Thema:
Re:Oh wow flat
Autor: magus
Datum:15.01.19 09:16
Antwort auf:Re:Oh wow von MOGli

>mit Verlaub: Du hast tse doch nun wirklich zuerst von der Seite angemacht und ihn mit ganz grobem Pinsel angestrichen.

Ja, da hast du Recht und heute nachdem ich drüber geschlafen habe, muss ich sagen, dass mich auf jeden Fall nicht ganz Fair verhalten habe.

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>Ich musste bei Dir auch nachfragen, was genau Du denn "HUI" findest, gerade weil Peterson in meinen Augen primär polarisiert über die "Freie Rede über alles"-Schiene. Er sieht überall Maulkörbe und Denkverbote. Die US-Situation kann ich nicht beurteilen. Ich glaube weiterhin, dass insofern alles in Ordnung ist, da jeder sprechen darf - nicht erwarten kann, gleiches Gehör zu finden, und auch mit Widerrede rechnen muss.


Wir sehen doch gerade an der Kretzschmer Debatte (die hier leider nicht stattfindet) dass dem nicht so ist. Klar ist das in den USA oder Canada nochmal was ganz anderes. Widerrede ist auch nicht schlimm und gehört ja zu einem gesunden Diskurs dazu.

Aber schau dir doch mal den extremfall Shitstorms an. Als ob du irgendwelche fairness herrscht. (Das ist nur ein Beispiel. Sitz gerade im Unterricht und hab nicht die Zeit alles auszuführen.)

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>Inhaltlich kann ich es nicht 100% beurteilen - der hier verlinkte Artikel, der von ihm reichlich Nebulöses und Platitüden zitiert, lässt bei mir erstmal die Luft aus dem Hui.


Ja, so kann ich jeden Gegner Mundtot machen. Hier hat er mal das in nem Nebensatz gesagt, hier hat er mal Sympathien dafür gezeigt und fertig ist die allgemeine Meinung.

Es geht dann ganz schnell nur um "Was ist die allgemeine Meinung über XY" statt "Was hat XY denn gesagt, lass mal hören damit ich das selbst beurteilen kann"

>Ich persönlich hatte über ihn irgendwann mal ein Video gesehen, dass ihn eher von der rhetorischen Seite betrachtete, wie er die Angriffe in einer Talkshow parierte - erstmal unabhängig von seinen Thesen. Es ging da nur um Gesprächstechnik, primär natürlich die unfaire und ignorante Herangehensweise seines Gegenübers.

Das ist das Channel 4 Interview. Schau dir, wenn du Lust hast dich mit ihm zu befassen, einfach mal eins seiner langen Interviews an, die er der GQ gegeben hat oder einer seiner Talks bei z.B. Joe Rogan.

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>Was bei mir hängenblieb (jetzt ist mir auch wieder eingefallen, wo ich ihn gesehen habe), war ein Ausschnitt aus Joe Rogans Podcast, wo er kurz zusammenfasste, was ich oben zitiert habe: beobachtbare Unterschiede unter möglichst gleich gestellten Rahmenbedingungen. Dass man nicht bestreiten kann, dass es Unterschiede gibt, sehe ich ein. Die Fragen ist nur, welche Unterschiede als relevant angesehen werden und ob man wirklich sagen kann, dass die Rahmenbedingungen wirklich gleich sind. Er stellt den Versuchsaufbau ja als korrekt dar. Und dann halt, was die Lehre aus der Beobachtung sein soll. Im Podcast schien er mir vom Ende her zu argumentieren: Es gebe Unterschiede, damit solle man sich abfinden (und daher keine weiteren Bemühungen in gleiche Rahmenbedingungen stecken).


Was bei mir hängen geblieben ist: Man sollte sich abfinden das Frau und Mann unterschiedlich sind und trotzdem beide gleichwertig bzw. Fair behandeln, ohne den einen oder anderen zu bevorzugen oder gar mit Gewalt (per Gesetz) in etwas reinzuprügeln.

>Auf seinem Fachgebiet rumzureiten und dann gleichzeitig zu etwas fachfremden (Klimawandel) auch etwas sagen zu müssen, wirft in meinen Augen ein schlechtes Licht auf ihn.

ja das mit dem Klimawandel ist mir auch nicht ganz Koscher. Er sagt aber, dass er für die UN gearbeitet hat und so über 200 Dokumente zu dem Thema gelesen hat, was ihn am Ende positiver gestimmt hat, als vorher.

>Ich seh da schon einen klaren Willen zur Provokation, und eben nicht das von Dir beschriebene Brückenbauen.

Als Brückenbauer würde ich ihn auch nicht bezeichnen. Eher als jemanden der über die Brücke geht auch wenn sie unter Beschuss steht. ;)

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>In deinem restlichen Text beschreibst Du hauptsächlich, dass Dir ein breites Spektrum in der Diksussion wichtig ist, dass Du Dir eine bessere Diskussionskultur ohne ideologische Barrieren wünschst, aber ich lese nichts, wo Peterson INHALTLICH dazu etwas beisteuert.


Ist das in Ordnung, wenn ich das später nachliefere? :)


>Er prangert generell die These an, dass alle alles gleich könnten. Das sieht er propagiert und lehnt sich dagegen auf. Konstruktiv steuert er in meinen Augen nichts bei - in meinen Augen ist auch nicht das Problem, dass alle gleich sein sollen, sondern wie ein System es dem Individuum ermöglichen sollte, die gleichen Chancen wie andere zu haben, ein gestecktes Ziel erreichen zu können.

Genau darum geht es ihm doch Hauptsächlich.

>Und ich rede hier natürlich nicht von biologisch unmöglichen Zielen, wie dass eine Frau x kg Bankdrücken soll. Das finde ich in dem Teil seines Outputs, zu dem ich was sagen kann, halt unsauber: es geht um erreichbares in der Gesellschaft, und da sollte dran gearbeitet werden. Ich sehe ihn da als jemanden, der eher fürs Bremsen argumentiert.

Er bremst dort wo Ideologie und politische Ziele über gesunden Menschenverstand gestellt werden. Statt also per Gesetz eine Frauenquote einzuführen, sollte man den Frauen selbst überlassen ob sie das überhaupt wollen.

Ich hab mich mit einigen Frauen darüber unterhalten und ein Satz von einer bekannten ist bei mir hängen geblieben: "Früher haben wir uns Hochgeschlafen und im 21 Jahrhundert wurden wir mir Samthandschuhen aufs Podest gehoben. Ich weiß nicht was ich schlimmer finden soll, weil beides zeigt, dass wir es nicht aus eigener Kraft schaffen können"

Peterson argumentiert halt, dass man Fair bleiben soll und statt einen Prozess künstlich zu beschleunigen, sollte man einfach abwarten. Die Unis haben doch fast überall einen größeren Frauenanteil und in 10-20 Jahren haben es diese Frauen auf dem normalen Weg geschafft in die oberen Etagen.

Wenn man solche Gesetze verabschiedet sagt man Frauen "Wir glauben nicht das ihr das selbst schafft" und Männern "Es geht nicht mehr darum wer gute Arbeit leistet sondern darum welches Geschlecht du hast"

Klar werden hier und andererseits Menschen dagegen argumentieren, aber dann kann man ja an einem Kompromiss arbeiten. Vielerorts ist es aber so, dass sobald man sagt: "Ich finde Frauenquoten doof" es sofort nur noch um die Person geht die das gesagt hat und man muss sich Fragen gefallen lassen wie "Warum hasst du Frauen?"

Das ist nun mal was er anprangert und er sieht den Grund dafür halt in Unis die seit Jahrzehnten was von Gleichberechtigung gefaselt haben aber Chancengleichheit nur im Nebensatz erwähnt haben.

Verdammt, jetzt hab ich doch so viel geschrieben. Hab jetzt Prüfung. Später gerne mehr und detaillierter. :)


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