Thema:
Re:BahlSSen flat
Autor: Telemesse
Datum:19.05.19 13:29
Antwort auf:BahlSSen von X1 Two

>Schon klasse, wie eine dumme neureiche Göre erst sich selbst entlarvt und dann als Folge auch noch ihr Opa als SS-Mitglied enttarnt wird und das ganze Bild vom sauberen Keksladen Bahlsen, der während der Nazizeit bestenfalls Mitläufer war, zusammenbricht. Danke, Verena Bahlsen. Instant Karma ist schon was Feines.

Ich dachte der war NSDAP Mitglied. SS Mitglied ist mir neu. Gibts dazu eine Quelle.

Nur mal kurz was allgemeines zu der Zwangarbeiterthematik.
Wir haben und hatten hier vor Ort einige, überwiegend metallverarbeitende Industriebetriebe. Deren Historie, insbesonders des Größten, wurde in den letzten Jahren durch einen Stadtratsbeschluss historisch aufgearbeitet, da es auch Anschuldigungen in dieser Hinsicht gab.
Ergebniss Kurzfassung:
Ausnahmslos alle haben Zwangarbeiter beschäftigt. Anders war ein Produktionsbetrieb kaum aufrecht zu halten, da die wehrfähigen, männlichen Mitarbeiter meist zum Militär befehligt wurden.
NSDAP Mitgliedschaft der Firmeninhaber war erwünscht bzw. notwendig um Repressalien durch die Regionalverwaltung zu umgehen.
Finanzielle Zuwendungen an die NSDAP wurden erwartet und auch geleistet.
Eigentlich waren alle wenigstens Mitläufer und haben mit der komunalen NSDAP Regierung kollaboriert und sicherlich haben das einige auch nicht nur aus Zwang sondern auch aus Überzeugung getan.

Über die tatsächliche Behandlung der Zwangsarbeiter konnte kein abschließendes klares Statement abgegeben werden. Von gut bis weniger gut wurde da alles behauptet. Beweise für generelle, willkürliche Misßhandlungen konnten nicht gefunden werden. Meist waren die Betriebe auf die Zwangsarbeiter angewiesen und insofern auch daran interressiert diese gut zu behandeln um sie langfristig als Arbeitskräfte zu behalten. Deutlich wurde zumindest, daß es den Zwangsarbeitern die Betrieben zugeteilt wurden, in der Regel merklich besser erging  als anderen Kriegsgefangene die in militärisch kontrollierten Lagern Zwangsarbeit verrichten mussten.

Ich möchte das ganze jetzt gar nicht bewerten aber man sollte schon den damaligen Kontext berücksichtigen bevor man heute gemütlich aus dem Sessel über damalige Geschehnisse urteilen möchte.

Das die Kleine Bahlsen sich da selbst in Knie geschossen hat ist natürlich offensichtlich und mal wieder ein valider Beleg für den Spruch „Wenn man keine Ahnung hat, lieber mal die Fresse halten“.


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