| Aktuelle Alpine A110 gefahren. |  |
Also das aktuelle Modell in der (blauen) Premierenedition. Bekannter hat es bereits seit einem halben Jahr und ist hochzufrieden, nun durfte ich den Wagen mal über ein paar eifelnahe Landstraßen scheuchen.
Die positivste Überraschung gab es direkt beim Einsteigen: Obwohl das Auto von außen nicht nur betörend, sondern vor allem auch extrem zierlich wirkt, sitze selbst ich mit fast zwei Metern ordentlich. Platz ist genug vorhanden, leider haben die Sabelt-Sitze eine insbesondere ab dem oberen Rückenbereich irritierend stark nach hinten abfallende Lehne, so dass die ansonsten hervorragende Sitzposition ein wenig verwässert wird. Der Innenraum ist generell stilsicher und durchaus sportlich eingerichtet, auch die Verarbeitung passt, wobei man schon sagen muss, dass hier eher der Alfa- und BMW-Freund spricht, und kein Audi-Connaisseur. Aber letztere wollen eh kein Auto für Kurven, nech.
Auf der Straße machen sich Gewicht und Schwerpunkt sofort unmittelbar bemerkbar, der Wagen lenkt flott, aber keinesfalls hysterisch ein, die zur Verfügung stehende Leistung ist gerade bei alltagsrelevanten Landstraßengeschwindigkeiten mehr als ausreichend, jeder Zwischensprint ein Genuss. Motor (erstaunlich netter Klang, niemals aufdringlich) und DKG (gute Position der Wippen, bei Reno leider nicht selbstverständlich) sind hier auch sehr gut aufeinander abgestimmt, wobei das Getriebe im manuellen Modus imo nicht ganz so clean arbeitet, wie man es von teutscher Konkurrenz kennt. Aber das ist Jammern auf einem sehr hohen Niveau - und wer 2019 ernsthaft noch Sauger und Handschaltung verlangt, sollte sowieso besser auf eine Zeitmaschine sparen.
Im ersten Moment komplett irritierend für ein Fahrzeug dieser Klasse ist die Fahrwerksabstimmung im Allgemeinen, und die komfortable Federung im Speziellen: Fällt schon bei Schlaglöchern auf, dass die Alpine diese besser wegsteckt als so manche aktuelle Sportlimousine, ist man in den ersten Kurven fast schockiert. Der Wagen wankt merklich, taucht tief ein, die Hinterachse wird leicht, und dann surft die A110 mit widersinnig schöner Traktion ums Eck. Die Karre wirkt durch dieses Verhalten tendenziell schneller als sie tatsächlich ist, und man hat auch klar diesseits der StVO echten und ungehemmten Spaß. Der tatsächliche Grenzbereich ist natürlich ein anderes Thema.
So etwas bin ich tatsächlich noch nie gefahren, das Ding ist jedenfalls weit weg vom Cayman (wobei ich das aktuelle Modell zugegebenermaßen nicht kenne), und erinnert eher an einen potenten MX5. Aber vor allem ist das alles eines: Spaßig und eigenständig. Und wenn alles glatt geht, könnte die Alpine in gut 2 Jahren mein letzter Benziner werden, mal schaun.