Thema:
Re:Mein gestriger Tag als Gedicht: Papi, wann ist Vatertag? flat
Autor: Fox
Datum:13.05.19 15:31
Antwort auf:Re:Mein gestriger Tag als Gedicht: Papi, wann ist Vatertag? von token

>>Auch wenn ich den Kindern vorleben möchte, dass solche Sachen halt passieren, es und als Eltern ganz ok dabei geht, hin und wieder bricht es doch in mir durch. Zumal die Vorstellung vom Leben mit Kindern ganz eine andere war.
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>Es ist halt brutale Scheiße. Diese gedanklichen Rückfälle vom Ist-Zustand in Richtung des Szenarios das einem irgendwann mal vorschwebte. Nämlich Familienleben. Statt alltäglicher Gemeinschaft wo alles zusammengehört ist man plötzlich mehr oder minder Zaungast. Das war nicht der Plan. Und schon läuft man Gefahr in irgendwelche Fantasiegebilde zu kippen, ein sonniger Sonntag, die Kinder stürmen das Schlafzimmer, gemeinsames Frühstück, wilde Unterhaltungen am Esstisch, ein toller Ausflug, was weiß ich. Man ist immer da, man ist ein Teil davon. Und es ist schön und erfüllend.
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>Die Wahrheit jedoch ist, dass das weder so war als die Bindung noch stand, und dass es sich auch nicht zu sowas entwickelt hätte. Das sind Werbespots, aber nicht das Leben das auf einen gewartet hätte, auch wenn die Partnerschaft nicht gescheitert wäre. Es gibt Gründe dafür was passiert ist. Das was war, das war Scheiße, das war eine Belastung für alle Beteiligten, das war nichts worin man sein Glück hätte finden können, schon gar kein familiäres Utopia.
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>Dafür ist die eigene Situation irgendwo auch eine Vorwegnahme eines eh unvermeidbaren Wandels im Hinblick auf die Bindung zu den eigenen Kindern. Die werden irgendwann so oder so flügge.
>Und so ist es dann über den Großteil des Lebens.
>Die Beziehung die sich nun entwickelt ist auch eine Bindung in der man sich gegenseitig da wo man zusammen ist viel deutlicher wahrnimmt und bewusster miteinander umgeht. Und sich das eh anbahnende Szenario der situativen Gemeinschaftlichkeit ganz anders entwickeln kann, die Bindung die da entsteht zwar anders ist, aber hinsichtlich des Aspekts "Leben mit Kindern" eben auch ein besonderes Format entwickelt was in seinen Grundfesten eine höhere Beständigkeit mitbringen kann, als das was sich im normalen Alltag entwickeln würde.
>Kurzum, ich glaube daran dass man für die Dinge die man verpasst eben auch ganz besondere Dinge erleben kann. Allein wenn ich daran denke was für Stressveranstaltungen gemeinsame Urlaube mit Familie waren, und was das für ein tolles Abenteuer war mal allein mit einer Kleinen auf Tour zu gehen und wie das nochmal stärker zusammengeschweißt hat.
>Dieses Konstrukt hat durchaus viele schöne und besondere Seiten, wenn man das Trauma mal weitestgehend verwunden hat. Kopf hoch.


Ein Mal mehr herzlichen Dank für deinen Text. Du glaubst gar nicht, wie oft ich deine und auch die anderen Antworten Der User damals im Forum durchgelesen habe. Werde ich bestimmt auch diese Antwort, weil er für mich so viel Wahres enthält.

Wie gut es tut, mit seinen Gedanken nicht alleine dastehen zu müssen und dass andere genau den gleichen Mist auch durchleben. Ich fand auch schön, wie du das Luftschloss auflöst. Du hast recht, es gibt Gründe, und einfach so weiter zu leben, mit diesen Spannungen, das hätte sich auf die Kinder auch ausgewirkt.

Ja, man verpasst so vieles... Doch wie du schreibst,
wir hatten seither auch einige sehr sehr tolle Ausflüge und Erlebnisse zusammen. Mir gefällt auch der Gedanke, dass sie einen Grossteil meines Lebens sowieso flügge sein werden.

Aber dieses Eintreten und Austreten an zwei Tagen die Woche macht einen teils echt fertig.

Das wird sich mir extrem einprägen, oder hat es schon. Dass ich raustrete in die Nacht. Manchmal in den Regen, manchmal in den Sternenhimmel.


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