| Boah war der WDR-Bericht beschissen |  |
Ich bin grundsätzlich erstaunt, warum sich plötzlich Menschen, denen die Umwelt prinzipiell und sprichwörtlich egal war, zur Empörungskultur aufschwingen und Profis in seltenen Erden und Menschrechtsverletzungen im Kongo werden. Ich schnalle dieses Verhalten nicht. Ich meine damit nicht den Produzenten, der sich schon häufiger solcher Themen angenommen hat, sondern v.a. die Kommentatoren und Zuschauer, die mit "wusste ichs doch" reagieren.
Der Bericht schlägt tlw. ins gleiche Horn, er bringt falsche Fakten (Schweden-Studie), er ist schwer tendenziell, ohne Alternativen oder Lösungen aufzuzeigen, und v.a. ohne die gravierenden Umweltbelastungen durch die Ölindustrie in den Kontext zu setzen.
Es ist auch wirklich erstaunlich, das Thema der Arbeitsbedingungen in den Ländern der Rohstoff-Lieferanten nun offenbar singulär mit dem Thema E-Mobilität zu verbinden. Jeder fucking Fernseher, jeder Wasserkocher, jedes T-Shirt hat dieses Problem, mal in geringerer, mal in höherer Konzentration. Schon lange arbeitet man an Standards, siehe auch Dodd-Frank Act und Co. Und mit den E-Autos wird nun diese Sau erneut durchs Dorf getrieben? Ich sage ja nicht, dass das Thema nicht erwähnt werden soll, ganz im Gegenteil. Das nun auf die Autos zu beziehen, und dabei den Eindruck zu erwecken dass Öl ja offenbar ohne Ausnutzung von Menschen und Planeten vom Himmel regnet, ist echt absurd und total schlecht. Dazu gibts auch weitere allgemeine Probleme, die unabhängig der EVs zu sehen sind, z.B. der E-Schrott-Handel mit Afrika. Die Autoakkus sind genau genommen ein Fliegenschiss gegen das, was da abgefackelt wird. Mit keinem Wort benennt der Bericht dieses allgemeine Problem, sondern stilisiert die E-Autos zum (größten? Alleinigen?) Verursacher hoch.
Das ist ein plumper Worst-Case-EV-Bash, dessen Motivation mich wirklich irritiert. Wie war denn das Feedback dazu in Presse und Publikum? Echt, da brauchts mal eine Richtigstellung.
Leider wirkt sowas. Mir schrieb jmd. schon während des Berichts per WhatsApp, dass er/sie ja wusste, dass damit alles noch schlimmer wird. Im Endeffekt war das eigentlich die Beruhigung des eigenen Gewissens, dass der Diesel ja weiterehin töfte und sogar ökologischer ist.
Das sage ich nicht, weil ich gerade einen Hybrid mit kleiner Batterie bestellt habe, sondern versuche das schon objektiv zu bewerten. Ich bin ja deshalb nicht gleich EV-Fanboy geworden, sondern ebenfalls immer noch zwiegespalten, nach umfangreichen Recherchen. Ich finde auch die Aufdeckung von Missständen und dringende Abstellung löblich. Auch die grundsätzlichen Fragen der Zukunft des Individualverkehrs müssen diskutiert werden. Ich halte nur die "alles scheisse"-Message des Films für daneben, siehe auch Stitchs Ausführungen unten.