| Re:Meinen Respekt |  |
>Vorweg: nach so einem Projekt weiß man, so finde ich es zumindest immer, warum man dann doch kein KFZ-Mechatroniker geworden ist ;-) Alles ist verbaut, die Arbeitsposition selten geil, Öl und Schmiere an den Händen (selbst mit Handschuhen) nervt irgendwann tierisch, Schrauben mutieren - gerade im Spritzwasserbereich - zu Endgegnern aus der Vorhölle, Dinge sind anders verbaut, als in Anleitungen etc. pp. zu finden, weil dann doch noch mal eine Revision kam oder die guten Monteure im Werk ein Modelljahr lang etwas anders verbaut haben. Dann immer der Hustle mit Drehmomenten, OT-Punkten und dem ganzen anderen kritischen Scheiß für den man dann doch wieder ein Spezialwerkzeug braucht, weil mans doch nicht mal eben, wie gerne behauptet wird, mit nem Schraubenzieher blockieren kann.
Besonders der Punkt mit der Anleitung trifft zu: Manchmal haben die da so einen verwirrenden Mißt geschrieben im Service Manual wo ich erstmal ob der sich widersprechenden Anweisungen ewig überlegen musste WAS DIE DENN NUN WOLLEN!1 Da hat der japanische Übersetzer Nachts wohl ab und zu zuviel Sake gesoffen.
und die Drehmomentangaben: M6 Schrauben an der Ölpumpe: 13,5NM. Ok. Hmm. Wann ist die denn endlich fest? Knack, ab. Einige Schrauben sind aus Schokolade hergestellt worden, aber hauptsache 0,1cent sparen!.
>Ich selbst habe jahrelang alles, was nicht direkt mit Kolbenziehen zu tun hatte, an meinen Young- und Oldtimern mehr oder weniger selbst gemacht. Meist hatte ich nur die Grube bei meinem Vater in der winzig kleinen Garage, in seltenen Fällen habe ich mir eine Mietgarage mit Hebebühne gegönnt, viel zu kurz war ich Mitinhaber einer kleinen Schrauberbude, bis aus Freundschaft Feindschaft wurde, und immer hab ich den Moment geliebt an dem die Karre wieder lief und das meist besser als zuvor. Ich hab Querlenker gewechselt, Vergaser eingestellt, ATF-Getriebe gewartet, Ventile eingestellt, ausgetauscht und eingeschliffen, Kopfdichtungen erneuert, zig Öle gewechselt (bis ich irgendwann nur noch zu McOil gefahren bin, weils da schneller und günstiger geht...). Irgendwann wurden Young- und Oldtimer für solche Probierspielchen mir aber zu teuer und seitdem ich meinen Golf 2 Carat mit Automatik, 90 PS und viel elektronischem Schnickschnack an einen Sammler verkauft habe (das war so 2017 rum) hab ich ehrlich gesagt die Zeit aber auch die Leidenschaft dafür nicht mehr. Was ich aber gelernt habe ist Folgendes: die Szene ist voll von Idioten, die behaupten alles zu können aber nichts wirklich jemals gemacht haben. Wer nett fragt, bekommt meist von den angeblichen Koryphäen wenig Brauchbares, während dir andere Schrauber herzlich alles erklären, nur nicht in einem blank gewienerten Tempel sitzen und schrauben. Trotzdem gibt es viele coole Typen, die aus Liebe entweder Ersatzteile nachbauen, Reparatur-Anleitungen schreiben oder aufbewahren oder sich darum kümmern, dass Ersatzteile überhaupt verfügbar bleiben. Leider ist die Szene inzwischen zu großen Teilen komplett abgehoben und es gibt viel zu viele unwissende Pfeffersäcke, die, weil die Rendite lockt, so ziemlich jeden Preis zahlen, so lange alles blitzt und chromt, dann aber zu einem kommen, wenn eine Sicherung durchgebrannt ist und auf Wandlung pochen. Nicht umsonst verkaufen auch große Oldtimer-Händler inzwischen alles nur noch im Kundenauftrag ohne Gewährleistung und verstehen sich mehr als Makler denn als Händler.
>Zu deiner Arbeit: spätestens als du die Kolben gezogen hast, wäre ich raus gewesen ;-) Das hab ich einmal bei nem W124er als Vorleistung für den Motorinstandsetzer (ich empfehle hier immer noch Redhead Zylinderkopftechnik, geiler Laden) gemacht und das Gefühl war eher beunruhigend :D Ansonsten kann ich gut nachvollziehen durch was für eine Kleinteil- und Ölverschmiertehände-Hölle du da teilweise gegangen bist, aber es gibt halt eben auch nichts Befriedigenderes als wenn der Hobel danach wieder läuft und man sagen kann, das man das alles alleine geschafft hat. Ich freue mich auf weitere Dokumentationen.
Bei mir ist gar nix Ölverschmiert, dafür haben 60 Dosen Teilereiniger gesorgt :D
Danke auch für deine Berichte aus der Oldtimerwelt. Les ich immer gerne.