Thema:
Re:Ich finde es unverschämt. flat
Autor: Pezking
Datum:10.03.19 12:37
Antwort auf:Re:Ich finde es unverschämt. von laubkerl

>Versteh mich nicht falsch, ich bin kein MJ Fan aber ist aufgrund seiner etwas anderen Persönlichkeit einfach ein gefundenes Fressen für den selbstgerechten hypermoralischen Mob der sich seit einiger Zeit im Medienbereich besorgniserregend breit macht

>und neuerdings eben auch Werke "verschwinden" lassen kann. MJ ist mir kackegal aber diese Kulturfaschos gehen mir auf die Nüsse.

Was für ein Unfug.

Radiostationen nehmen Jackson-Songs aus dem Programm, ohne sich dabei auf irgendein moralisches Podest zu stellen. Firmen haben nur einfach gerade wenig Bock drauf, rund um MJ-Songs Werbeclips zu schalten. Es geht dabei nur ums Geld und um Selbstschutz. "Kulturfaschos"...ich bitte Dich.

Du tust geradezu so, als würden jetzt Amazon und Spotify den Vertrieb von MJ-Musik einstellen. Den Status eines Gary Glitter wird Jackson nie mehr erreichen. Er wird nie mehr verurteilt werden oder in den Bau gehen. Es wird nie zweifellos unmoralisch wirken, wenn man mit seiner Musik Geld verdient. Auch die Aufregung und "Leaving Neverland" wird wieder abflauen.

Opfer sind jedoch nicht zum Schweigen verdammt sobald ein Täter ins Gras beißt. Was Jackson alles verbrochen hat und was nicht, wird nie abschließend geklärt werden. Man kann den Vorwürfen Glauben schenken oder es sein lassen.

Ich für meinen Teil glaube, dass Jackson von vorne bis hinten ein tragisch-beschissenes Leben geführt hat und es ihm nicht gelang, dabei keine eigenen Leichen im Keller zu produzieren. Und ich glaube, dass viele Triebtäter sehr ähnliche Lebensläufe vorweisen können und bei genauerem Hinsehen gleichzeitig Täter und tragische Gestalt sind.

Nur stand vielleicht niemals ein Mensch auch nur annähernd so im Scheinwerferlicht wie Michael Jackson zwischen "Thriller" und "Dangerous". Deshalb findet man hier viel mehr Wohlwollen als bei unbekannten mutmaßlichen Triebtätern, die viel schneller öffentlich vorverurteilt werden. Weil sie keine Lobby haben, keine Fans. Niemand kennt sie, niemand interessiert sich für ihre Lebensgeschichte. Kein Kontext, nur die Tat zählt.

Nur was halt auch gar nicht geht, ist es, jetzt diejenigen öffentlich zu attackieren, die mit ihrem mutmaßlich selbst erlittenen Missbrauch an die Öffentlichkeit gehen. Diese mutmaßlichen Opfer verdienen nicht weniger Wohlwollen als der Weltstar. Man kann ihnen Gehör schenken ohne MJ gleich endgültig zu verurteilen.

Die ganze Shitshow wird ewig ein vages Mysterium bleiben. Jackson wird stets ein einmaliges Musikgenie und ein ungesunder Weirdo zugleich bleiben, dem man mal mehr, mal weniger Untaten zutraut. Sein Vermächtnis wird eine Achterbahnfahrt bleiben. Und das passt irgendwie auch zu seinem Leben.

Und man darf Opfern auf keinen Fall zu Verstehen geben, dass sie gefälligst die Klappe halten sollen bis sie irgendwas zu 100% beweisen können. Oder dass mit dem Tod des mutmaßlichen Täters auch alle Vorwürfe verstummen müssen. Das kann es auch nicht sein.


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