Thema:
Als ob das alles so einfach wäre flat
Autor: Telemesse
Datum:06.01.19 01:00
Antwort auf:Hoher Mindestlohn lohnt. 15$ bei Amazon und McDonalds von FS

Es ist sicherlich unstrittig das ein Erwerbstätiger von einem Vollzeitjob ordentlich leben können sollte. Was ein Unternehmen einem Mitarbeiter zahlen kann liegt aber eben auch einfach an der Umsatz bzw. Ertragslage desselbigen. Nun gibt es sicherlich Branchen oder Unternehmen, die ordentliche Gewinne erwirtschaften und in denen eine Erhöhung der Mitarbeitervergütungen nicht nur wünschenswert sondern auch notwendig sind. Daneben gibt es aber auch Unternehmen oder ganze Branchen in denen die Ertragslage recht dünn ist und die auch kaum eine Möglichkeit haben steigende Lohnkosten über höhere Preise zu kompensieren. Gilt insbesondere für stationären Einzelandel, Gastro und spezielle Dienstleistungsbereiche. Klar wird man auch da Ausnahmen finden können aber in der Masse sieht es da alles andere als rosig aus. D.h. Problem ist nicht das Gehalt des im gewerkschaftlich organisierten Konzern Beschäftigten Lohnarbeiters sondern die Problematik liegt eher bei Kleinbetrieben, Kleinen Einzelunternehmen und Selbstständigen Kleinstunternehmern sowie in diversen Branchen die generell keine großen Ertragspolster haben.
Ein Bäcker, Friseur oder Gastwirt der nicht im hippen Szeneviertel in der Metropole angesiedelt ist sondern eher im ländlichen Bereich in Thüringen, Friesland oder Meckpomm wird einfach oftmals wirtschaftlich keinen Spielraum für höhere Vergütungen haben. D.h. es muss also ein Model her wie der Friseursalon in Neustadt an der Orla existieren kann und ein paar Leuten ein Beschäftigungsverhältniss für eine notwendige Dienstleistung ermöglicht, die er zu Preisen anbieten kann die noch bezahlbar sind. Aktuell wird es ja bereits gesellschaftlich toleriert, daß viele Dienstleistungen (Friseur, Maler, Handwerker, private Haushaltshilfen etc.) in nicht unerheblichem Maße in die Schattenwirtschaft abrutschen. Und das ja nicht weil die Inanspruchnehmer alle Kriminelle wären, sondern weil sie sich diese Dienstleistung, die sie oftmals dringend benötigen legal einfach gar nicht leisten könnten. Der bloße Ruf nach höheren Löhnen mag da jetzt zwar ganz simpel klingen, würde aber eben auch bedeuten, das bestimmte Handel- und Dienstleistungsbranchen in strukturschwachen Regionen kaum überleben könnten. Wer das bestreitet dem steht es ja frei sich selbst mal mit einem Laden ausserhalb der Großstädte zu versuchen. Und wer einen Mindestlohn für New York abfeiert, der aber noch lange kein Standard für ganz USA ist der kann das vielleicht mit München oder Hamburg vergleichen aber doch beim besten willen nicht schlussfolgern, daß das automatisch die Ideallösung für ganz Deutschland wäre ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden wie das ganze bezahlt werden soll.


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