Thema:
Re:Neubaumieten sind zu hoch für Mehrheit der Deutschen flat
Autor: alex3d (deaktiviert)
Datum:25.01.19 10:19
Antwort auf:Re:Neubaumieten sind zu hoch für Mehrheit der Deutschen von Sven Mittag

Alles richtig, was du schreibst. Der ausschlaggebende Faktor dürfte aber das Sozialleben sein. Ich bin selbst auf dem bayer. Land aufgewachsen und kann das gut vergleichen und nachvollziehen. Vereine (neben Fußball), neue Leute kennenlernen, Kultur und so weiter gibt es umfänglicher in der Großstadt. Und da viele heutzutage bis in die Mitte ihrer 30er Jahre hinein Single sind ziehen die natürlich die Stadt vor, in der es wöchentlich Dates gibt statt vielleicht monatlich. Ich vermute, bei Akademikern ist das ein noch treffenderes Argument, weil die in der Nähe von Unis, Fraunhofer-Instituten oder großer Arbeitgeber eher Anschluss und Beziehungen finden.

>> Für so ein Leben auf dem Land muss man schon eine Leidenschaft haben, denn neben den Vorteilen gibt es auch jede Menge unabweisbare Nachteile. Ist halt Geschmacksfrage.
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>Hier stellt sich mir die Fragen: Was sind denn die so tollen Vorteile der Großstadt? Kleine Wohnung? Hohe Lebenserhaltungskosten? Verstopfte Strassen und ewige Wartezeit im Stau? Hohe Schmutz und Akustikbelastung? Schlechter Handy-Empfang und Internetabdeckung wegen massiver Überlastung? Massive Infrastrukturprobleme (KiTa, etc.pp.).
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>Klar, gibt es schönere Läden. Aber wenn ich mir mal meinen exklusiven Zegna-Anzug leisten will, den es hier nicht gibt, kann ich auch mal 40-90 Minuten in die nächste Großstadt fahren. Und Oper oder Ballett macht man auch nicht jedes Wochenende und kann hierfür auch mal fahren?
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>> Wenn ihr aber wirklich so gut seid, dürfte es doch eher eine Frage der Reichweite sein, oder? Ich denke, irgendwo da draußen gibt es schon den ein oder anderen Arzt / die ein oder andere Ärztin, die Lust hätte in Wemding in eurer Praxis zu arbeiten - er / sie hat nur noch nie von euch gehört! Hast du schon mal über eine Headhunting-Agentur nachgedacht?
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>Klaro! Null Ergebnis! Der Gag ist, dass selbst in Zeiten der Flüchtlingskrise selbst die wirklich gut ausgebildeten Flüchtlinge, welche in Frage gekommen wären, nur in die Großstadt wollten O-)
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>> Warum seid ihr denn in Wemding und nicht wenigstens im Einzugsgebiet einer größeren Stadt? Das Ries ist ja fast schon Mecklenburg von der Bevölkerungsdichte... ;)
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>Naja, ausschlaggebend war, dass meine Frau aus Nördlingen kommt und so zumindest ein Teil der Familie in direkter Umgebung ist. Wozu sollte ich zudem das Einzugsgebiet eine größeren Stadt brauchen? Wir waren in Bestzeiten, bevor wir keine Neupatienten mehr aufgenommen haben, gut 6 Monate im Voraus für einen einfachen Termin ausgebucht. Jetzt sind es "nur" noch 3 Monate. Und auch wenn München nicht gerade unser "Einzugsgebiet" ist, kommen nicht wenig Patienten aus der Großstadt gerne zu uns, weil wir doch irgendwas besser machen als die meisten Münchener Praxen ;)
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>Unterm Strich ist halt ne Großstadt immer teurer. Und auch wenn du recht hast, dass ich es mir als (erfolgreicher) Zahnarzt natürlich immer leisten könnte in der Großstadt zu leben, will ich es mir eben nicht leisten. Dank Gebührenordung verdiene ich für jeden Handgriff auf dem Land genau so viel wie in der Stadt. Nur halt bei deutlich geringeren Lebenskosten. Es gibt bei uns leider keinen Großstadtbonus!
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>Extrembeispiel: Ich musste für meine Oralchirurgenausbildung u.a. nach Erlangen. Dank Siemens und Frauenhofer ist die Mietsituation vernichtend. Die wollten in Erlangen Stadt allen ernstes für 15 m2-Wohnung 1700 Euro warm von mir haben! Dies wäre so ziemlich 100 % meines Nettos gewesen. Einer meiner damaligen Chefs - immerhin Seniorpartner einer der größten deutschen Praxen mit über 60 Angestellten und gut 80 % Privatpatientenanteil - wohnte in einem Reiheneckhaus mit 180 m2 auf 3 Etagen und 200 m2-Garten. Wieso? Weil es in bester Lage war und einen siebenstelligen Betrag gekostet hat!
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>Hier baue ich gerade mit Blick aufs Ries in bester Lage für deutlich weniger Geld Tony Starks Villa nach. Wieso? Weil der Grund fast nix kostet (man muss in den guten Lagen halt nur jemanden finden, der sich davon trennt) und die Meisterstunde vom Handwerker gerade mal bei 35 Euro liegt.
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>Kein Friseur und keine Krankenschwester MUSS in Erlangen, Regensburg oder München arbeiten. Es gibt gerade momentan genug Arbeitsplätze "auf dem Land", wo man mit dem niedrigen Gehalt zumindest über die Runden kommt. Klar hätte dies im Umkehrschluss zur Folge, dass die Münchener Krankenhäuser ein Personalproblem hätten. Dies würde dann aber automatisch zu einer Selbstregulation führen, da entweder mehr Gehalt gezahlt werden müsste, um attraktiver zu werden, oder die Versorgung schlechter wird, was vielleicht mehr Leute zu einem dezentralen Denken führen würde...


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