Thema:
Re:Das ganze Geld flat
Autor: Phil Gates
Datum:02.04.19 11:20
Antwort auf:Das ganze Geld von 4thHorseman

>was jetzt in die Infrastruktur für diese Scheiss E-Karren gesteckt wird (das sind unfassbare Investitioen). sollte man 1:1 in den öffentlichen Verkehr stecken und zwar inklusive dem Land. und dann diesen gratis anbieten. Damit könnte der Individualverkehr wirklich verringert werden und Umweltthema hätte man dann auch keines mehr.

Stimme grundsätzlich zu. Aber wenn ich mir anschaue, wie solche Großprojekte in den letzten 20 Jahren in Deutschland abgelaufen sind, werde ich das wohl nicht mehr erleben. Im Moment lese ich sehr viel "wir müssten..." und "bis 2030/40/50 wollen wir...". Seit 2006 (!) wird am BER gebaut. Seit Anfang der 90er (!) wurde das Projekt geplant. Ähnliches gilt für Stuttgart 21. Die Schiersteiner Brücke ist seit ich ein kleines Kind bin baufällig, die Hessen sind mit ihrer Hälfte nun mehr oder minder fertig, die Rheinland-Pfälzer haben nicht einmal angefangen zu bauen (über Sinn und Unsinn all dieser Vorhaben will ich hier bitte nicht diskutieren, sonst sind wir wieder beim Politikverbot). Zum Vergleich: Das Empire State Building wurde in 15 Monaten (!) erbaut. So viele Bauarbeiter, um die Speckgürtel der größeren Städte anzubinden, gibt es nicht, und ich glaube auch nicht, dass uns die Automatisierung da in den nächsten 20 Jahren Abhilfe schaffen wird. Ein Roboter kann vielleicht Schienen verlegen, aber wenn sich herausstellt, dass der Untergrund wider Erwarten z.B. sandig ist und erst ein Fundament gegossen werden muss, dann ist der vermutlich überfordert, da muss dann ein menschlicher Bautrupp ran. Und dann sind Dieselloks auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, es muss also auch noch eine Infrastruktur mit Oberleitungen geschaffen werden. Allein die Digitalisierung des Stellwerks in Frankfurt hat 3 Jahre gedauert. Und da war der Tunnel und die Schienen schon da, es mussten nur ein paar Kabel und ein Rechner ausgetauscht werden... Man darf sich auch vorstellen, dass Schienen und Oberleitungen mit Sicherheit unzählige Klagen von Myriaden von Betroffenen nach sich ziehen werden. Selbiges gilt übrigens auch generell für den Ausbau der Stromnetze. Unsere Politik meint, es müsse kein Internet an jeder Milchkanne geben. Dabei wäre das mit 5G relativ easy. Millionen km Stromleitungen zu verlegen, um Strom aus Wasserkraft aus dem Süden nach Hannover zu leiten oder Strom aus Windkraft von Offshore-Anlagen nach Frankfurt wird vermutlich ebenfalls am Widerstand der Anwohner dieser Trassen scheitern. Wir sind (zum Glück) keine Diktatur wie China, wo hunderttausende Arbeiter mal eben zwangsrekrutiert werden und Anwohner keine Chance haben, sich gegen eine Hochspannungsleitung in ihrem Reisfeld zu wehren. Aber das bedeutet eben auch, dass es bei uns leider Jahrzehnte dauern wird. So sehr ich es begrüßen würde, wenn wir z.B. eine Magnetschwebebahn aus dünn besiedelten Gebieten wie dem Sauerland oder Thüringen nach Frankfurt oder Köln hätten, mit der man kommod und möglichst kostengünstig zur Arbeit pendeln könnte.  

Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich falsch liege.


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