Thema:
Puh, das Totschlag-Argument Nr. 1. flat
Autor: Sockenpapst
Datum:22.11.18 12:34
Antwort auf:Irgendwie doch auch nur der nächste Neiddebatten-Nagel von thestraightedge

>Grundsätzlich bügelt der Artikel doch leider - so wie Du übrigens auch - wieder über alle notwendigen Feinheiten hinweg.

Wie gut, dass Du zur dringend erforderlichen Differenzierung erst mal mit der Neiddebatten-Keule ums Eck kommst. :)
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>Ein gutes Gehalt, welches vielleicht statistisch im Spektrum "reich" liegt, relativiert sich eben doch durch genau die Themen, die Du selbst ansprichst. Man will bleibende Werte schaffen, vielleicht den Kindern ein Haus übergeben. Und dann drückt: Zinslast, Instandhaltung, und das Leben an sich.


Ja. Ein, wie in diesem Fall tatsächlich, höherer Lebensstandard erfordert auch höhere Ausgaben. Ändert halt absolut nichts an der Bewertung der Einnahmen. Sonst sind wir gleich wieder beim Millionen-Promi mit ausgereiztem Dispo.

>Bei allen Abgaben (Kindergarten, Steuern, ...) ist man eh ganz oben dabei.

Deshalb ist es so schön, dass der Artikel Netto-Einkommen ansetzt...
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>Und plötzlich relativiert sich so ein Gehalt nicht nur gefühlt, wegen Geigenunterricht und SUV, sondern auch real. Lebt man trotzdem auf hohem Niveau und will sich nicht beklagen? Sicher! Ist man "reich" und damit "safe"?


Ich bin ehrlich fasziniert davon, wie sehr Du und andere sich an der bloßen Begrifflichkeit "reich" aufziehen. Habe ich zur Kenntnis genommen, kann ich mittlerweile auch nachvollziehen, obschon nicht verstehen. Aber das in mein Problem.
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>Grundsätzlich ist leider mit der provokanten Headline "reich sind immer die anderen" schon alles gesagt. Gehälter, die dort als reich angesetzt werden, taugen in der Großstadt zur guten Mittelschicht, nicht mehr.


Ja, soll man jetzt einen Artikel schreiben, in denen Gehälter und Vermögen bis auf Straßenzugsebene runtergerechnet werden, nach dem Motto "In Duisburg, Pollmann-Eck ist man mit 40k Einkommen reich, in Köln, Hohe Straße mit 180k"? Hier geht es um das jeweilige bundesdeutsche Mittel, dass sich da kaum eine Einzelperson in ihrer individuellen Lebensrealität wiederfindet, ist doch selbstverständlich. Dennoch helfen nun einmal nur Gesamtwerte und -verteilungen zur u.a. steuerlichen Beurteilung weiter.

>Währenddessen vermehren die wirklich reichen mit Leichtigkeit ihr Kapital.

Fingerzeigen auf andere ist nicht immer eine Lösung.

Und ganz ehrlich: Allein schon um zu klären, wo genau diese "wirklich Reichen" eigentlich anfangen, ist es so wichtig, auf die Einkommens- und Vermögensrealitäten im Land hinzuweisen.
Denn ansonsten geht es allein um die gefühlten und leicht instrumentalisierbaren Wahrheiten, wie auch übrigens um die, dass es der Mittelschicht in diesem Land unfassbar mies ginge und alles immer schlimmer werde, wie man es so häufig liest.


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