Thema:
Re:Alles Nazis ausser mir flat
Autor: Pezking
Datum:24.01.19 17:20
Antwort auf:Alles Nazis ausser mir von alex

>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/unfollowme-alles-nazis-ausser-mir-kolumne-von-jan-fleischhauer-a-1249721.html]
>
>Interessanter Beitrag von Jan Fleischhauer, der aber wieder auf taube Ohren stossen wird.


Ich bin auch kein großer Freund von #wirsindmehr oder diese #unfollowme.

#wirsindmehr ging zwar nach den Nazidemos von Chemnitz als erheblich größerer Gegenpol schon irgendwie runter wie Öl, aber letztendlich fördern solche Formulierungen und Kategorisierungen nur eben jenes Schubladendenken, von dem vor allem die Rechten profitieren.

Gleichzeitig muss man sich aber auch überlegen, wie man am besten dafür sorgen kann, dass Rechtsradikale (bzw. Leute, die Rechtsradikalen auf den Leim gehen) gesellschaftlich anecken. Es darf nicht egal und beliebig sein, ob jemand eine Form von Gedankengut propagiert, das ungesund weit rechts anmutet und den Grundsätzen eines demokratischen Rechtsstaat widersprcht.

Natürlich soll es nicht verboten oder unter Strafe gestellt werden, wenn man Rechtsradikaler, AfD-Wähler, Rassist oder waschechter Neonazi ist. Solange das nicht in etablierte Straftatbestände hineinragt, fällt das unter Meinungsfreiheit.

Meinungsfreiheit bedeutet jedoch nicht, dass man vor Widerworten, entgegengesetzten Meinungen oder Vorwürfen geschützt ist. Oder davor, dass sich Leute von einem abwenden. Und das ist auch richtig so und elementar wichtig für einen demokratischen Rechtsstaat. Niemand hat ein Recht darauf, nur Applaus oder Schweigen ernten zu dürfen. Und man muss es sich auch mit Leuten verscherzen können.

Wie man mit solchen Leuten nun am besten umgeht, ist ein schwieriges Thema. Ich bin mir sicher, dass man ausgerechnet in sozialen Netzwerken keine final zielführende Antwort darauf finden wird.

Letztendlich ist es vermutlich so, dass man daraus einfach keine Bewegung machen darf, denn dann landet man viel zu schnell wieder in unsäglichen Lagerkämpfen. Es stellt sich vielmehr die Frage, wie man individuell mit solchen Phänomenen im eigenen Umfeld umgehen sollte. Da wird jeder selbst am besten einschätzen können, wie ein gesundes Anecken aussehen kann.

Dieses Anecken ist allein deshalb schon wichtig, damit sich diese Leute nicht einbilden, ihre Bubble wäre größer als sie ist. Stichwort Reality Check.

Aber ob das nun so weit geht, dass man den Kontakt mit jemandem abbricht: Das muss jeder selbst wissen. Das ist ggf. eine völlig legitime Entscheidung. Aber nichts, wozu man mit einer extra aufgezogenen Kampagne aufrufen sollte.


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