Thema:
Re:Krass. flat
Autor: Pezking
Datum:24.06.19 18:55
Antwort auf:Re:Krass. von DJS

>Und es ist vollkommen naiv zu glauben, dass die persönlichen Vorlieben eine Berichterstattung nicht beeinflussen. Oder gibt es einen Linken, der einen Artikel wie "Im Jahr 2017 gab es 13 mal mehr Morde durch Flüchtlinge als durch Rechtsextreme" schreiben würde? Wäre "Immer mehr Flüchtlinge finden eine Arbeit" ein Artikel eines Rechten? In beiden Fällen wage ich es zu bezweifeln.

Du darfst nicht vergessen, dass normalerweise ein Artikel nicht ungefiltert direkt aus der Feder des Autors veröffentlicht wird. Da wird vorher nochmal ein gründlicher professioneller Blick draufgeworfen und gegebenenfalls an den nötigen Stellen redigiert.

Man kann also durchaus sagen, dass stark tendenziöse Überschriften oder gar Artikel im Sinne einer ganzen Zeitung sein müssen.

Und wenn man mal drauf achtet, wird man feststellen, dass man unnötig tendenziöse Überschriften und Artikel (mit einer gewissen Ausnahme bei Kommentaren) bei seriösen Zeitungen auch kaum vorfindet.

Deine genannten Beispiele sind übrigens Nachrichten. Derartige Informationen kommen meist in Form von Pressemitteilungen aus der Politik. Solche Themen suchen sich Journalisten nicht aus; sie sind einfach plötzlich da.

Und natürlich wird ein Rechter so einer Mitteilung keinen linkspositiven Drall verpassen und umgekehrt. Im Normalfall wird daraus eine ganz nüchterne Meldung. Alles andere wäre unprofessionell.

Recherchiert man daraufhin weiter in die Tiefe und verfasst im Anschluss eine Reportage, ändern sich die Vorzeichen natürlich. Aber auch hier gibt es keinen legitimen Anlass über tendenziöse Berichterstattung über die nüchterne Faktenlage hinaus.

>>Ich frage mich bei all der Schelte, mit der sich die NZZ an Deutschland abarbeitet inzwischen wirklich, wer mit welchem Motiv dahintersteht. Aber sie ist erfolgreich damit, auch hier, mit diesem "endlich sagts mal jemand". Ich hatte ja gestern schon gesagt, dass die inzwischen eher Wasserträger gewisser Strömungen und Parteien in DE sind...
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>Verstehe ich das richtig, Du denkst, dass Medien beeinflussen können? Wenn wir uns noch darauf einigen, dass Linke über linke Themen, Rechte über rechte und Grüne über grüne schreiben, dann ist Boks These "Die Grünen verdanken ihren „Aufstieg zur stärksten politischen Kraft“ auch den Medien." jetzt vielleicht nicht komplett falsch. Man beachte das "auch" in seiner These. Unabhängig davon was man von Bok hält und wie ungeschickt/peinlich sein Kommentar war.


Natürlich haben Medien einen großen politischen Einfluss. Es ist jedoch ein himmelweiter Unterschied, ob die Nachrichtenlandschaft von alleine ein Bild zeichnet, das eine politische Seite stärker als eine andere begünstigt, oder ob man sich mit Kalkül gezielt irgendwo anbiedern will und als Presse aktiv Meinung machen will.

Wenn die erdrückende Mehrheit in Wissenschaftskreisen fest von einer durch den Menschen ausgelösten Erderwärmung überzeugt ist und die Presse (ihrem Auftrag entsprechend) darüber berichtet, dann begünstigt das natürlich Umweltschützer.

Und wenn die Presse auf der anderen Seite ihrer Pflicht nachkommt und brennende Autos und frisch geplünderte Supermärkte nach gewalttätigen linksautonomen Ausschreitungen auf die Titelseite packt, dann spielt das natürlich dem Law&Order-Lager in die Karten.

Und wenn ein Teil der Presse einen anderen anprangert, weil eine bevorzugte politische Richtung in der Öffentlichkeit vermeintlich zu schlecht wegkommt - dann ist das anmaßend und unverschämt. Dann fordert man damit quasi einen unseriösen Journalismus. Dann denkt man sich: "Och, ein zahnloser neutraler Journalismus, der immer alles gleich gewichtet, ist besser als einer, bei dem ich schlecht wegkomme."

Und wer so denkt, führt nichts Gutes im Schilde.


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