Thema:
Re:BahlSSen flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:20.05.19 03:31
Antwort auf:Re:BahlSSen von lichtschalterer

>>>Ich weiß jetzt echt nicht ob Du das absichtlich machst. Er beschreibt doch zuerst die ganze Situation und schreibt dann, dass er "das GANZE nicht bewerten will". Also alles was er geschrieben hat. Wie es den Arbeitern wirklich erging. Ob die Fabrikbesitzer wirklich gezwungen waren in die NSDAP einzutreten usw. Da geht es imo ganz eindeutig nicht um das Schönreden der Zwangsarbeit, sondern um die Situation in der sich damals die Unternehmer befanden.
>>
>>Ähm, aber genau das ist doch die nicht akzeptable Relativierung die Felix meint. Die Unternehmen haben sich damals nicht gegen das Regime gestellt da gibt es nichts zu beschönigen, erst recht nicht mit hinweisen darauf dass es den Zwangsarbeitern evtl. sogar besser ging als anderen Inhaftierten. Dazu kommt noch dass einige Unternehmerfamilien ihren jetzigen Wohlstand auch auf diese Zeit zurückzuführen können. Hier in Bremen ist Herr Kühne gerade Thema, der eben nicht bereit ist diesen Teil der Unternehmensvergangenheit aufzuarbeiten.
>>Natürlich hat die jetzige Generation nicht aktiv dabei mitgewirkt, trotzdem hielte ich es für moralisch angemessener zu diesem Thema weder die Augen zu verschließen noch mit einem „ging halt nicht anders“ zu argumentieren.
>>
>>gesendet
>
>irgendwie seht ihr das nicht mehrperspektivisch. wenn sich die Geschäftsführung gegen etwas stellt, dann gilt das im Umkehrschluss auch meist für die Mitarbeiter. Ergo kann es auch vorkommen, dass diese sich nicht gegen ein Regime stellen um ihre Mitarbeiter zu schützen.
>und weiter oben zu sagen, dass man eine Wahl hatte... selbst heute haben die Menschen auf der Straße mehr denn je eine Wahl und trotzdem ist man bzw. aus Erfahrung meine Familie verdammt alleine wenn offen Rassismus geschieht. und da ist es egal ob es Berlin, München, Bremen, Ruhrgebiet ist. ein Aufhalten von Fremden bzw ein dazwischengehen habe ich nur 1x erlebt, und das war nicht von Deutschen.
>man kann also viel bereden und sagen, die hätten sich aufraffen können, Tatsache ist, wenn vor allem die anderen mächtiger erscheinen oder sind, dann tun einfach wenige etwas. Sonst würde es auch viel mehr Revolutionen geben, tut es aber historisch gesehen nicht.
>auch vergessen viele hinter jedem Unternehmen steckt auch eine Familie, die weitaus mehr verletzlicher sind als solch ein Geschäft. das haben die meist selbst ja an den Judenläden gesehen.
>deswegen verstehe ich hier nicht diesen Ausraster von wegen dass man ihm vorwerfe er würde Zwangsarbeit dulden oder fürsprechen, er hat schlicht gesagt, dass man die Wahl der Unternehmer mehrdeutig sehen muss. die Wahl womöglich Enteignung plus KZ für wohl die gesamte Familie plus vielleicht noch die Angestellten vs Zwangsarbeiter zulassen und mitzulaufen.
>jeder der nur irgendwie eine Form von Rassismus am eigenen Leib erfahren hat (und zwar vor allem auch körperliche Angriffe), der würde sich zweifellos auch erstmal selbst retten bzw versuchen seine Familie zu retten.
>ps ich sage nicht, dass es richtig ist, aber es ist der schiere Überlebensinstinkt den man da in solchen Situationen erlebt.


Ich kann gegen sowas nicht andiskutieren. Es geht immer wieder zum selben Punkt zurück. So als würde man gar nichts, oder chinesisch, schreiben.

Es dreht sich komplett im Kreis. Warum soll ich die Sache aus der Sicht von Naziprofiteuren betrachten? Um dann die Erkenntnis zu gewinnen "Joa, ganz schön geiler Deal, die arbeiten umsonst, und anstatt dünner Suppe mit Ungeziefer servieren wir ihnen dünne Suppe ohne Ungeziefer, ziemlich humane Behandlung im Vergleich zu einem Konzentrationslager - in dem diese Arbeiter ausserhalb der Arbeit immer noch interniert werden."? Ist es in irgendeiner Form sinnvoll, Verständnis für die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft nach möglichst gratis Untermenschen für Sklavenarbeit zu entwickeln, weil leider die toitschen Männer fehlen, weil sie gerade gottlob ziemlich erfolglos versuchen, den Russen zu unterjochen? Samma, gehts noch?!

Unser wunderschönes Heimatland hat es nichtmal hinbekommen, die Opfer dieser historisch beispiellosen Sauerei wenigstens symbolisch zu entschädigen. Die Gelder wurden von ausnahmslos jeder Bundesregierung mit dem Kalkül zurückgehalten und nur tröpfchenweise bezahlt, dass die LEute einfach vorher sterben. Weder der Staat noch die Unternehmen haben jemals wirklich Reparationen leisten müssen für dieses Unrecht. Das darüber NICHT gesprochen wird, aber über diesen Piss, ist die Fortsetzung einer Schande für dieses Land, die mittlerweile fast als liebgewonnene Tradition zu bezeichnen wäre: "Es war halt nicht alles schlecht. Die Sklaven hatten doch während der ZWangsarbeit bei Bahlsen quasi Hafturlaub. Richtige Wohltäter waren das, Oskar Schindler zum Beispiel, denn das sagt schon das Sprichwort: Ausnahmen sind die Regel." Wat. Wat. wat. wat. wat.

Wenn es hier als "Ausraster" bezeichnet wird, dies mit einem nicht von der Hand zu weisenden Unverständnis herauszustellen, dann weiß ich auch nicht mehr. Kindern kann man Sachen noch erklären und Mißverständnisse korrigieren, grown ass fucking men sind anscheinend komplett resistent, die Sachen wirklich multiperspektivisch zu betrachten und nicht durch ihre Heile-Heile-Schland-Brille, in der berechtigte Kritik gleich zu gutmenschlicher Profilierungsgeilheit umgedeutet wird und man das Gefühl hat, gegen ne Wand zu reden.

Wenn man das hier so haben möchte, okay. Aber ich merke einfach, wie wenig bis gar nichts ich mir noch mit den Leuten zu sagen habe, die hier den Ton angeben und rein durch Penetranz die Diskussion vor sich hertreiben und die Stimmung vermiesen. Ich musste heute mehrmals das Board einfach ausmachen, anstatt auf irgendwas zu antworten. Aber wie, wo, zieht man gegenüber sowas noch ne rote Linie? Ist ja eh den meisten egal, ich kann auch verstehen dass man nicht immer wieder dieselben Diskussionen durchspielen will. Aber das geht einfach nicht klar. Wtf, guys?


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