Thema:
Menschlich enttäuschend, dafür große Unterhaltung flat
Autor: X1 Two (deaktiviert)
Datum:27.01.19 14:52
Antwort auf:Dschungelcamp - Edition 2019 von kellaabaa

Meistens ist die zweite Woche vom Camp ja schnarchig. Die Unruhestifter werden vom Publikum als Erste entsorgt, dann wird es zäh. Das ist diesmal nicht passiert, vielleicht auch ein Lerneffekt der Zuschauer.

In Woche 1 war Gisele mein Highlight. Und zwar gerade weil sie sich so konsequent verweigert hat. Interessiert sich wirklich in Staffel 13 noch jemand für die Prüfungen? Die immer gleichen, immer langweiligen Prüfungen, die wir schon ein Dutzend Mal gesehen haben? Der einzige sichere Weg zu einem unterhaltsamen Camp ist doch Essensentzug. Und da hat Gisele voll abgeliefert. Die Überreiztheit des Camps in Woche 2 und die daraus resultierende famose Unterhaltung ist eine direkte Folge des Nahrungsmangels. Die Currywurstszenen ("Und dann soll die Evelyn sich mal in die Ecke stellen und darüber nachdenken") hätten wir nie bekommen, wenn Gisele die Prüfungen erledigt hätte. Die Yottaschen Eruptionen ("Die kleine Schlampe") hätten nie stattgefunden, wenn der seine Kalorien bekommen hätte. Gisele hat dieses Camp im Alleingang zu den Höhen gebracht (allerdings ging es nach 2018 auch nicht mehr tiefer).

Was gefehlt hat, war Natürlichkeit. Felix und Domenico sind fasziniert von ihren Instagramcountern. Der Currywurstmann und der Yotta von sich selber. Tommi ist ein nerviger Macho, Sandra erzählt mal eben medienwirksam auf Aufforderung ihre "Lebensgeschichte", Peter hat zu viele Superheldenfilme gesehen, Evelyn spielt nur die Rolle des Dummchens (nein, so jemand kann auch bei unserem Bildungssystem kein Abitur bekommen, und ab und zu ist ja auch durchgeblitzt, dass sie nur das Dummchen spielt, aber keinesfalls ist). Leila spielt das Luder, vergisst dann aber anscheinend ihre Rolle. Sybille hat sich die Natürlichkeit weggekokst, Doreen weggesoffen. War da noch wer? Kein Plan. Ach ja, Gisele. Die ist ja wohl wirklich so. Kann ich nicht ganz glauben, das ging zu leicht mit der Wandlung nach der Ansprache durch Legat. Die hat ganz bewusst die Rolle gespielt, mit der schon eine Larissa ins Finale gekommen ist. Erst Publikumsopfer, dann Wandlung. Waren diesmal allesamt komplett belanglose Charaktere, aber die Dynamik der Gruppe hat halt wunderbar gepasst. Ich hätte keinem den Titel gegönnt.

Ich glaube Chris war tatsächlich noch der natürlichste Mensch dort. Der ist so. Das war schon bei Goodbye Deutschland so, der ist einfach ein natürliches Arschloch. Und ich wäre nicht verwundert, wenn RTL die gesamte Yotta-Töpperwien-Story inszeniert hätte. Denn laut Evelyn waren ihr und Domenicos Vertrag für den Dschungel schon im September fix. Angesichts der Vorlaufzeit für so eine Produktion (man muss ja schließlich drei Wochen exklusiv für RTL arbeiten) klingt das nachvollziehbar. Der Yotta und der Töpperwien werden auch damals schon ihre Verträge gehabt haben, und da waren sie ja noch offiziell Kumpel. Und dann gab es im November den öffentlichen Spendenstreit, der zu der Situation im Camp geführt hat. Zufall? Oder RTLs Idee eines Rettungsversuches für die Sendung, die bei Wiederholung der Langeweile von 2018 vermutlich eingestellt worden wäre?

Ich glaube im TV nicht mehr an Zufälle. Da steckt zu viel Geld drin.

Aber menschlich hat die richtige Person gewonnen. Auch wenn sie nur eine Rolle gespielt hat, so kam ihre Menschlichkeit öfter mal raus. Wenn Evelyn getröstet oder sich mit gefreut hat, dann wirkte das nicht gestellt. Es flossen keine Krokodilstränen, ihre Gefühle waren einfach echt. Dafür verdient sie den Titel. Und nicht für die Verona Feldbusch-Imitation.


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