Thema:
Re:Ich komme aus Schweinfurt, die 40% Stadt aus dem flat
Autor: X-Ray
Datum:22.05.19 09:14
Antwort auf:Re:Ich komme aus Schweinfurt, die 40% Stadt aus dem von Telemesse

>Ich persönlich würde am ehesten ein Gesamtschulkonzept mit  Gymnasialer Oberstufe bevorzugen in dem eben keine generelle schulische Trennung der Kinder stattfindet, sich aber alle entsprechend ihrem individuellen Leistungsvermögen entwickeln können.

Meine Tochter (fast 12, 6. Klasse) hatte eine Gymnasialempfehlung. Aufs Gymnasium wollte sie aber nicht, weil sie Angst vor zu großem Druck hatte und zudem Legasthenikerin ist. Hier im Umland (Nordbaden, BaWü) gibt es (mangels Anmeldungen) kaum noch Hauptschulen, die im Nachbarort wurde geschlossen und steht größtenteils leer. Es gibt nur noch Realschulen und Gymnasien. Die Realschulen müssen sich also mit zunehmend hohen Schüleraufkommen herumschlagen, zudem gibt es im Umreis von 20 Kilometern gibt nur ein eiziges G9 Gymnasium. Als "Alternative" wurde mir also die Waldorfschule empfohlen. Wir haben uns das angeguckt und beschlossen, dass das nichts für uns ist.

Im benachbarten Landkreis (Karlsruhe) gibt es eine Gemeinschaftsschule, die genau die Eigenschaften besitzt, die du oben erwähnst. Die Schüler können wählen auf welchem Niveau sie arbeiten, G (Hauptschule), M (Realschule) oder E (Gymnasium). Das heißt, sie kann in Deutsch beispielsweise einen "Bericht"-Lernnachweis auf E schreiben, während sie im Diktat nur auf G arbeitet. Meine Tochter ist mit Leidenschaft dabei, bei uns funktioniert das super, bei Anderen nicht so: "Warum soll ich E machen, wenn G reicht?" Es gibt keine Noten, wohl aber Lernnachweise und Ergebnisse in Prozenten und Punkten. Alles in Allem verschafft dieses Schulsystem den Kindern vor allem eines: Zeit. Zeit sich zu "finden", Zeit sich zu entwickeln, und durch das Ganztagessystem fallen auch die Hausaufgaben weg. Meine Tochter wird im nächsten Jahr die zweite Fremdsprache abwählen, da 3 Sprachen für einen Legastheniker enorme Schwierigkeiten bedeuten. Das bedeutet aber das "Aus" für ein allgemeines Abitur, sie wird also wahrscheinlich die mittlere Reife machen und dann sieht man weiter. In Englisch arbeitet sie meist auf E und liegt dort im hohen 80% Bereich. In Mathe und in Naturwissenschaften ist das genauso, sie kann also dort weiterhin auf gymnasialer Ebene arbeiten.

Haken: es gibt weder Bus noch Bahn, auch keinen Radweg, ich muss sie also jeden Morgen bringen und nachmittags auch wieder abholen, wir brauchen von der Haustüre bis zur Schule gerade mal 10 Minuten mit dem PKW.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass unser Schulsystem mittlerweile vieles fördert, nur nicht eines: schlaue Köpfe... aber das will man vielleicht auch gar nicht.


< antworten >