Thema:
Re:SpOn: Geständnis im Mordfall Lübcke. flat
Autor: Phil Gates
Datum:26.06.19 10:57
Antwort auf:Re:SpOn: Geständnis im Mordfall Lübcke. von Felix Deutschland

>>>Der inhaftierte Neonazi hat offenbar gestanden. Tatsächlich wegen der Äußerungen Lübckes zur Migration. Dann muss ich mich jetzt auch nicht mehr wegen der Unschuldsvermutung zurückhalten, und damit ist es wohl offiziell, dass wir nach NSU den zweiten Fall von Neonazi-Terror in Deutschland haben. Übel. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.
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>>Mich würde interessieren, ob das wirklich ein Lone Wolf war.
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>>IMHO hatten wir auch mehr als einen Fall von Neonazi Terror / es wurde halt immer gern sehr klein geredet, siehe auch das Oktoberfestattentat.
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>Es gibt quasi Punkt Schlag der Kapitulation eine Kontinuität organisierter rechter Gewalt. In Aachen wurde die kommissarisch von den Aliierten eingesetzte Regionalregierung von rechten Partisanen umgebracht, zwölf Tote. Der BND ging aus einem informellen Bund von Nachrichtendienstoffizieren des dritten Reichs hervor, ohne dass da groß irgendwas entnazifiziert wurde.
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>[https://twitter.com/grrrlsarestrong/status/1141767156637622275]
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>Ich kann es mir nur aus der Staatsräson her erklären (Wenn man die ganze vergiftete personelle Kontinuität zwischen drittem Reich und BRD weglässt), dass man gegen Rechts nie mit der Härte vorging als wie gegen Links, weil man (So einfach meine Vermutung) befürchtete, Märtyrer zu kreieren, die im Gegensatz zur RAF tatsächlich das Potential hätten, die Bevölkerung hinter sich zu vereinen. Allein wegen all dem latenten Hass, der ja nicht einfach im zweiten Weltkrieg mit "wegbesiegt" wurde. Weil auch in den Siegermächten einiges an unverarbeitetem Menschenhass verankert war. Es wird auf rechte Demos nie so draufgeknüppelt wie, sagen wir mal, Stuttgart 21, weil immer noch Angst davor herrscht. Angst vor Bildern, die vielleicht Empathie auslösen und den Staat überhart aussehen lassen könnten und damit nur einer Selbst-Mystifizierung innerhalb der Szene dienen würden, aber auch, weil man definitiv davon ausgehen kann, dass auch die Polizei ordentlich kassieren würde. Die ganzen Nazi-Larrys haben doch alle schön ihre waffengesetzkonformen 14-Euro-Butterflymesser von Amazon in der Cargohose und einen viel tief sitzenderen Hass auf den Menschen hinter dem Tonfa als irgendein 19jähriger Trottel, der nen Opel Vectra anzündet.
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>Wie gesagt, so ein Gedanke. Mit dem ich die Untätigkeit auch gar nicht legitimieren will, im Gegenteil. Ich versuche ja auch nur mit meinen arg limitierten Mitteln und abseits der hinreichend abgearbeiteten Schimmelpilze in Gesellschaft und Apparat zu erklären, wie sowas immer noch passieren kann, und wie laissez faires vom Verfassungsschutz, MAD, Landespolizeien usw. seit Gründung dieses Staates mal um mal die dafür vorgesehenen Institutionen versagen, Nazitum ignoriert wird und ein an anderen Stellen wenig zimperliches Gewaltmonopol seit Jahrzehnten vor diesem Tumorherd aus purem Hass nichts besseres einfällt, als zu kuschen.
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>Stattdessen darf man sich von der Klientel anhören, was es doch für Denkverbote gibt und wie unfrei alles ist, wo es eigentlich spätestens seit Mölln und Solingen ein eigenes Stammheim, nur für diese "Freigeister", existieren sollte.
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>Stattedessen werden V-Leute in die Rote Flora geschickt, um ein paar hotte Hippie-Chicks wegzuknattern. Scheißland.


Du hast mit allem selbstverständlich Recht. NSU und der Fall jetzt sind nicht die ersten Fälle von Naziterror nach 45, sondern die ersten, die auch tatsächlich umfangreich thematisiert wurden. Und natürlich waren auch die ganzen Brandanschläge auf Unterkünfte Naziterror. Ich bitte die Ungenauigkeit meines Eingangspostes zu entschuldigen. Allerdings hat das subjektiv schon irgendwie eine andere Qualität, wenn ein Politiker geplant und zielgerichtet wegen einer migrantenfreundlichen Haltung ermordet wird bzw. 3 Nazis jahrelang unbehelligt durch die Lande ziehen, als wenn ein paar besoffene Nazis einen Brandanschlag verüben. Letzteres will ich gar nicht kleinreden, aber das dürften in den seltensten Fällen akribisch geplante Taten sein, vielmehr handelt es sich wohl um spontan sich entladenden Hass.


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