Thema:
Soso, Mieterprotest ist also 'salon-bolschewistisch'?! flat
Autor: KikjaR
Datum:07.01.19 10:54
Antwort auf:Berlin will arm bleiben von Telemesse

Kannte das (Schimpf)Wort gar nicht und musste das erstmal nachschlagen.
Jedenfalls ist die Situation in der Karl-Marx-Allee weitaus komplexer, als es der NZZ Artikel offenbart.
"Deutsche Wohnen" (der Investor) kauft in der Karl-Marx-Allee vermehrt Wohnblocks von einer anderen Gesellschaft(Predac Immobillien) auf, die dort seit den 90er in deren Besitz war. Man hätte aber laut Altlastengesetz vorher den Mietern die Wohnungen zur Eigentumsbildung anbieten müssen. Da gab's dann Ende des letzten Jahres gerichtliche Verfügungen zum Stopp dieser Verkäufe.
Die Angst der Mieter vor Modernisierungsmaßnahmen mit anschließenden Mieterhöhungen oder Eigenbedarfskündigungen ist natürlich aus Erfahrungen der Vergangenheit nachvollziehbar, auch wenn sie die "Deutsche Wohnen" fürs Erste ausschließt. Aber der Berliner Wohnungsmarkt und auch 'Deutsche Wohnen' hat in der Vergangenheit nur zu häufig gezeigt, wohin die Reise beim privaten Immobilienmarkt geht.
Also nehmen die Mieter und die Gewobag ein finanzielles und juristisches Risiko auf sich, um den Wohnungsbestand in öffentlicher Hand zusammen- und organisiert zuhalten. Als Altmieter nimmst du so ein Wagnis mal eben nicht aus Langeweile in Angriff, da steckt berechtigte Angst seine Wohnung zu verlieren dahinter.
Und das da nun die Politik und landeseigene Immobiliengesellschaften helfen, mag für dich ideologischer Grabenkampf sein, ich seh es als Schritt und Zeichen der anhaltenden Wohnungsmarktprivatisierung und Mietpreissteigerung einen Gegenpol zu setzen.


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