Thema:
Re:Krass. flat
Autor: Pezking
Datum:24.06.19 21:23
Antwort auf:Re:Krass. von DJS

>Ja, da gebe ich Dir absolut recht, so sollte es zumindest sein. Wobei es nach der Spiegel-Geschichte schwierig zu glauben ist, dass es sonst auch ausnahmslos passiert. Die Frage ist auch, wer entscheidet an welchen Stellen es nötig ist?

Redigieren bedeutet nicht recherchieren! Dabei wird nur ein Text in ein veröffentlichbares Format gebracht, das journalistischen Ansprüchen genügt.

Belügen und betrügen kann man immer. Und oft genug wird man nicht auf Anhieb erwischt. Das gilt für ausnahmslos alles, davor ist auch keine Zeitungsredaktion zu 100 Prozent gefeit. Was keine Entschuldigung sein soll.

>>Derartige Informationen kommen meist in Form von Pressemitteilungen aus der Politik. Solche Themen suchen sich Journalisten nicht aus; sie sind einfach plötzlich da.
>
>Das sehe ich komplett anders. Das Geschehene ist plötzlich da, aber nicht die Nachrichten. Die Journalisten suchen sich aus was zu Nachrichten wird. Als Beispiel:
>
>[https://www.welt.de/kultur/medien/article181228388/Kai-Gniffke-sagt-warum-die-Tagesschau-nicht-ueber-den-Mord-in-Offenburg-berichtete.html]


Natürlich wird redaktionell darüber entschieden, was wann wo veröffentlicht wird. In einer Tageszeitung wird eine Nachricht über einen Mord sicher ihren Platz finden. In einer 15-minütigen Nachrichtensendung eher nicht, sofern der Mord nicht überregionale Bedeutung hat.

Für solche Sachen sind eher die Boulevardmagazine am Vorabend zuständig. Dort werden ja auch ständig "Familiendramen" aller Art verarbeitet.

>oder auch
>
>[https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/Mainzer-Forscher-legen-Studie-vor-Fluechtlingsberichterstattung-mit-Maengeln,studie-fluechtlingsberichterstattung-100.html]


Sehr gutes Beispiel: Hier berichtet der SWR nüchtern über eine frisch veröffentlichte Studie. Ungeschönt wird da auch Kritik an der ARD wiedergegeben. Eine klassische Nachricht.

Zum Inhalt der Studie: Da sind wir wieder bei dieser Suche nach einem Gleichgewicht. Ich kann das nicht nachvollziehen: Warum soll es ein Qualitätsmerkmal sein, wenn über eine Sache oder eine Menschengruppe möglichst gleich oft positiv und negativ berichtet wird? Das ist IMO ein seltsamer Maßstab, der wenig über die tatsächliche journalistische Qualität aussagt.

Mir drängt sich da eher die Frage auf, was man mit dem Versuch, solche Maßstäbe etablieren zu wollen, bezwecken will.

>Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht was seriöser Journalismus ist. Punktuell ist es klar, "Nazi-Demo" in Wasauchimmer, man berichtet neutral darüber, alles gut (naja, bis auf die Nazis :D ), halte ich auch absolut für machbar. Dann geht's aber los. In der Nachbarstadt von Wasauchimmer gibt es eine linke Demo. Mit 10 mal so vielen Leuten. Wie genau berichte ich jetzt darüber? Was stelle ich in den Mittelpunkt? Egal wie ich mich entscheide kann es "seriöser Journalismus" werden. Welche Gewichtung wäre überhaupt "fair"? Tja, ich hab keine Ahnung, ich sag auch nicht, dass man als Journalist den einfachsten Job der Welt hat.

Seriöser Journalismus erzählt keinen Bullshit und sieht seine Berichterstattung nicht als politisches Werkzeug. Seriöser Journalismus kennt die Grenze zur Propaganda und übertritt sie nicht.

>Was ich einfach nur sagen will: es ist unmöglich durch Nachrichten/Berichte nicht zu beeinflussen. Und die Tatsache, dass die Medienverantwortlichen gewisse politische Tendenzen aufweisen ist durchaus ein Problem. Egal in welche Richtung es geht. Nach einer Woche Polen denke ich immer Trump ist der Beste, 95% der Europäer sind Muslime und es gibt schon sehr lange nur schönes Wetter, hat aber nichts mit Klimawandel zu tun.

In Polen sicht sich die Pressefreiheit Angriffen durch die Regierung ausgesetzt.

[https://www.welt.de/debatte/kommentare/article184862158/Repolonisierung-der-Medien-Polens-rechte-Regierung-bedroht-die-Pressefreiheit.html]


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