Thema:
Re:Was an Bord der Seawatch 3 eventuell passiert ist flat
Autor: Telemesse
Datum:12.07.19 18:12
Antwort auf:Was an Bord der Seawatch 3 wirklich passiert ist von Fritz Schober

Zu allererst möchte ich sagen das ich deine Überschrift unpassend finde. Das Video zeigt keine objektive Sicht der Geschehnisse sondern ist ein von den Seawatch Leuten geplantes und inszeniertes PR Video. Mag sein das es alles so war, kann aber genauso sein das unliebsame Teile der Geschehnisse bewusst weggelassen wurden. Das ganze war für mich daher nur am Rande eine Rettungsaktion als vielmehr eine kalkulierte Polit Aktion bei der Konfrontation und Eskalation bewusst in Kauf genommen wurden. Damit möchte ich nicht die Sache an sich bewerten, es macht für mich jedoch schon einen Unterschied zu dem, was ich persönlich eigentlich unter Seenotrettung verstehe.


In einem Kommentar in der NZZ habe ich folgende Passage gefunden:
„Seit dem Sommer 2017 ist die Zahl der Migranten, die von Libyen nach Italien kamen, dramatisch eingebrochen. 2016 wurde laut Angaben des Uno-Flüchtlingshilfswerks ein Höhepunkt von 181 000 Menschen gezählt, die übers Meer in Italien ankamen. Nicht weniger als 4578 sind bei dem Versuch ertrunken. Zwei Jahre später waren es noch 23 370 Angekommene bzw. 1311 Tote. In diesem Jahr schafften es bisher bloss 2447 nach Italien, und 341 haben den riskanten Versuch im zentralen Mittelmeer mit ihrem Leben bezahlt.“

ich kann die Zahlen jetzt nicht verifizieren. Sollte das jedoch stimmen scheint die Maßgabe der uneingeschränkten Rettung und Überfahrt im Endeffekt keine brauchbare Lösung zu sein. Zumal Lampedusa, wie früher bereits auch schon, im Flüchtlingsanstrom ertrinken würde und als Bittsteller bei den anderen Euröpäischen Nationen um Abnahme der Flüchtlinge betteln müsste.
Insofern ist für mich die harte Haltung Italiens mindestens genauso nachvollziehbar wie der Versuch der Seawatch Leute durch diese Politische Aktion Bewegung in eine Europäische Lösung zu bringen.

Quelle: [https://www.nzz.ch/meinung/sea-watch-3-kapitaenin-rackete-steht-nicht-ueber-dem-gesetz-ld.1492805]

Passend hierzu einige interressante Artikel.
Insbesondere den hier aus der Zeit finde ich recht spannend da er das ganze mal aus ethisch/moralisch oder auch Philosphischer Perspektive recht differenziert betrachtet.

Migration als Sprengladung:
[https://www.zeit.de/kultur/2019-07/seenotrettung-ethik-fluechtlingspolitik-europa-spaltung/komplettansicht]

Oder hier auch mal ein Kommentar aus der NZZ das in erster Linie mal die internationalen moralischen Belehrungsambitionen der Deutschen anprangert und diese insbesondere von den Regierungsvertretern als relativ heuchlerisch entlarvt.

[https://www.nzz.ch/international/der-andere-blick-die-deutschen-waeren-gerne-moralweltmeister-ld.1493987]

Ich würde in dem Kommentar längst nicht allem zustimmen aber die Beobachtung das die Bundesregierung insgeheim recht froh darüber ist, daß Erdogan im Osten und Italien/Salvini im Süden einem die Probleme vom Hals halten würde ich sofort unterschreiben. Insofern erscheinen doch gerade die Äußerungen Steinmeiers schon ziemlich heuchlerisch und diplomatisch imo als äußerst unklug. Aber die Rechtspopulisten freuen sich bestimmt darüber und bedanken sich für steigenden Zulauf.


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