Thema:
Re:ist nicht ein ganz grundsätzliches Problem flat
Autor: token
Datum:19.06.19 17:31
Antwort auf:Re:ist nicht ein ganz grundsätzliches Problem von harukathor

>Man könnte vielleicht noch, aber aufgrund der dafür radikal notwendigen Umstellungen glaube ich auch nicht dran, dass da rechtzeitig was bewegt wird.

Was heißt hierbei eigentlich radikale Umstellungen?
Wenn wir den bestehenden Rahmen verändern müssen, und das in einem sehr kurzen Zeitrahmen (woran wir selber schuld sind), dann gibt es keinen fließenden Übergang. Harte Übergänge sind dann Einschnitte, die an vielen Ecken und Enden erstmal einen Rückgang in der Lebensqualität bedeuten würden. Wenn auch nicht an allen. Paar Dinge würden auch besser werden.

In einem solchen Rahmen werden wir dann aber auch wieder kreativ und denken uns Dinge aus die im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten wieder zu mehr Lebensqualität führen. Ich persönlich würde auch gar nicht in Dimensionen wie besser oder schlechter denken, sondern eher in "anders".
Dinge würden sich verändern. Wenn man im Urlaub in einer Bambushütte am Strand wohnt sind sehr viele Dinge die wir als elementar wichtig erachten gar nicht da. Nichtsdestotrotz ist sowas quality time. Lebensqualität lässt sich also gar nicht zwingend an den Dingen festmachen, an denen sie aktuell festgemacht wird.

Whatever, wir haben genau zwei Optionen. Entweder wir gestalten unsere Zukunft proaktiv selbst, indem wir das Drohszenario verhindern, und schauen dann wir in einem solchen Rahmen geil klar kommen und arbeiten weiter auf Star Trek hin.
Oder, wir gestalten diesen Rahmen reaktiv weil uns äußere Umstände in der bestehenden Form von Außen zerbrechen, und dann kucken wir, wie man sich fangen kann. Bezahlt dieses Szenario aber auch mit einem Auszug aus dem Paradies.
Das ist das bizarre. Als ob man jemandem sagen würde, hey, entweder du kannst jetzt 30 Minuten Sex haben, aber danach amputieren wir dein Glied. Oder du verzichtest 30 Minuten auf Sex, behälst jedoch dein Glied und kannst hinterher dein Leben lang poppen. Und dieser jemand so: Hmmm, schwierig schwierig.

Whatever, ich denke diese Veränderungen kann man aus zwei Perspektiven betrachten.
Zum einen, meine Güte, ich muss ja echt überall ran, ich muss so unglaublich viel machen, schlimm ist das, da brauche ich gar nicht anfangen.
Oder eben, meine Güte, ich hab da ja echt riesige Gestaltungsräume. Wir sind selbst heute noch immer derartige Drecksspatzen dass ich extrem viele Stellschrauben habe an denen ich mich optimieren kann, teils drastisch optimieren, Gestaltungsräume ohne Ende.

>Ich hoffe einfach darauf, dass die katastrophalsten Folgen nicht vor meinem Lebensende eintreten.

Die Katastrophen die sich abspielen sind meines Erachtens nicht in erster Linie die Extremphänome, die sich häufen, sondern die humanitären Folgen. Zuerst also eine sich immer weiter und immer schneller zuspitzende Zunahme von Flüchtlingsmassen. In dieser Folge wird die nächste humanitäre Katastrophe sein wie die Gesellschaften mit diesen Strömen umgehen werden. Für diese Dinge haben wir auch noch zu unseren Lebzeiten Logenplätze, davon kann man so gut wie sicher ausgehen. Die sind in Schlagdistanz.

>Ich befürchte, da ist das Aufhalten des Klimawandels sogar noch einfacher. Wenn wir nur so viele Menschen wären wie zu Beginn der Zeitrechnung, klappte das vielleicht, mit den aktuellen Milliarden gibt es automatisch Mord und Totschlag. Zudem ist das Klima so komplex, dass keiner genau sagen kann, wo sich was wie verändert - bei den Prognosen ist von ein wenig Subtropen/Sibirien (je nach Verhalten des Golfstroms) in Deutschland bis zu akutem Sauerstoffmangel alles drin. Wie soll man denn da für irgendwas planen? Gut, eventuell erfährt man ein wenig mehr durch die Tests, wie Leben auf dem Mars möglich ist...

Ich denke du sprichst da einen wichtigen Punkt an. Wie soll man planen?
Vor unserem Auge sehen wir eine brennende Erde, furchtbare Stürme, extreme Hitzeperioden auf der einen Seite, Überschwemmungen auf der anderen.
Das sind intuitive Assoziationen mit "Katastrophe".
Die Katastrophe die sich eigentlich abspielt ist viel unspektakulärer. Es geht dabei um den Bruch von Zyklen. So wie sich das Leben auf der Erde entwickelt hat ist dieses darauf angewiesen dass ständig das gleiche passiert. Das ist im Grunde unsere wichtigste Basis. Alles stellt sich darauf ein dass man halbwegs antizipieren kann was passiert. Und passt sich an solche Bedingungen an. Das machen Tiere, etwa Zugvögel, aber eben auch Menschen, bspw. in der Landwirtschaft. Und letztere braucht eben auch stabile Phasen.
Das was passiert, und das passiert schon jetzt und erzeugt auch hohe Kosten weil Landwirte aufrüsten müssen, ist dass man immer mehr in ein globales April-Szenario rutscht. Zyklen brechen. Und die werden nicht durch andere Zyklen ersetzt, dann hätten wir eigentlich kein Problem. Sondern durch Chaos. Man denkt so, ajo, mach mal mehr Temperatur, dann ist quasi Deutschland ungefähr so wie die Karibik heute. Klingt jetzt nicht ungeil. Aber das ist mitnichten der Fall.


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