Thema:
Re:Good Read: Sascha Lobo flat
Autor: spinatihero
Datum:22.03.19 02:27
Antwort auf:Re:Good Read: Sascha Lobo von JPS

>Die Sorge gilt nicht Youtube, sondern kleineren Platformen die dann Filter bei Google&Co. einkaufen müssen.

Und das ist schon unbegründet. Kleinere Plattformen sind vom Artikel 13 gar nicht betroffen. Das ist eben das Problem wenn ein Artikel aus einer Reform herausgerissen wird. In der Reform wird klar definiert wer unter Artikel 13 fällt, und keiner von denen ist eine aktive Plattform die überdurchschnittlich viel geschütztes Material verbreitet und davon weiß. Das sind aber Bedinungen - das Wissen wir verbreiten Bilder, Musik oder Videos. Wichtig ist ob es eine passive oder aktive Verbreitung wie die Kenntnisnahme der Inhalte ist. Und von solchen Plattformen gibt es nur die großen, und da will man ran.

> Youtube wird darunter nicht leiden, sondern seine Vormachtstellung dadurch weiter stärken, da Konkurrenz unterdrückt wird.

Welche Konkurrenz denn bitte? YouTube hat doch so gesehen bereits eine Monopol Stellung. Auf welcher aktiven Plattform ist es denn möglich Millionen Zuschauer global zu erreichen? Außer Pornhub natürlich.

>Und da hilft auch eine Ausnahmeregel für 3 Jahre nichts - denn auch nach 3 Jahren hat kaum eine Neugründung das Geld um solche Lösungen selbst zu entwickeln und zu betreiben. Auch das erhöhte Haftungsrisiko wird Neugründer abschrecken.

Du wirfst jetzt 2 Dinge in einem Topf. Die 3 Jahre beziehen sich nur auf neu gegründete Startups, und die 3 Jahre sind nur ein Kriterium. In den 3 Jahren sind alle neuen Plattformen save. Nach Ablauf der 3 Jahre muss die Plattform 10 Millionen Euro Umsatz und durchschnittlich 5 Millionen Kunden haben um überhaupt unter die Prüfung zu fallen. Wenn es z.b. ein Forum ist, fällt es eh nicht unter die Reform da ein Forum passiv und nicht aktiv ist, Du kannst hier ja weder Bilder noch Videos auf Server hochladen, sondern nur verlinken auf Plattformen die das aktiv verbreiten.

Außerdem will die EU keine Lösungen oder Filter, sondern dass sich Plattformen mit Vertretern der Rechteinhaber zusammen setzen und pauschale Lizenzen verhandeln. Die Reform wird, sofern sie durch kommt, national ins Recht übertragen und dabei sitzen auch Vertreter, Plattforminhaber und Justiz Ministerium an einem Tisch - jedenfalls in Deutschland. Wie die Reform also ins Recht umgesetzt wird, können die Vertreter dann mit bestimmen. Fakt ist aber YouTube und Co sind so oder so laut EuGH verantwortlich für die Inhalte die sie verbreiten. Selbst wenn die Reform abgewendet wird, gibt es in ein paar Jahren außergerichtliche Einigungen zwischen Plattformen und Urheber Vertreter.

Das Google keine Urteile haben will hat der GEMA Streit gezeigt. Mit solch einem Gerichtsurteil hätte jeder Vertreter abseits der GEMA schnell YouTube an die Wand nageln können wenn es um pauschale Abgaben geht. Und Artikel 13 ist für Google natürlich schlecht. Man muss auch kein Prophet sein dass hier 2 Lobbygiganten aufeinander prallen. Die EU wird natürlich von Verlagen, Musiklizenz Inhabern und Sender oder Streaming Dienste ala Netflix oder gar Apple unter Druck gesetzt. Google organisiert nach Drohungen erste Demos in Köln. Am Ende kommt eine sachlich flache Schlammschlacht daher wo ein kleiner Artikel eine deutlich größere Reform sprengt. Das einem wie Sascha Lobo das scheiß egal ist, wundert auch keinen. Als Selbständiger der in zig Talk-Shows geladen wird, Kolumnen und Bücher schreibt als auch brennender Anhänger der Piratenpartei ist, kann er sehr gut alles selbst koordinieren. Andere, gerade Musiker, sind aber nun mal besser bedient wenn sie sich der GEMA anschließen.
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