Thema:
Re:Michael Moores neuester Film flat
Autor: token
Datum:17.01.19 09:30
Antwort auf:Michael Moores neuester Film von Gaius B.

Danke für den Link, das ist in meiner Bubble an mir vorbei gegangen.
Klar ist es Moore und damit teils recht plakativ, aber Moore hat das Herz schon am rechten Fleck, hat ein Gespür für die Menschen und konstruiert sich nicht zwanghaft was zusammen was so nicht da wäre, sondern inszeniert die wunden Punkte.

Die dort herausgezeichneten Probleme haben allerdings kein US-Patent sondern betreffen auch uns im Grundsatz genau so. Es gibt schon erstaunliche Parallelen im Hinblick auf den linken politischen Flügel, auch wir haben mit Gerhard Schröder unseren eigenen Bill Clinton der den Grundstock für einen massiven Vertrauensverlust gelegt hat und eine fraktionsübergreifende Gleichförmigkeit von politischer Führung in Gang setzte die bis heute Bestand hat. Die SPD ist ja nicht deswegen kaputt weil die Leute sie nicht mehr wählen, die Leute wählen sie nicht mehr weil sie kaputt ist und nicht mehr für die Interessen steht für die sie zu stehen wirbt.

Das System ist einfach global korrumpiert, wobei Korruption zu harsch ist, es ist halt kompliziert, aber da ist eine Verwebung der politischen Schaltzentrale mit einer kleinen Riege von Interessenträgern, deren Motive eine Vorfahrtregelung vor den Motiven der Gesellschaft genießen. Sowas wie sauber Wasser für GM während die Bürger ignoriert werden, haben wir zwar nicht in diesem offensichtlichen Ausmaß, aber in der Grundproblematik doch ganz genau so.

Dieses System ist in der Tat im Gesamtbild über die Zeit schleichend zu etwas degeneriert wo natürlich nicht alles am Arsch ist. Wir haben immer noch Journalisten mit denen wir selbst zur Schule gegangen sind und keinen Propaganda-Apparat, wir haben in der Politik in lokalen Bereichen genauso die Politiker bei etablierten Parteien die sich den Arsch aufreißen und sich den Interessen der Menschen die sie gewählt haben verpflichtet fühlen.

Aber je höher es nach oben geht, je mehr wir uns den Machtzentren nähern, umso mehr bekommen die Strukturen den Charakter eines Habitats mit einer bemerkenswerten Statik im Personalbereich.

Ich war ja selbst aus ähnlichen Gründen äußerst frustriert über unseren politischen Apparat und hab auch selbst in einer Wahl bewusst nicht gewählt. Nicht zu wählen war gezielt die Wahl, nicht mehr das Spielchen mit einer Satirepartei, ganz bewusst beide Mittelfinger nach oben und nicht nur einen. Das wieder zu ändern lag maßgeblich am Aufschwung von Rechtspopulisten. Man sitzt irgendwie in der Falle, einerseits würde man dieses System gerne auseinanderreißen, anderseits aber eben nicht die Ideale für die dieses System steht. Die Ideale sind nicht falsch, sie wurden nur schleichend unterwandert. Rechtspopulisten sind nun genau das Werkzeug mit dem man diesen Apparat kaputt machen kann, aber eben auch Scharlatane die auch vorrangig die Ideale im Visier haben, von denen man ja weiterhin überzeugt ist. Was also tun?


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