Thema:
Re:Mein gestriger Tag als Gedicht: Papi, wann ist Vatertag? flat
Autor: token
Datum:13.05.19 17:42
Antwort auf:Re:Mein gestriger Tag als Gedicht: Papi, wann ist Vatertag? von Fox

>Aber dieses Eintreten und Austreten an zwei Tagen die Woche macht einen teils echt fertig.
>

Das kann ich verstehen. Vor paar Wochen hatte ich genau deswegen auch wieder mal einen schönen Tritt in die Eier. Will meine Kleine nach Hause bringen, bekomme aber die Nachricht dass ich sie bitte in den Schrebergarten bringen soll, Wetter war schön und dann waren sie dort.
Fahre da also hin, ist die ganze Posse im Garten, und bei Ankunft sehe ich die damalige Schwägerin, die gerade auf Besuch war, die ehemalige Schwiegermutter, die mich sieht und mir direkt ein Bier anbietet, whatever, ich hab mich dann noch kurz dazu gesetzt und bin ins Reden gekommen. Über Fußball mit dem Ex-Schwiegervater der meint man hätte mich lange nicht mehr im Stadion gesehen, ich bräuchte nur anrufen und man könnte doch mal wieder zusammen dahin radeln, etwas länger mit der Ex-Schwägerin, was hast du getrieben, was hab ich getrieben, mit der Ex-Frau wo ich paar Anekdoten ablasse was die Kleine wieder für Sprüche geklopft hat, usw.
Und es ist wieder wie damals und total nett.

Aber auf der einen Seite kommt halt im Hinterkopf hoch, du gehörst hier nicht hin, und dann merke ich wie der neue Lebenspartner mit der Situation fremdelt, wie gut sich alle mit mir verstehen, wie er außen vor ist, und sich plötzlich so eine Grüppchendynamik bildet als stünden wir irgendwie in Konkurrenz und jetzt eine Art choose your side in Gang tritt und die ganze Stimmung wird einfach nur awkward.
Hab dann sehr zügig mein Bier geleert und bin schnell los und war im Anschluss wieder deprimiert.

Ich hab da wieder gemerkt, formaler Umgang geht klar, aber so richtig komm ich selbst nach Jahren nicht darauf klar mit dieser Welt von der ich nicht mehr Teil bin, über Maß konfrontiert zu werden. Und auch, wie wichtig es grundsätzlich war sich da konsequent auszuklinken und einfach was eigenes aufzubauen. Vollumfänglich was eigenes. Mein Universum zu dem natürlich auch meine Tochter gehört und da einen festen Platz hat, aber das ist meins. Da hat sie ihr eigenes Bett. Da gibt es meine Spielregeln. Und da entwickeln sich auch Dinge bei denen ich mich nicht so Anhängsel fühle sondern als vollwertiger Teil ihres Lebens. So kommt es durchaus vor dass sie eine Freundin zum Übernachten einlädt, zu einem Kurztrip habe ich schon mal eine Freundin von ihr mitgenommen. Das ist auch irgendwo immer sehr angenehm mal nicht komplett 24/7 Fokuspunkt zu sein einerseits, anderseits auch mal die Dinge mitzuerleben von denen man ausgeschlossen wurde, was ist ihr Umfeld, was führt sie für Gespräche wenn sie nicht mit mir redet etc.
Sie einfach in einem Umfang zu erleben der so nicht zu Stande kommt, wenn man einfach nur Babysitter ist, und dann geht es für sie back to life aus der Ausnahmesituation. Das als Dauerzustand stell ich mir frustrierend vor und ich bin froh dass es sich so entwickelt hat, ist aber auch nicht über Nacht passiert.

Am Ende ist für jeden vielleicht was anderes wichtig und richtig, aber auf Basis der persönlichen Erfahrungen hat es mir gut getan was eigenes aufzubauen und anstatt in die alte Butze irgendwie integriert zu werden, sich da abzukapseln, nicht komplett aber weitestgehend. Jetzt wo sie selbstständiger wird, wird sie auch nicht immer abgeholt und abgegeben sondern hat ihren Schlüssel und kommt vorbei. Und wenn es piselt und ich dann um den Finger gewickelt werde ob ich nicht Fahrdienst spielen kann, verabschiede ich mich auch am Auto von ihr, und fahr dann Heim. Sowas wie du es in deinem Gedicht schreibst, an ihrem Bett stehen in der alten Wohnung die auch deine war, und dann geht man raus und muss diese Wohnung verlassen, puh, hab ich anfangs auch so gemacht, aber das ist einfach Folter imo sich in so einem Format in die Fresse zu schmieren dass man da abgemeldet ist.


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