Thema:
Re:Das ist doch richtig. flat
Autor: token
Datum:13.07.19 12:09
Antwort auf:Re:Das ist doch richtig. von Doc Ower

>Ich finde nicht dass es ein gemeinschaftlicher Ansatz sein wird. Die Besserverdienenden, Firmenwagenfahrer, Industriellen, interlationalen Konzerne, die Vermieter und die Superreichen, die was machen können, werden sich nicht beteiligen. Mark my words!
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Ich sehe es halt so dass ein Mentalitätswandel auch erst dann in Gang kommt, wenn wir die Theorie zur Realtität machen. Eine Gesellschaft die in der Breite keinen Crunch spürt, hat ein anderes Problembewusstsein für die Schere zwischen Arm und Reich, als eine Gesellschaft die ihn im vollem Umfang spürt. Revolutionen kommen nicht dann zu Stande wenn man dabei zusieht wie ein Ungerechtigkeitsfass voller wird, sondern dann wenn das Fass überläuft.
Heißt, eine Gesellschaft im Crunch verändert auch ihre Perspektive, Dinge die heute nicht mehrheitsfähig sind, werden mehrheitsfähig, und damit auch Veränderung von Regularien. Sowas wie salary caps haben dann einen anderen Stand, die Perspektive auf Gemeindegut auch. Aktuell wird nicht mal Wasser als Gut einer Gesellschaft wahrgenommen und fleißig privatisiert, aus dieser Falle müssen wir raus. Und damit wir da heraus kommen, muss jetzt auch mal ein Impact und höheres Problembewusstsein kommen.

Unsere Systeme denken weder auf politischer noch wirtschaftlicher Ebene perspektivisch. Man denkt in kurzen Zyklen. Ein Generationsprojekt ist Stand heute kaum noch möglich. Weil alles was an reformatorischen Investitionen notwendig ist, im Zyklus der gegenwärtig Verantwortlichen abgemildert wird, und die eigentliche Investition in die Folgezyklen herausdefiniert wird. Das ist halt so. Es gibt auch Gesellschaften die da anders gepolt sind, China bekommt Perspektivplanung hin, zahlt dafür aber auch einen hohen Preis, Freiheit, bei uns ein Grundrecht, spielt dann eine nachgelagerte Rolle.

Wollen wir unser demokratisches System konservieren werden wir nicht darum herum kommen die Probleme die man aktuell nach hinten herausdefiniert in den aktuellen Zyklus zu bomben, nur dann entsteht der Handlungsdruck der auch zu Handlungen führt. Und dann muss man natürlich auch darauf vertrauen dass man in der Lage ist die Herausforderungen zu bewältigen.

Wenn du heute schaust ist es nicht mal möglich einen Flughafen zu bauen. Wenn eine Gesellschaft hingegen vor Trümmern steht, zieht sie dir eine ganze Stadt mit zwei Flughäfen als Nebenkriegsschauplätzen hoch. Das ist die Natur des Menschen, er prokastiniert und theorisiert und antizipiert eine Milliarde Szenarien und verliert sich in Inseldiskussionen, aber wenn es ernst wird ist er da und liefert, finde Wege, trifft Entscheidungen, handelt, macht, löst.

Wir wissen alle was zu tun ist, wir tun es aber erst wenn wir den notwendigen Handlungsdruck aufbauen. Und es ist auch so dass wir dieses Szenario nicht herbeisimulieren können. Auch das was nötig ist und in welcher Reihenfolge verstehen wir erst in vollem Umfang, wenn wir unsere Studierstuben verlassen und auf die Baustelle gehen.

>Ich bin gern bereit mich am ökologischen Wandel zu beteiligen und tu meib möglichstes , aber das ist wieder eine reine Verbrauchssteuer, welche nichts ändern wird. Außer dass vielleicht meine Kinder noch öfter krank sind im Winter.
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Wir müssen endlich auf die Baustelle. Pessimismus ist da kein guter Ratgeber. Die ideale Baustelle wird es nicht geben, sie ist per Definition nicht möglich. Ein Plan der keine Fehler hat und nicht innerhalb des Umsetzungsprozesses zigfach nachjustiert werden muss, ist nicht möglich. Wenn wir nicht daran glauben dass wir das hinbekommen und dass alles gut werden kann, brauchen wir gar nicht erst anzutreten. Dann heißt es wirklich all-in Rüstungsindustrie, Kapital für Raketen, Gefängnis für Racketen, noch mehr Macht für die Reichen, noch mehr Rücksichtslosigkeit für die Armen. Wenn die Küstenwache auf Flüchtlingsboote schießt, dann wird sie auch hinsichtlich eines innerhalb der Gesellschaft protestierenden Mobs enthemmt sein. Das ist fucking Hellworld die da heranzieht wenn man die Konsequenzen mal konsequent zu Ende denkt. Das Szenario in dem das Klima kippt ist kein Szenario in dem es was für die Armen zu gewinnen gibt, sondern erst Recht das Szenario in dem genau sie am härtesten von allen gefickt werden und sich die Elite einzäunt und schaut dass die Grenzen innerhalb der Grenzen genau so gut und konsequent bewacht werden. Wer auf den Afrikaner schießt, der schießt auch auf den Deutschen.

>Ich fühl mich grad richtig verarscht.
>
>Aber nichts gegen dich gell? :) <3


Alles gut, wir müssen da nicht einer Meinung sein.
Ich bemühe mich einfach nur darum Inselkomplexitäten für ein großes Gesamtbild so weit zu vereinfachen dass man das große Gesamtbild überhaupt sieht. Und dann bemühe ich mich darum den Prozess zu sehen, der durch den Impuls in Gang gesetzt wird, und nicht schon beim Impuls stehen zu bleiben und diesen zu zerreden und dann auch daran zu glauben dass wir die vielfältigen Probleme die sich dann stellen lösen können und lösen werden. Das haben wir als Menschheit bislang immer geschafft. Sobald Menschen auf der Baustelle stehen, finden sie Lösungen und arbeiten. Und wenn es so wäre dass wenn das Klima kippt es irgendeine Möglichkeit gäbe diesen Prozess wieder umzukehren und die Treibhausgase aus der Luft zu saugen, dann würde ich mich zurücklehnen und sagen, drauf geschissen, die Lück kapieren erst halt erst wenn es ihnen wirklich im Gesicht explodiert. Ist halt so. Da es aber höchst unwahrscheinlich ist dass es eine Technik gibt die sowas im globalen Scope hinbekommt, kann man nicht darauf warten dass die Katastrophe kommt, dann muss man jetzt etwas tun, um die kleine Katastrophe mit einem Sprung ins kalte Wasser herbei zu führen und zu managen, weil es eben kein try again in diesem Spiel gibt. Wenn wir scheitern ist Permadeath und Hellworld. Und sehr viele haben immer noch nicht verstanden wie fucking ernst es ist und wie nah dieser Teufel schon vor der Tür steht.


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