Thema:
Ich würde es Emotionalisierung und Dramatisierung nennen flat
Autor: MOGli
Datum:24.12.18 08:54
Antwort auf:Die Verniedlichung der Welt von Rand al'Thor

Wir sind zu bequem und dramaversessen. Viel der Berichterstattung stellt komplexere Prozesse, in die vieles und viele eingebunden sind, als Einzelereignisse dar, am besten noch mit Held und Bösewicht, und natürlich Emotionen.

Mich regt das bei Berichten über Naturwissenschaft auf. Z.B. in dem Artikel über den deutschen "Gewinner" der Fields-Medaille. Keine prägnante Beschreibung, was sein Forschungsfeld bedeutet, welche Relevanz es hat. Das Ereignis sollte Anlass sein, das Thema näherzubringen, stattdessen liest man über seine Wuschelhaare etc. Oder ein Artikel zu maschineller Übersetzung. Da wurde FJ Och wie ein Popstar dargestellt, "er bringt den Maschinen blabla bei"... Dass da Teams hinter stehen, auf was solche Arbeiten prinzipiell aufbauen - kaum ein Wort. Ist mir in Erinnerung geblieben, weil er zu Zeiten meiner Diplomarbeit am gleichen Lehrstuhl promovierte. Solche Darstellungen packen alles in eine Gefühlssoße und die darunterliegenden Prozesse sind Emo-Hintergrundtapete - schlimmer noch: es wird dem Leser als etwas mystisches verkauft, statt Dinge grob einordbar zu machen. Es schließt den Leser als dumm aus, statt ihn zu erhellen.

Oder historische Ereignisse: werden viel zu oft als singuläre Ereignisse dargestellt - das erinnert mich fatal an den damailigen Geschichtsunterricht: Immer schön die Jahreszahlen runterbeten und vielleicht noch die Namen der bescheuerten Könige.


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