Thema:
Re:Linksliberale schotten sich ab flat
Autor: ChRoM
Datum:24.11.18 14:48
Antwort auf:Re:Linksliberale schotten sich ab von FS

>Für Dich (vermute ich mal) wäre das sicher eine Position "Wir sollten alle Grenzen und alle Kontrollen abschaffen, überall". Da gibt es bei Dir sicher keinen Grund darüber zu debattieren. Das widerspricht fundamental Deiner Überzeugung.

Das ist doch ein schönes Beispiel. Ich stimme dieser Aussage insofern zu, als dass sie einen erstrebenswerten Idealzustand beschreibt, den wir irgendwann vielleicht erreichen können. Wenn sich der Lebensstandard weltweit angleicht, kann man Dinge wie Niederlassungsfreiheit weltweit ausdehnen. Gleichzeitig muss man aber sehen, dass diese Vision unter den jetzigen Voraussetzungen nicht verwirklichbar ist. Die Gründe kann man aufzählen, ich muss sie in diesem Kontext aber glaube ich nicht nennen. Und dann höre ich mir von meinem Gegenüber gerne an, warum offene Grenzen seiner Meinung nach doch funktionieren. Wenn nach mehrmaligem Nachfragen nicht mehr kommt als "das ist ein Gebot der Menschlichkeit!", dann muss man einsehen, dass das zu nix führt. Aber erst dann. Ich sehe keinen Grund und keine Rechtfertigung dafür, Gespräche von vorne herein abzulehnen.

>Genauso gibt es Positionen bei der AfD, NPD und anderen Rechten, dass man darüber als linksliberaler nicht verhandeln braucht weil es da keinen Kompromiss geben kann. "Humanismus ist nicht verhandelbar" ist so etwas. Das ist halt das Fundament der politischen Überzeugung.

Wer will den Humanismus abschaffen? Humanismus ist aber kein Konzept das erklärt, um beim obigen Beispiel zu bleiben, dass offene Grenzen funktionieren. Aktuell sind knapp 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Wenn die EU als einzige Region weltweit sagt: Refugees welcome, unsere Grenzen sind offen für alle. Und alle die kommen, haben volles Anrecht auf die örtlichen Sozialhilfen. Das schau ich mir an, wie lange das funktiniert und ob es länger als 2 Jahre dauert, bis in den besonders attraktiven Einwanderungsländern der soziale Frieden kollabiert, Populisten an die Macht kommen und ein EU-Austritt ernsthaft in Erwägung gezogen wird. Gute Taten kann man nicht isoliert betrachten. Es gibt Folgen. Wer Forderungen stellt, sollte sich Diskussionen über die Auswirkungen und Umsetzbarkeit seiner Forderungen nicht entziehen.


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