Thema:
kaum Gespräche in unserer Familie flat
Autor: MOGli
Datum:14.02.19 17:49
Antwort auf:Mit Vater über den Krieg geredet von Doc Ower

Der Vater meines Vaters (geb. 1945) ist bei einem Unfall verstorben, als mein Vater noch Kind war. Mit seiner Frau (meiner Oma) habe ich nicht über den Krieg gesprochen.

Der Vater meiner Mutter ist verstorben, als ich 11 Jahre alt war. Er war Apotheker, ist ziemlich früh an der Westfront in Gefangenschaft geraten und hat die Zeit in Kanada wohl bei sehr guter Behandlung verbracht. Da gab es wohl sogar ein Lagerorchester, in dem er sich engagiert hat. Über den Krieg hab ich mit ihm nie gesprochen - nur, was ein dummes Kind wie ich so fragt... ob er auch geschossen habe... Ich glaub, er war aber eher in der medizinischen Versorgung tätig.

Die Familie hat allerdings in Schlesien gelebt. Dem Vater meiner Oma gehörte wohl ein Sägewerk und nach dem ersten Weltkrieg war das dann auf polnischem Staatsgebiet. Meine Oma hat immer von Problemen mit dem Zusammenleben dort gesprochen und war zeit ihres Lebens nicht gut auf Polen zu sprechen. Gegen Kriegsende musste sie mit den beiden Kindern (meiner Mutter geb 1940 und meiner Tante im Kleinkindalter) nach Westen fliehen und hat die sehr gutbürgerliche Existenz verloren. Zuerst sind sie in Bayern gelandet, und haben sich später in Wuppertal niedergelassen. Meine Mutter war nach der Ankunft im Westen auch einige Zeit von ihrer Mutter getrennt und ganz woanders (iirc in Norddeutschland) untergebracht.

Mein Opa war so weit vom Krieg weg, dass er wohl aus allen Wolken gefallen ist, dass alle materiellen Werte verloren waren. Die Großeltern hatten (woher auch immer, evtl. durch die Vertriebenenkreise) wohl auch einen richtigen Altnazi-Freund, der vehement den Holocaust geleugnet hat. Mein Opa hat das (wohl auch durch die Entfernung, frühe Gefangennahme und Vertriebenenhintergrund, es einfach nicht wahrhaben wollen) wohl stumm geteilt, und meine Oma war eher so, wie man sich eine unpolitische, aber halt auch von Nazi-Ideologie durchdrungene Mutter dieser Zeit vorstellt. Und durch die Jugenderfahrung polenfeindlich. Deshalb hab ich mit ihr auch nie über den Krieg gesprochen. Schon mehr mit meiner Mutter über die Flucht, und dadurch blicke ich schon etwas anders auf die aktuelle Flüchtlingskrise. Stelle mir das sehr krass vor: irgendwann geht der letzte Zug raus, dann kann man nur noch das mitnehmen, was man tragen kann, und noch mit zwei kleinen Kindern. Und als sechsjähriges Kind dann völlig fremd ganz weg von Vater und Mutter für Monate. Im Detail weiß ich das garnicht.


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