Thema:
Wir wären wohl kaum da, wo wir heute sind... flat
Autor: alex (deaktiviert)
Datum:31.05.19 10:56
Antwort auf:Politik in Bund, Land und Europa Teil 4 von Gaius B.

wenn die linken / sozialdemokratischen Parteien sich bis zum Ende der Neunziger nicht als Arbeiterparteien verabschiedet hätten und zu Intellektuellenparteien wurden. Dass bürgerliche Parteien den Arbeitgebern immer näher standen war normal, aber die linken Parteien sollten für die "normale" arbeitende Bevölkerung sprechen und nicht nur für eine gut bezahlte intellektuelle Minderheit, welche vor allem aus staatlichen Mitteln bezahlt wird.

[https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/wie-die-linke-die-armen-im-stich-laesst/story/10811401]
[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-03/neoliberalimus-die-linke-jan-korte-kritik-opfer]

In den letzten Jahren wurde Arbeit massiv entwertet und jeder wird irgendwie an die Gymnasien oder Hochschulen getrieben, obwohl das für viele gar nicht das richtige ist. Und an den Hochschulen erlebt man oft genug, wie wenig Arbeit überhaupt geschätzt wird. Was ich während der Weiterbildung zum Berufsmittelschullehrer so gehört habe, ist teilweise unglaublich.

Das hat nicht nur dazu geführt, dass viele Arbeiter politisch keine Interessenvertreter mehr haben, welche aus ihrem Milieu stammen, sondern auch dazu dass Fachkräfte und Handwerker an allen Ecken und Ende fehlen. In der Schweiz konnte man das dank des dualen Systems etwas abfedern, aber in Deutschland und anderen Ländern ist die Situation katastrophal und es fehlen über Hunderttausende Leute in den Betrieben in den nächsten Jahren und zehntausende Auszubildende.

[https://www.welt.de/wirtschaft/article181555670/Fachkraeftemangel-150-000-Handwerker-fehlen-in-Deutschland.html]
[https://www.spiegel.de/karriere/fachkraeftemangel-im-handwerk-woran-liegt-es-und-was-koennte-man-tun-a-1228488.html]

Hartz IV und ähnliche Programme sind in Europa auf diese Veränderungen innerhalb der linken Parteien zurückzuführen. Und auch der Aufstieg von Trump oder der AfD ist so zu erklären, weil sie politisch keine Heimat mehr haben. Und wenn die linke Alternative zu Trump nach den Wahlkampfveranstaltungen ebenfalls nach New York zurückfliegt, um im eigenen Bett zu schlafen und Arbeiterstaaten nicht einmal besucht, muss man sich nicht wundern, wenn sie den wählen, der sie überhaupt mal erwähnt.

[https://www.politico.com/story/2016/11/clinton-trump-sleeping-at-home-230605]

So sind Diskussionen über Dinge wie ein Grundeinkommen zwar interessant, aber die Frage muss doch lauten. Wie geht man mit den Menschen um, welche jetzt arbeiten, welche jetzt in den Ruhestand ohne Reserven gehen und wie man Arbeit als solches nicht als etwas betrachtet, was nur Leute machen, welche zu doof für ein Studium waren. Und dass die Grünen Arbeiter oder Handwerker dauerhaft halten können ist wohl unwahrscheinlich, denn auch das ist vor allem eine intellektuelle Besserverdienerpartei.


Antworten nicht möglich, siehe Info neben Nickname