Thema:
Re:Darf man hier einen E-Auto Bericht aus der BLÖD posten? flat
Autor: X1 Two (deaktiviert)
Datum:27.04.19 12:20
Antwort auf:Re:Darf man hier einen E-Auto Bericht aus der BLÖD posten? von Telemesse

>Alles in allem ist diese unterwegs Laderei jedenfalls ein Riesen pain in the ass. Da muss sich signifikant was ändern bevor das wirklich mal massenkompatibel wird.

Die Alternativen sind Brennstoffzelle oder Wechselakkus. Eine Ladesäule wird immer nervig sein. Und höhere Ladegeschwindigkeiten gehen auf Kosten der Haltbarkeit des Akku. Auch nicht das, was man will, wenn man 10.000 Euro für einen neuen 80 kw-Akku zahlen muss. Vom Massenmarkt sind Elektroautos noch weit entfernt. Locker zehn Jahre. Die Entscheidung für ein Elektroauto heute ist tatsächlich eine gegen einen Benziner, man nimmt es nicht, weil es besser ist, sondern weil man die Nachteile akzeptieren kann. Die meisten kaufen ihre Autos aber, weil es Vorteile bietet. Geringerer Anschaffungspreis. Ganz wichtig. Verbrauch ist für die meisten zweitrangig.

Dazu kommt, dass heutzutage immer mehr Autos geleast werden (dürften um die 30 % sein). Weil die Kunden eben keine 25.000 Euro mal eben locker machen können. Was bringt es mir, dass ein Elektroauto nach sechs Jahren letztlich günstiger ist als ein Benziner, wenn ich Autos für drei Jahre lease? Gar nichts, stattdessen habe ich höhere Leasingraten, weil der Anschaffungspreis 10.000 Euro höher ist. Und die fressen die Ersparnis beim Tanken direkt auf.

Ein Benziner ist pflegeleicht. Du tankst einmal pro Woche fünf Minuten lang auf, damit hat sich das Notwendige erledigt. Ein Elektroauto lädst du, wenn du keine Wallbox hast (was für die Mehrheit der Deutschen gilt, weil sie kein Eigenheim haben), zwei bis dreimal pro Woche für je zwei bis vier Stunden (die meisten Ladestationen arbeiten mit 22 kw, Schnelllader mit bis zu 150 kw sind die absolute Ausnahme). Bei Wind und Wetter. Das sind schon ganz andere zeitliche Verpflichtungen, quasi der Unterschied von Katze zu Hund. Um dich trotzdem für ein Elektroauto zu entscheiden musst du entweder Weltverbesserer oder Technerd oder irgendwas ganz Spezielles sein, ansonsten ist das eine bescheuerte Entscheidung. Nee, echt, wer sich heute für ein Elektroauto entscheidet, aber auf dem Land lebt und keinen Zugang zu einer Wallbox hat, der macht das nicht, weil es sinnvoll wäre. Es ist nämlich völlig bescheuert.

Nehmen wir mich. Der nächste Schnelllader ist 45 km entfernt. D.h. es wären 90 km Reichweite (von sagen wir 400 km im ID), die ich gar nicht nutzen könnte, weil ich damit zum Schnelllader und zurück muss. Im Umkreis von 25 km gibt es ausschließlich Ladestationen mit 11 und 22 kw. Die gibt es dafür reichlich, in fast jedem Ort. Der ID kann mit bis zu 125 kw laden, er hat eine 64 kw-Batterie. Der Ladevorgang an den tatsächlich realistisch verfügbaren Stationen dauert von 0 bis 100 % ungefähr 3 Stunden. Ich muss also (im besten Fall, wenn sonst niemand lädt) sechs Stunden fürs Aufladen einplanen, um die gleiche Reichweite zu haben wie jemand, der fünf Minuten tankt. Mit Wallbox relativiert sich das, mit Wallbox mit Solardach noch mehr. Und das ist bei den Schwiegereltern gegeben. Aber das ist halt nicht der Normalfall. Ich bin also Technerd mit guten Voraussetzungen für ein Elektroauto, der zudem Ende des Jahres gerade ein Auto benötigt. Und selbst ich hinterfrage diese Entscheidung noch. Kann auch gut sein, dass ich letzten Endes doch bei einem Diesel lande, weil ich nicht glaube, dass ich den ID bei den zu erwartenden Fortschritten bei der Elektroautoentwicklung 5 Jahre lang fahren möchte (dann hätte ich die 100.000 km, ab denen er kostengünstiger ist als ein Verbrenner). Und als Leasingfahrzeug macht ein Elektroauto wie oben ausgeführt noch viel weniger Sinn.

Bei Tesla wäre es übrigens genau das gleiche Problem. Die Supercharger sind allesamt rund eine Stunde entfernt. Solange Schnelllader nicht flächendeckend in Deutschland verfügbar sind (und damit meine ich im Umkreis von fünf Kilometern um den Wohnort) werden Elektroautos es schwer haben.


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