Thema:
Re:SpOn: Geständnis im Mordfall Lübcke. flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:26.06.19 11:35
Antwort auf:Re:SpOn: Geständnis im Mordfall Lübcke. von Phil Gates

>Du hast mit allem selbstverständlich Recht. NSU und der Fall jetzt sind nicht die ersten Fälle von Naziterror nach 45, sondern die ersten, die auch tatsächlich umfangreich thematisiert wurden. Und natürlich waren auch die ganzen Brandanschläge auf Unterkünfte Naziterror. Ich bitte die Ungenauigkeit meines Eingangspostes zu entschuldigen. Allerdings hat das subjektiv schon irgendwie eine andere Qualität, wenn ein Politiker geplant und zielgerichtet wegen einer migrantenfreundlichen Haltung ermordet wird bzw. 3 Nazis jahrelang unbehelligt durch die Lande ziehen, als wenn ein paar besoffene Nazis einen Brandanschlag verüben. Letzteres will ich gar nicht kleinreden, aber das dürften in den seltensten Fällen akribisch geplante Taten sein, vielmehr handelt es sich wohl um spontan sich entladenden Hass.

Ich wollte niemandem widersprechen, und ich hab selbst unguterweise diese Ungenauigkeit mit dem Mob-Hass von Rostock-Mölln-Solingen mit diesen Mordanschlagen vermengt.

Aber ich würde schon sagen, dass NSU und das jetzt mehr oder weniger dieselbe Qualität haben wie schon, sagen wir, die Wehrsportgruppe Hoffmann, welche auch aus einschlägig Bekannten und Vorbestraften bestand. Auch Sachen wie die informelle Fallback-Organisation Gladio, die (zumindest in Italien) nachweisbar False-Flag-Operationen mit Mordattentaten durchführte, spielen da mit rein. Es gibt bei allem eine ungute Kontinuität; beim Wegschauen, bei den sich zwischen Staatsgewalt und gewaltbereitem Millieu überschneidenden Personalien, bei diesem sehr nonchalant von Seiten des Staates tolerierten Umtrieben, die alle schnell im Kies versickerten, während selbst ich als Kind noch die RAF-Fahndungsplakate in der Post hab hängen sehen. Über den Prank-Meister Falco Dingsbums, der sich als Bundi gleichzeitig erfolgreich als syrischer Flüchtling um Asyl bewarb, um DAS SYSTEM bloßzustellen, redet auch keine Sau mehr, obwohl der Bruder selbst dem militärischen Abschirmdienst als auffälliger Hitlergrüßer bekannt war.

Und beim NSU gibt es wieder diese Sachen. V-Männer, die just eine Minute bevor eines der Opfer erschossen wurde den Tatort, ein Internetcafe, durch die Hintertür verlassen hatte. Das ganze Umfeld, das in Bausch und Bogen dem Verfassungsschutz bekannt war, welcher aber von ich sag mal "Exzentrikern" geführt wurde, die alle sehr emsig dabei waren, YPS-Detektive zu spielen, dass niemandem wirklich auffiel, wie scheiße sie darin waren.

Gezielte Gewalttaten durch Rechts gibts seit 45. Es wird nur nicht drüber geredet. Es wird immer wieder selbst der am schlimmsten stinkende Dreck unter den Teppich gekehrt, sich selbst der Arsch freigehalten und institutionelles Versagen in ein kleines, ordentliches Kistchen verpackt und dieses Kistchen irgendwo unter all den ärgerlichen Atommüll in irgendeinem Salzstollen gestopft. Fast buchstäblich. Seit 1990 wurden rechte Straftaten mit Todesfolge von der Amadeu-Antonio-Stiftung dokumentiert, wirklich gejuckt hat es niemanden. Business as usual, bald fünfzehn Jahre Merkel. Loiiift! Und keiner stellt für die entsprechenden Stellen hörbar die Frage, ob es vielleicht wirklich an den Institutionen liegt. Das vielleicht Leute, die bestimmte ungute Aspekte an DOITSCHLAND superdupergut finden, eher geneigt sind, in den Staatsdienst zu gehen, als Leute, die tatsächlich das entsprechend nötige Gewissen, die nötige Haltung und das Verantwortungsbewusstsein für diesen Job besitzen. Wenn man da lauter servile Verwaltungsfachangestellte hat, die durchaus selber der Meinung sind, dass es ein paar Dönerbuden zu viel in ihrem Heimatkaff gibt, muss man sich nicht bei wundern, wenn diese Institutionen in eine spezielle Richtung entsprechend Betriebsblind sind.

Aber nein. Aus der eigenen Partei kommen die Verharmlosungen mittlerweile. Die Rechtfertigungen. Ein ehemaliger fucking Bundespräsident fordert, während diese Hundeschande passiert, dass man verständnisvoller "mit Rechts" umgehen soll. Erbärmlich. Schlicht und ergreifend erbärmlich.


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