Thema:
Re:Oh wow flat
Autor: magus
Datum:15.01.19 11:24
Antwort auf:Re:Oh wow von MOGli

>>>Er prangert generell die These an, dass alle alles gleich könnten. Das sieht er propagiert und lehnt sich dagegen auf. Konstruktiv steuert er in meinen Augen nichts bei - in meinen Augen ist auch nicht das Problem, dass alle gleich sein sollen, sondern wie ein System es dem Individuum ermöglichen sollte, die gleichen Chancen wie andere zu haben, ein gestecktes Ziel erreichen zu können.
>>
>>Genau darum geht es ihm doch Hauptsächlich.
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>Sehe ich nicht so. siehe unten.
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>>Er bremst dort wo Ideologie und politische Ziele über gesunden Menschenverstand gestellt werden. Statt also per Gesetz eine Frauenquote einzuführen, sollte man den Frauen selbst überlassen ob sie das überhaupt wollen.
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>>Ich hab mich mit einigen Frauen darüber unterhalten und ein Satz von einer bekannten ist bei mir hängen geblieben: "Früher haben wir uns Hochgeschlafen und im 21 Jahrhundert wurden wir mir Samthandschuhen aufs Podest gehoben. Ich weiß nicht was ich schlimmer finden soll, weil beides zeigt, dass wir es nicht aus eigener Kraft schaffen können"
>>
>>Peterson argumentiert halt, dass man Fair bleiben soll und statt einen Prozess künstlich zu beschleunigen, sollte man einfach abwarten. Die Unis haben doch fast überall einen größeren Frauenanteil und in 10-20 Jahren haben es diese Frauen auf dem normalen Weg geschafft in die oberen Etagen.
>>
>>Wenn man solche Gesetze verabschiedet sagt man Frauen "Wir glauben nicht das ihr das selbst schafft" und Männern "Es geht nicht mehr darum wer gute Arbeit leistet sondern darum welches Geschlecht du hast"
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>Hier will ich energisch widersprechen. Wenn keine Regeln von oben kommen, ändert sich hier schlicht nichts. Das Abwarten und Hoffen auf Besserung hat nichts bislang wenig gebracht. Geradezu grotesk in Verbindung mit Peterson, der

empirische Beobachtung hochhält.

Das ist halt einfach nicht wahr und ein an den Haaren herbeigezogenes Argument das jegliche Entwicklungen in den letzten 50 Jahren unter den Tisch kehrt und so tut als ob wir immer noch in den 50ern Leben und alle Frauen nur am Herd stehen. Wir haben aktuell einen Frauenanteil von über 20 % in allen Branchen. In manchen ist es besser (Gesundheitswesen) und in Manchen nicht so gut (Handwerk). Das heißt aber doch nur, dass Luft zu Verbesserung da ist und nicht das alles schlecht ist und man da dringend eingreifen muss. Oder wollste Handwerksbetriebe jetzt zwingen mehr Frauen einzustellen? Fun Fact: Die meisten Frauen haben keinen bock auf z.B. IT Berufe bei denen man den ganzen Tag am PC hockt in einer Nerdhöhle. Das soll nicht heißen das es keine gibt. Aber ich mache hier gerade ne Umschulung zum Anwendungsentwickler und wir haben einen Frauenanteil von unter 10% und das ist einfach so, weil Frauen diesen Job nicht gerne machen und bestimmt nicht deswegen weil das Arbeitsamt (Ich werde ja gefördert) das den Arbeitslosen Frauen nicht anbietet. Die Damen gehen lieber in die Pflege. Über die Gründe darüber kann man jetzt natürlich streiten. Viele werden sagen, dass Frauen einen Bogen um bestimmte Berufe machen, weil es Männerdomänen sind und zum Teil würde ich da den Leuten auch Recht geben. Aber schau doch einfach mal 10 Jahre oder mehr zurück. Da waren die Frauenanteile z.B. in der IT gar nicht vorhanden und mit den Jahren hat sich das immer weiter zum positiven entwickelt.

Ich arbeite z.B. in einem der größten Start Ups Deutschland mit weit über 500 Angestellten in ganz Deutschland und der Frauenanteil liegt bei fast 50% und das zieht sich so durch fast alle Ebenen. In einigen Abteilungen arbeiten 80% Frauen und dafür dann in der IT nur 20%. Aber gerade erst zum Anfang des Jahres wurde eine Dame zum Head of ihrer Abteilung befördert und weißte warum sie die Stelle gekriegt hat? Weil sie die beste Wahl war und nicht weil sie ein Frau ist.

Klar, bei nem Dax Konzern von anno dazumal, wirste das so nicht vorfinden, aber diese passen sich auch immer mehr an und mit der Zeit wird das überall normal sein.  

Der Staat glaubt sich hier einmischen zu können mit Frauenquoten und das halte ich einfach für falsch. man kann gesellschafliche Entwiclungen wie diese doch nicht erzwingen wollen ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken. In 10-20 Jahren (vielleicht auch ein paar Jahre mehr) wird sich das von selbst Regeln und ein Eingriff jetzt bedeutet nur, dass es nicht mehr um Kompetenz geht sondern darum welcher Minderheit ich angehöre.

Überspitzt: Als Mann hätte ich automatisch bessere Karrierechancen, wenn ich mich zukünftig als Frau identifizieren.

Das kann man doch nicht ernsthaft wollen und gutheißen. Selbst unter Feministinnen ist das Thema umstritten. Deswegen sollte man jetzt auch nicht so tun, als ob das Klar wie Kloßbrühe ist, dass ne Frauenquote super ist.

>
>Das Zitat Deiner Bekannten ist hochproblematisch, weil es die Situation völlig pervertiert. Das Hochschlafen wird als Waffe der Frau dargestellt, und die Förderung von Frauen wird als etwas unverdientes dargestellt. Dabei ist die Formulierung und Intention immer "bei GLEICHER QUALIFIKATION werden Behinderte/Frauen/Minderheiten bevorzugt eingestellt".


Genau. Eine Gruppe Bevorzugen steht hier über Chancengleichheit für alle. Das ist nicht Fair sondern in meinen Augen Diskriminierung mit staatlichem Gütesiegel.

Die Unternehmen werden dann doch nur darauf achten ihre Quoten zu erfüllen und diese Positionen auf Schattenpositionen stellen, wo sie keinen Schaden anrichten können.

>Das wird gerne unzulässig verkürzt. Erinnert mich an ein anderes schönes Zitat zu "Männer-Tagen": Männer brauchen keinen besonderen Tag, es ist quasi jeder Tag Männer-Tag.

Ach Gott. Wir priviligierten Männer, die alles geschenkt bekommen und nichts dafür tun müssen. Das ist mir einfach zu 1968.

>Ich glaube, hier ist unsere Sicht bei weitem nicht komplett. Peterson hingegen sieht das schon klar, und deshalb finde ich seine Aussagen dazu nicht gut. Es ist eine Förderung nötig, und seine freiheitsbedrohende Ausmalung ist klar wider besseres Wissen.

Das ist deine Meinung und ich verstehe das. Du hast auf jeden Fall auch Recht damit, dass man nicht untätig rumsitzen darf und so tun sollte dass alles super ist wie es ist. Trotzdem sollte man bei aller Vernunft auf die das Thema Frauenquote aufbaut nicht vergessen, dass es genügend valide Kritik aus allen Schichten (Frauen, Männer, Minderheiten linke und Rechte gibt) und das Thema bis heute in vielen Kreisen umstritten.

Also, dass wir uns nicht Falsch verstehen: (Ich weiß das einige das hier gerne tun. Meine damit aber nicht dich spezifisch.) Ich bin auch dafür dass wir mehr Frauen in Führungspositionen brauchen. Einfach weil Frauen viele Qualitäten mitbringen die Männern fehlen und das für uns alle nur im positiven Enden kann und jeder der meint "Frauen haben zu Hause zu sitzen" Haben für mich einen an der klatsche. Ich bin aber genau wie Peterson eigentlich schon immer der Meinung gewesen, dass man hier der Gesellschaft nichts aufzwingen sollte.

Das ganze ist ein natürlicher Prozess und das einzige was der Staat machen sollte, ist gleich Bedingungen für alle zu schaffen und nicht Dinge zu erzwingen. Das führt nur zu Konflikten (Ja, viele Argumentieren, dass dieser Konflikt notwendig ist, aber ich hab ehrlich gesagt keine Lust bei jeder Beförderung im Unternehmen in Zukunft Angst haben zu müssen, dass ich verlieren kann nur weil ich ein Mann bin.)

>
>EDIT: Alles Gute natürlich für die Prüfung - hoffe, Du hast sie geschafft und kannst das Erreichte genießen. Deine Bekannte scheint mir wirklich krass.


Ist sie wirklich Krass, wenn sie sich wünscht als Frau nicht noch vom Staat bevormundet und bevorzugt (einfach anders) behandelt zu werden nur weil sie eine Frau ist?

Schau dir dazu z.B. Mai Libsen aus Norwegen an. Die Frau sitzt in was weiß ich wie vielen Aufsichtsräten und hat nur schlechtes zu sagen über Frauenquoten.

Darüber streiten Feministinnen schon seit Jahren und deswegen sehe ich an der Aussage meiner bekannten IMHO nichts wirklich krasses. Ihre Befürchtung ist doch einfach, dass Frauen sich so keinen Respekt verdienen können, sondern weiterhin auf ihr Geschlecht reduziert werden. Denn egal ob Hochschlafen oder Frauenquote beides bedeutet für Sie eigentlich nur, dass man am Ende nicht wirklich qualifiziert war für den Job.

Ich kann sie gut verstehen. Ich würde mir auch komisch vorkommen, wenn ich als Mann (oder Immigrant bzw Sohn von Immigranten) plötzlich ne Sonderbehandlung bekommen würde.

Vielleicht geht's da auch nur mir so, aber ich möchte als Mann und Sohn von Immigranten nicht besser oder anders behandelt werden als eine Frau die deutsche Eltern hat.

Verstehst du was ich meine?


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