Thema:
Re:Mit Vater über den Krieg geredet flat
Autor: Joschi
Datum:13.02.19 15:33
Antwort auf:Mit Vater über den Krieg geredet von Doc Ower

Hab mit beiden Opas nie direkt über den Krieg geredet und weiß nur über meine Eltern folgende kurze Einblicke:

Opa1 war MG-Schütze in Russland. Ein Panzer hat sein Nest ausgehoben, (auffahren, im Kreis drehen), dabei ist er schwer verletzt worden, was ihm im Prinzip das Leben gerettet hat und er kam ins Lazarett. Bei der Entnazifizierung wohl ganz nach unten gerutscht, weil Ex-SA. Die Dokumente zeigen aber AFAIR, dass er 1938 rausgeflogen war, weil er wiederholt zu spät zur Schießübung kam. Also wohl ein fauler aber überzeugter Nazi. Ich habe ihn nie kennengelernt, ist vor meiner Geburt gestorben. Aber besonders munter war er wohl nicht. Hat sich nicht für seine Familie interessiert.

Opa2 war ein ruhiger, eher zartbesaiteter Mann, der direkt in Gefangenschaft auf einen Bauernhof in Frankreich kam. Davon hat er kaum was erzählt, nie was negatives. Er habe viel Glück gehabt.

Über meine Frau: der eine Opa war Pastor, die haben Juden versteckt und wurden erwischt. Ihr Opa und Ihr Vater als kleines Kind wurden mit den Juden vors Erschießungskommando in eine Reihe gestellt, dann aber nicht mit abgeknallt. Die Juden wurden alle vor direkt neben ihnen ermordet.

Der andere Opa hatte Granatsplitter am Wandern im Kopf mit höllischen Schmerzen, der hat sich irgendwann den Abgasschlauch gegeben.

Die Frauen aus den Generationen wurden fast alle vergewaltigt auf der Flucht aus dem Osten bzw. in der englischen Zone. Gebährmutter zerfetzt, genäht mit 30 Stichen. Meine leibliche Oma war dement und hat in den letzten Wochen ihres Lebens nur noch so Sprüche aus dem Krieg gefaselt wie "Mädchen mach die Beine breit, es ist soweit."
Eine Tante ist zu Fuß alleine durch die Wälder geflüchtet. Als sie bei den Verwandten barfuß ankam, meinte die Mutter „Geh zurück und hol Deine Schuhe“.

Brauch man nicht, diesen ganzen Scheiß!


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