Thema:
Re:CO2 Steuern... Was spricht gegen CO2 "Tagessätze" flat
Autor: token
Datum:10.07.19 19:41
Antwort auf:Re:CO2 Steuern... Was spricht gegen CO2 "Tagessätze" von Bandit

>Ich habe da im Detail keinen Plan von. Die Regierung / Institution soll einfach von jedem Bürger Betrag X für das Klima einziehen.
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>Wie gesagt, die CO2 GEZ. Das Geld muss dann für den Klimaschutz genutzt werden.
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>Der ganze Rest bringt doch nichts. Irgendwelche Ausstiegsziele in 2030 etc. sind ein Witz.
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>Handeln, JETZT, auch wenn es weh tut. In 2 Jahren haben sich alle dran gewöhnt.
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>Ich möchte gerne auch etwas bewirken, kann aber nur wenig machen. Wir achten halt im Alltag verstärkt darauf. Aber die, die etwas bewirken können, brauchen dafür Geld. Geldabgaben der Bürger ist halt einfach. So leistet autom. jeder etwas.
>

Es hilft aber nicht mehr.
Die Problematik im Raum ist dass die notwendigen Anpassungen an allen Fronten solange verschleppt wurden, dass bei unserem Tempo keine Zeit mehr bleibt um fertig zu werden, bevor Rückkopplungseffekte derart stark werden, dass der Klimawandel ab diesem Zeitpunkt auch dann weitermacht, wenn wir von einem Tag auf den anderen CO2-Neutral werden. Das was heute schon in der Luft ist bleibt ja erstmal da, es wird nicht weniger nur weil wir nichts mehr draufschütten. Und das bleibt sehr sehr sehr sehr sehr lange so. Also die Klimaeffekte die wir heute schon haben, die kriegen wir jetzt langfristig eh nicht mehr weg. Und oben drauf kommt, die erhöhte Temperatur die schon da ist setzt zunehmend Prozesse in Gang, das natürliche Treibhausgasspeicher, etwa Permafrostböden, zunehmend schmelzen und die in ihnen gebundenen Treibhausgase aus ihrem Gefängnis entlassen. Hier spielen sich in der Natur auch untereinander Dominoeffekte ab die mehr und mehr freisetzen.

Die Menschheit ist also durchaus in der Lage diesen Effekt zu kickstarten, so wie ein Kind mit Feuerzeug auch einen ganzen Wald in Brand setzen kann, ist der Wald aber erstmal in Brand kann das Kind diesen nicht mehr löschen und einfach nur noch zusehen, so wie dann auch die Menschheit dann nur noch zum Zuschauen verdammt wäre und alles was sie tun könnte wäre damage control.

Will man dieses Szenario vermeiden muss man nun also binnen kürzester genau den Versäumniskredit abtragen, der sich über ein Jahrhundert lang angehäuft hat. Das bedeutet, wir müssen alles gleichzeitig machen, an allen Fronten, auf der ganzen Welt. Die aktuelle Regierung spielt nun wieder das Verschleppungsspielchen, sie sagt, okay, das was wir 2030 erreichen wollten, das erreichen wir nicht, aber die Regierungen von 2030-2050, die machen das was wir verpasst haben einfach oben drauf, yolo. 2050 sind wir dann neutral.

Diese Grotesken sind kaum zu glauben, wie können Menschen mit gesundem Menschenverstand solche Aussagen treffen und nicht ad-hoc für Unzurechnungsfähig erklärt werden? Stand heute ist es also nicht zumutbar eine Gesellschaft im Flugverkehr einzuschränken, einem für die meisten Menschen optionalen Luxusgut? Aber 2050 wird es kein Problem sein die gesamte Gesellschaft um ihre 10 Jahre alten noch nicht auf Elektro umgestellten Fahrzeuge zu enteignen? Was ist der Plan? Was ist die Idee?
Es ist einfach nur Gelaber.

Also ja, wir müssen jetzt handeln. Aber was bewirkt eine Pauschale. Das heißt einfach nur, jeder zahlt für alles. Es ist aber dringend notwendig dass bestimmte Dinge die wir tun möglichst bald aufhören. Nehmen wir wieder den Block Flugverkehr. Dieser ist in seiner heutigen Form untragbar. Geht einfach nicht sofern man das Kippen des Klimas verhindern möchte. Aber, was bitte juckt es Etihad Airways wenn du deine 300 Euro Jahrespauschale zahlst? Ist ihnen doch wuppe. Was sie aber juckt wenn ihr Interkontinentalflug nicht mehr 250 Euro kostet, sondern 2500 Euro kostet. Weil ihnen dann die Passagiere flöten gehen und sie diese Sparte downsizen müssen und sich dann neu aufstellen müssten.

Und das ist die Idee der CO2-Steuer. Sie soll viele Dinge gleichzeitig in Gang setzen, sprich, lenken. Es geht nicht darum Geld einzunehmen, das ist komplett egal was über diese Steuer eingenommen wird, sie soll Dinge verändern.

1. Krasse Klimaverpester erfahren bei ihren Produkten Kostenexplosionen:
- Höhere Kosten führen zu weniger Konsum ihrer Produkte
- Menschen, die sich im Verhalten ändern müssen, machen das weil teuer
- Einnahmeausfälle challengen sie nun, sie können entweder schauen ob sie
  a) Neue Geschäftssparten mit ihrem Kapital erschließen
  b) Durch Erforschung neuer Technologien ihre Sparte retten
2. Transparenz darüber woher wieviel kommt, weil es eingepreist wird
3. Wettbewerbsfähigkeit neuer Märkte und Produkte

Gerade Punkt 3 zeigt gut die Falle auf in der wir sitzen. Wir möchten Innovation und Wandel. Aber Innovation setzt sich niemals um ihrer Selbst Willen durch. Innovation setzt sich dann durch wenn sie Dinge besser macht, oder Dinge günstiger gemacht. Aber der Treibhausgasausstoß ist frei Haus. Also haben selbst die Produkte die wenn man sauber rechnet die wirtschaftlich die günstigsten sind, etwa Solar vs. Kohle, einen schweren Stand, weil diese versteckte Subvention für die Verpester preislich gewinnt.
Die Kriegskasse einer Regierung zu füllen die nicht mal ein Segelschiff sanieren kann, bringt nichts und hilft nichts. Industrie und Bevölkerung braucht Lenkimpulse, und der Wettbewerb der Märkte braucht faire Bedingungen wenn Kapitalismus wieder funktionieren soll.
Eine feste Pauschale für alle ist in etwa so als ob ein Arzt seinen Patienten zu einem Kururlaub mit Fastenzielen in ein All-Inclusive-Hotel schickt.


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