ist das unmittelbar bei der Einführung für mich bei so einer politischen Änderung?"
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>PS: Wie oft pro Jahr konnten Deine Großeltern nach Malle fliegen?


Nicht nur deswegen war das ja auch eine beschissene Zeit in die du dich doch sicherlich auch nicht zurücksehnst, oder?
Letztendlich geht es bei diesen Fragen darum Errungenschaften der Teilhabe des Proletariats an Annehmlichkeiten (ober nenne es auch Luxusdingen) wieder zurückzudrehen und diese nur noch einem elitären Kreis zugänglich zu machen. Das birgt imo einfach viel zu viel sozialen Sprengstoff.


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