Thema:
Re:Mit Vater über den Krieg geredet flat
Autor: tak
Datum:11.02.19 23:34
Antwort auf:Mit Vater über den Krieg geredet von Doc Ower

Jetzt haben wir von Deutschen bis Amis alle gehabt, wer bleibt noch?!

Mein Großvater väterlicherseits war bei der Roten Armee. Ich kann mich nicht erinnern, dass er da besonders redselig war, aber er hat sich immer dafür interessiert, Erinnerungen aufgeschrieben, mit anderen Veteranen getroffen, Archive befragt usw. Zwar ist daraus kein Buch geworden, aber doch halbwegs aufgearbeitetes Material.

Seine Deutschskills haben ihn wohl gerettet, da man für Propaganda und Co. Deutschkundige suchte (und nö, er war kein Deutscher). Zwar war er für 5 Wochen hinter feindlichen Linien (nein, kein Commandos, ach eine tolle Spieleserie) und später 1 oder 2 mal verwundet gewesen, doch hatte man bei seinem Job deutlich bessere Überlebenschancen. So hat er Flugblätter entworfen, auch in Zusammenarbeit mit deutschen Kommunisten, und war später für einen Lautsprecherwagen verantwortlich.

Besonders hat meinen Großvater das Tagebuch eines gefallenen deutschen Offiziers, was er zum Auswerten ausgehändigt bekam, beeindruckt und zeitlebens in Erinnerung geblieben.

Nach dem Krieg blieb er noch bis 1947 in Deutschland und hat die neue zivile Verwaltung mitaufgebaut bzw. mit ihr zusammengearbeitet.

Es ist interessant die Fotos durchzuschauen bzw. die Tagebücher und Briefe zu lesen. So war der große, seriöse Mann in seiner Jugend wohl ein ziemlicher Hitzkopf, was ich nie gedacht hätte. Da lernt man den, längst verstorbenen, Menschen einfach ganz anders kennen.


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